Pro Sportstadt Bonn Michael Scharf kandidiert für den SSB-Vorsitz

Bonn · Die Basisbewegung "Pro Sportstadt Bonn" (PSB) ist auf dem besten Weg, sich auch institutionell zu verankern und künftig sportpolitische Verantwortung für die etwa 76.000 Vereinsmitglieder aus Bonn und Umgebung zu übernehmen.

Am Montagabend um 21.38 Uhr erteilte die PSB-Vollversammlung ihrem Sprecher Michael Scharf mit großer Mehrheit den Auftrag, im Mai bei der Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes (SSB) für den Vorsitz zu kandidieren, den seit vielen Jahren Heinz-Helmich van Schewick innehat.

Der SSB als verlängerter institutioneller Arm des Landessportbundes (LSB) vertritt die Interessen des Bonner Sports gegenüber der Stadtverwaltung und der Lokalpolitik sowie auch überregional. "Wir haben mit dem Stadtsportbund die offizielle Vertretung des Bonner Sports und wir haben mit Pro Sportstadt Bonn die Bewegung des Bonner Sports, die aber keine offizielle Legitimation hat. Außer der Tatsache, dass sich über 90 Vereine mit mehr als 70.000 Mitgliedern in der PSB organisiert haben", analysierte Michael Scharf bei der PSB-Vollversammlung in den Räumen des Bonner THV den Status Quo.

Man sei an dem Punkt, "wo wir die Weichen in Richtung Zukunft stellen müssen". Eine "freundliche Übernahme" des SSB durch die erst vor gut einem Jahr gegründete Bürgerinitiative PSB zeichnet sich damit ab. "Es wird keine Schlammschlacht geben", sagte Michael Scharf dem GA: "Denn schließlich haben wir im Sport gemeinsame Interessen."

Zuvor hatte er der Versammlung erklärt, die PSB wolle "die jetzt im Stadtsportbund aktiven Personen gerne mitnehmen". Van Schewick habe er vergangene Woche über sein Vorhaben informiert, so Scharf, der die Aufgabe ehrenamtlich neben seinem Broterwerb als Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland in Köln ausüben würde.

Die Frage stellt sich nun, ob der amtierende SSB-Chef, der auch dem städtischen Kultur- und Sportausschuss vorsitzt, von einer Gegenkandidatur Abstand nimmt. Scharf wird derzeit in seiner Rolle als "Gesicht der PSB" ohnehin als der starke Mann des Bonner Sports wahrgenommen. Die Akzeptanz des SSB-Vorstandes bei den Mitgliedsvereinen hingegen scheint nicht überall hoch zu sein.

"Gemeinsam mit der PSB haben wir erheblich Einfluss genommen", hatte van Schewick vor zwei Wochen bei der Vorstellung des SSB-Jahresprogramms 2013 betont: "Und das wollen wir im Sinne des Sports in Bonn und Umgebung auch weiterhin." Dass die PSB und nicht der kraft Aufgaben-Definition verantwortliche SSB im Wesentlichen für die zuletzt erzielten Erfolge für die Bonner Sportvereine verantwortlich war, gesteht van Schewick ein.

"Die Initialzündung für die Bonner Politik, die Belange des Sports endlich ernst zu nehmen, ist von der PSB ausgegangen", sagte der SSB-Vorsitzende. In den entscheidenden Momenten agierten SSB und PSB gemeinsam - etwa, als die Sportstättennutzungsgebühr vom Stadtrat zurückgenommen wurde.

Inzwischen werde zukunfsorientiert diskutiert, betonte Michael Scharf am Montag. Problemfelder wie die Sportstättensanierung und eine Bürgerbeteiligung in der Frage der maroden Schwimmbäder will die PSB über eine Vision "Pro Sportstadt Bonn 2030" angehen. So bliebe auch der programmatische Name der Basisbewegung als "Marke" erhalten, wenn die PSB-Verantwortlichen künftig offizielle SSB-Ämter bekleiden sollten.

Bereitschaft dazu haben nach GA-Informationen neben Scharf die weiteren PSB-Sprecher Kay Milner und Rainer Wolff sowie Achim Dehnen, Elmar Heide-Schönrock, Frank Herboth und Michael Nickels signalisiert. Erst mit dem jetzt eingeleiteten Schritt kann es der PSB gelingen, ihr bürgerschaftliches Engagement auch in direkte sportpolitische Einflussnahme münden zu lassen.

LSB-Präsident Walter Schneeloch hatte kürzlich in einem Schreiben an die Stadt erklärt, der SSB sei rechtmäßiger Vertreter des Bonner Sports. Was bei der PSB neue Überlegungen erforderlich machte. "Wir haben diskutiert, wie es mit der PSB weitergeht. Wir wollen dauerhaft keine Parallelstrukturen", sagte Scharf. Das Ergebnis: "Wir haben die Bereitschaft, in den SSB und damit in die Verantwortung zu gehen."

Auch der Diskurs des Sports mit den Vertretern der Kultur über die Verteilung städtischer Fördergelder würde dann mit einer Stimme geführt. Das Beispiel der Bonner Initiative hat im Übrigen bundesweit aufhorchen lassen. Es könnte in NRW und darüber hinaus Modellcharakter für bürgerschaftliches Engagement im Sport bekommen. Am Wochenende stellte Michael Scharf die PSB auf Einladung der Sportministerkonferenz der Länder in Wiesbaden vor.

Basisengagement wird angesichts der sinkenden kommunalen Sportfördermittel in Zukunft unabdingbar, wenn die Menschen weiterhin gute Bedingungen zum Sporttreiben haben sollen. "Der Sport steht gerade in den Großstädten mit dem Rücken zur Wand", erklärte LSB-Chef Schneeloch im Deutschlandfunk: "Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Bonn vielerorts in Nordrhein-Westfalen ist."

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