Erkenntnisse der Sportpublizistik Mancher sehnte den Fehler herbei - "Heute eine Randnotiz"
MÜNCHEN/BONN · Katrin Müller-Hohenstein ist seit Jahren eine geschätzte Moderatorin des Aktuellen Sportstudios, ebenso stehen Monica Lierhaus und Kristin Otto für die Akzeptanz von Sportjournalistinnen. Auch im Fußball haben sich die Frauen in der Sportberichterstattung emanzipiert.
Das untermauern Erkenntnisse aus der Sportpublizistik. "Würde Katrin Müller-Hohenstein Ähnliches passieren wie Carmen Thomas, wäre dies allenfalls eine Randnotiz wert - wenn überhaupt", meint Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Bereichs Sport, Medien und Kommunikation an der Technischen Universität München.
Schaffrath ordnet die Verhältnisse in die jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein. "Frauen und Fußball, das passte in den 70er Jahren ganz einfach nicht zusammen. Damals wäre eine Frau auch nie Bundeskanzlerin geworden", erklärt der Medienwissenschaftler: "Bei Carmen Thomas hat man in den 70er Jahren einen solchen Fehler doch richtig herbeigesehnt. Denn dieser Versprecher belegte das lange kultivierte Vorurteil, dass Frauen und Fußball nicht vereinbare Welten darstellten. Dieser Zeitgeist hat sich zum Glück gewandelt."
Generell hält der frühere Dozent der Deutschen Sporthochschule Köln die möglichen Auswirkungen auf die Zuschauerquote durch Frauen-Einsätze für überbewertet: "Umfragen belegen eindrucksvoll, dass sich die TV-Zuschauer eher selten an die Namen von Moderatoren und noch seltener von Kommentatoren erinnern können." Das Event sei entscheidend, unabhängig davon, ob Frauen oder Männer moderieren oder kommentieren.