Kommentar Spannende Zeiten

Es ist ein bisher wohl einmaliger Vorgang in Nordrhein-Westfalen. Ein Stadtsportbund kündigt den mit der Stadt ausgehandelten "Pakt für den Sport". Was Städte wie beispielsweise Münster für sich als "Sternstunde für Stadt und Sport" werten, wurde in Bonn von Beginn an nie mit Leben erfüllt.

Dabei sah der Pakt in Bonn vor, dass einerseits Rat und Verwaltung, andererseits Stadtsportbund und Vereine auf der Basis vertrauensvoller Zusammenarbeit den Sport unterstützen und fördern sollten. Sie sollten gemeinsam Impulse setzen, Aufgabenschwerpunkte für die kommenden Jahre planen und somit die Plattform für eine zukunftsorientierte Sportentwicklung schaffen.

In der Realität aber wurde die finanzielle Förderung des Sports Jahr für Jahr gekürzt und die notwendigen Sanierungen von Schwimmbädern und Sportanlagen auf die lange Bank geschoben. Was aber ist ein Pakt wert, der nur aus Lippenbekenntnissen besteht, fragten sich nun die Bonner Sportvertreter - und zogen die logische Konsequenz: Kündigung!

Genau dieses konsequente Vorgehen, das die neu gegründete Vereinsinitiative "Pro Sportstadt Bonn" mit ihren griffigen und überzeugenden Thesen auszeichnet, hat jetzt zum ersten Erfolg geführt. Sportdezernent Martin Schumacher kündigte an, sich bei den Haushaltsberatungen für eine deutliche Erhöhung der Sportförderung einzusetzen. Auch er sieht jetzt einen deutlichen Handlungsbedarf im Sport.

Die Bonner Vereine werten das als einen Anfang, zufriedengeben wird man sich damit nicht. Man fordert ein grundsätzliches Umdenken in Politik und Verwaltung, eine gerechtere Zuweisung der zur Verfügung stehenden Gelder für Sport und Kultur und verlässliche Konzepte. Und sie kündigen an, bei der Geltendmachung ihrer Forderungen einen langen Atem zu haben. Wer glaubte, der Bonner Sportprotest werde irgendwann von allein abebben, wird sich getäuscht sehen. Der Stadt stehen spannende Zeiten bevor.

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