Mit dem Kopf irgendwie immer beim Anderen

Die Leders sind eine echte Triathlon-Familie - "Nicoles Sieg hat einen höheren Stellenwert"

Bonn. Lothar Leder ist kein Mann der großen Gesten. Als der Sieger des Bonn-Triathlons von den Fotografen aufgefordert wird, sich in triumphale Pose zu stellen, ist dem Profi das fast peinlich. Einen Arm reckt er schnell in die Höhe, dann zieht es den "Ironman" wieder zurück an die Strecke. Leder wartet. Zuerst auf seine Konkurrenten Andreas Niedrig und Olaf Sabatschus - den Zweiten und Dritten. Man gratuliert sich, es wird geflachst. Dann aber ist Leder ganz geistesabwesend, schaut wieder auf die Strecke. "Jetzt bin ich ''mal gespannt", sagt der 30-Jährige. Die erste Läuferin, die ins Ziel kommt, trägt wie er einen blauen Rennanzug. Leder strahlt, denn in der Damenkonkurrenz siegt seine Ehefrau Nicole.

Für Ehemann Lothar hat der Erfolg seiner Frau einen besonderen Stellenwert: "Das ist gut für die Familie. Nicole muss zu Hause viel Stress aushalten. Deshalb hat ihr Sieg einen viel höheren Stellenwert als meiner." Für den sportlichen Erfolg des zweifachen Siegers beim Ironman in Roth steckt Nicole Leder in Trainingsdingen gerne zurück, kümmert sich um das zwei Jahre alte Töchterchen Mia und redet von "positivem Stress" - eine echte Triathlon-Familie eben. Alte Rollenklischees sind dabei längst kein Grund für die aktuellen Prioritäten: Lothar ist derzeit der erfolgreichere Sportler. Zudem lässt sich der Triathlon im Herrenbereich eher vermarkten - und da ist "L.L." ein echtes Markenzeichen.

Zwei dritte Plätze bei den inoffiziellen Weltmeisterschaften, dem Ironman in Hawaii, aus den Jahren 1996 und 1998 stehen für ihn zu Buche. "Ein Sieg da wäre natürlich das Tollste, aber da braucht man eine Super-Vorbereitung und einen optimalen Tag", meint der Eisenmann. Zwei Mal gabÓs für den Darmstädter bereits die schnellste Laufzeit auf der Südseeinsel.

Auch Ehefrau Nicole hat ihre Stärken im Laufen, was ihr auch in Bonn zu Gute kam. "Meine Schwäche ist das Schwimmen. Lothar dagegen ist sehr ausgeglichen", meint die ehemalige Informatik-Studentin selbstkritisch. Immerhin hat sie ihre Laufleistung im letzten Jahr bereits auf Rang 14 beim Triathlon-Mekka katapultiert. Im Hause Leder hofft man nun, dass sich die beste Deutsche des Vorjahres noch steigert. "Ein Platz in den Top Ten ist für sie das Ziel", meint Lothar.

Für einen solchen Erfolg zum Saisonabschluss wird auch in diesem Jahr noch der eine oder andere Trainingskilometer zu absolvieren sein. Häufig sieht man die Eheleute zusammen auf der Straße oder im Schwimmbad. "Wir gehen jeden Abend schwimmen", so der Deutsche Meister. Seine bessere Hälfte fügt hinzu: "Ein bis zwei Mal die Woche fahren wir auch locker Fahrrad oder wir laufen." Schwierig wirdÓs dann natürlich bei den Tempoeinheiten. Hierbei legt Lothar naturgemäß andere Zeiten vor. Dann passiert es, dass beide für sich im gleichen Tartan-Rund ihre Distanzen hinter sich bringen oder im gleichen Bad ihre Bahnen ziehen. Aber wahrscheinlich ist auch in diesen Momenten jeder mit dem Kopf irgendwie beim Anderen.

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