Leichtathletik-WM Klosterhalfen: "Es war kontrollierter als bei Olympia"

London · Konstanze Klosterhalfen wird den 1500-Meter-Endlauf der Leichtathletik-WM in London am Montag (22.50 Uhr, live in der ARD) nur als Zuschauerin erleben. Im Gespräch mit Berthold Mertes analysierte sie das Ausscheiden im Halbfinale als Achte ihres Laufs in 4:06,58 Minuten.

Frau Klosterhalfen, Ihr Mut, nach 700 Metern das Tempo so extrem zu verschärfen, ist leider nicht belohnt worden. Wie lautet Ihr Fazit?

Konstanze Klosterhalfen: Ich habe vielleicht ein bisschen zu stark beschleunigt, um die letzten 800 Meter voll laufen zu können. Es war einen Versuch wert. International ist das Niveau halt ein deutlich höheres als auf nationaler Ebene oder bei den Jugendlichen. Ich habe in London auf jeden Fall wieder eine Menge neuer Erfahrungen gesammelt.

Haben Sie sich an die Taktik von Trainer Sebastian Weiß gehalten?

Klosterhalfen: Es war der Plan, einen Überraschungsmoment zu suchen. Es hat dann aber leider nur für 600 Meter gereicht. Wir wollten es nicht auf den Schlussspurt ankommen lassen. Und ich denke, es hat so besser ausgesehen, als wenn ich abgewartet hätte und auf den letzten 100 Metern stehen gelassen worden wäre.

Trotz des Ausscheidens lächeln Sie?

Klosterhalfen: Irgendwie hat es sich besser angefühlt als im Vorlauf, ich war weniger nervös. Ich habe Selbstbewusstsein gezeigt und bin auf jeden Fall zufriedener mit dem Rennen als nach der ersten Runde.

Im Ziel klopften Ihnen mehrere Konkurrentinnen auf die Schulter. Warum? Und was hat die Weltjahresbeste Sifan Hassan, die den Lauf gewann, zu Ihnen gesagt?

Klosterhalfen: Es haben sich nach dem Rennen viele bei mir bedankt, weil ich das Tempo hochgehalten habe. Hassan hat sofort gefragt, ob ich es geschafft habe. Es fühlt sich gut an, wenn die einen jetzt so kennen.

Wann waren Kopf und Beine leer?

Klosterhalfen: Der Kopf war nicht leer. Bis 10 Meter vor dem Ziel habe ich noch gesagt: Komm, jetzt lauf einfach. Deshalb bin ich zufrieden. Weil ich alles gegeben habe. Ich muss die Zeiten noch mit meinem Trainer besprechen, aber wahrscheinlich war die erste meiner beiden schnellen Runden dann doch etwas zu schnell.

Sie wirken erleichtert. Ist das so?

Klosterhalfen: Ich habe nie gesagt, dass ich das Finale erreichen muss. Das wurde eher so von außen zurechtgelegt. Ich habe immer gesagt: wir müssen von Runde zu Runde schauen. Das ist hier einfach ein anderer Wettbewerb, alle sind superstark auf einem ähnlichen Niveau.

Aber Sie sind Fünfte der Weltjahresbestenliste. War das Finale dennoch ein unerreichbares Ziel?

Klosterhalfen: Unerreichbar war es nicht. Sogar die Weltrekordlerin Genzebe Dibaba musste über die Zeit weiter. Daran sieht man einfach , dass in solchen Rennen alles möglich ist. Und die Bestenliste habe ich mir gar nicht angeguckt. Ich wusste, dass das hier nichts zu sagen hat, auch wenn man im Stadion als Unter-vier-Minuten-Läufer vorgestellt wird.

Die deutsche 5000-Meter-Vizemeisterin Hanna Klein hat im anderen Halbfinallauf im Spurt das Finale erreicht. Wäre das nicht doch auch für Sie die bessere Taktik gewesen?

Klosterhalfen: Für Hanna freue ich mich sehr. Sie ist hinten heraus super stark. Was mich angeht, bleibe ich dabei: Auf den letzten 800 Metern waren meine Chancen größer als auf den letzten 100, wenn alle noch dabei sind.

Nun sind Sie wie bei Olympia in Rio im Halbfinale ausgeschieden. Bedeutet das irgendwo auch Stagnation?

Klosterhalfen: Auf keinen Fall. Es war eine andere Situation und hat sich besser angefühlt als dort. Ich weiß jetzt, dass ich vorne mitlaufen kann, auch wenn es hier nicht gereicht hat. Das gibt mir weiteres Selbstvertrauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort