Marathon in Bonn Körbs und Schneider sind Stadtmeister

Bonn · Auf diesen Sieg hat der Bonner 16 Jahre lang hingearbeitet. Caterina Schneider genießt ihren Triumph auf die ruhige Art.

 Ob still genossen oder laut rausgeschrien: Die Freude ist den Bonner Stadtmeistern Caterina Schneider und Joe Körbs gemeinsam.

Ob still genossen oder laut rausgeschrien: Die Freude ist den Bonner Stadtmeistern Caterina Schneider und Joe Körbs gemeinsam.

Foto: Joisten, Henry

Gänsehautstimmung im Zielbereich am Bonner Rathaus. Für Joe Körbs geht gerade ein Traum in Erfüllung und Hunderte Zuschauer beklatschen den sympathischen Laufverrückten. Getragen vom Jubel der Zuschauer kann Körbs sein Glück kaum fassen. Endlich ist "Mister Bonn Marathon" Bonner Stadtmeister. Genau genommen hat er darauf seit dem Jahr 2001 hingearbeitet, seit seinem Marathon-Debüt.

"Für mich geht tatsächlich ein Traum in Erfüllung", sagte Körbs mit verklärtem Blick. Sein kleines, persönliches Glück ist für ihn gefühlt riesengroß. Fast vermittelt er den Eindruck, als hätte er eine Medaille bei Olympia gewonnen. Dabei ist es nur um den Bonner Stadttitel gegangen. Doch wer weiß, wie viel Anstrengung der 47-Jährige in sein Ziel gesetzt hat, der kann auch seine große Genugtuung erahnen. Bei seiner 16. Teilnahme ist es ihm endlich gelungen, den in der regionalen Laufszene begehrten Titel einzuheimsen.

Im Gegensatz zu Körbs zeigte sich die neue Stadtmeisterin eher als stille Genießerin, wirkte bei der Siegerehrung vergleichsweise bescheiden. Die vereinslose Bonnerin Caterina Schneider, die ebenfalls bei regionalen Laufwettbewerben in den Ergebnislisten häufig auf den vorderen Plätzen zu finden ist, finishte nach 3:21:20 Stunden. Damit belegte die 44-Jährige im Gesamtklassement der Frauen einen hervorragenden fünften Platz. "Das war klasse für mich. Ich wäre heute gerne unter 3:15 Stunden gelaufen. Aber dafür lief es auf der zweiten Streckenhälfte nicht rund genug. Insgesamt bin aber schon sehr stolz über den Titel - und meine Familie freut sich auch." Für Schneider, die vor sechs Jahren über eine Wette mit Kollegen zum Laufen kam, war es der vierte Marathon, der zweite in Bonn.

Noch lange nach dem Zieleinlauf wirkte der Stadtmeister überwältigt. "Ich bin überglücklich. Was für ein Tag für mich. Endlich hab ich den Titel gewonnen und dann mit einer solchen Zeit." Wenige Wochen vor seinem 48. Geburtstag spulte der Bonner die 42,195 Kilometer in 2:52:34 Stunden ab, blieb zweieinhalb Minuten unter seiner Bestzeit, die seit elf Jahren Bestand hatte. Vorjahressieger Dennis Klusmann war 2015 fast eine Viertelstunde schneller, läuft aber diesmal in Hamburg.

Kaum ein anderer Athlet ist in der Laufszene so bekannt wie Körbs, der als freier Journalist unter anderem für die Sportredaktion des General-Anzeigers arbeitet. Körbs lebt für seinen Sport, ist Begründer des Ü10-Clubs - für Teilnehmer, die mehr als zehn Mal mitgemacht haben. Körbs hat alle 16 Bonn-Marathons mitgelaufen.

Diesmal hatte er sich besonders vorbereitet. Früher als sonst hat der frisch gebackene Stadtmeister mit dem Training im Winter begonnen, rund 1500 Kilometer abgespult, so viel trainiert wie noch nie. Oft ist er um vier Uhr morgens aufgestanden, um sein Laufpensum zeitkompatibel mit seinen anderen Verpflichtungen zu bewerkstelligen. Körbs: "Es war eine intensive Vorbereitung. Aber jeder Zentimeter hat sich gelohnt." Dass es trotz steigender Temperaturen zur Mittagszeit und etwas Wind eine so gute Zeit wurde, lag an der Taktik des erfahrenen Marathonis. Mit einem Kilometerschnitt von 4:05 Minuten ging er vernünftig an. Und nach Kilometer 35, jener Marke, an der für die meisten der sprichwörtliche "Mann mit dem Hammer" wartet?

"Es lief einfach und ich habe mich gut gefühlt", sagte Körbs. Das hörte sich an, als sei Marathonlaufen ein Zuckerschlecken. Ist es aber nicht.

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