Kommentar zur Hallen-Problematik in Bonn Spät, aber nicht zu spät

Meinung · Das Horror-Szenario der Bonner Sportler ist abgewendet. OB Sridharan will bei der Unterbringung von Flüchtlingen ohne weitere Sporthalle auskommen.

Es war befremdend und irgendwie sogar faszinierend, wie diese Stadt lange Zeit meinte, einen nicht unwesentlichen gesellschaftlichen Bereich ignorieren zu können. Den Sport. Knapp 80 000 Menschen sind im Stadtsportbund, der Dachorganisation der Vereine, organisiert. Darunter 50 000 Wähler. Erst jetzt, nach vielen Protesten und Petitionen, werden sie wirklich wahrgenommen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan will verhindern, dass weitere Sporthallen mit Flüchtlingen belegt werden. Diese Bekundung kommt spät, womöglich aber nicht zu spät.

Ohne Abstimmung mit dem Sport hatte die Stadt im Januar eine Liste mit 15 Hallen präsentiert, die bis zum Sommer sukzessive mit Flüchtlingen belegt werden sollten. Viele Vereine wären dadurch in Existenznot geraten. Keine Hallen, keine Mitglieder mehr, keine Zukunft. Offenbar hatte niemand darüber nachgedacht, welche Leistungen Sportvereine erbringen. Für ihre langjährigen Mitglieder, aber potenziell auch für Flüchtlinge. Es hätte viel Porzellan gerettet, Vereine und Verbände vorher zu konsultieren, welche Hallen womöglich doch – als ultima ratio – verzichtbar wären.

Sridharan hat jetzt zu verstehen gegeben, dass ihm der Sport am Herzen liegt. Er will den Dialog pflegen und sich mit den Protagonisten abstimmen, falls eines Tages doch eine Halle benötigt werden sollte. Dagegen kann sich der Sport nicht sperren, dagegen will er sich nicht sperren. Dass Reden hilft, wurde in anderen Städten längst bewiesen.

So zu verfahren, ist gut für die Stadt, für den Sport und auch für Flüchtlinge. Damit den Worten Taten folgen, braucht der OB jedoch auch die Unterstützung der Parteien. Dem Sport zu helfen, das ist ein Mannschaftssport.

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