GA-Serie "Etwas andere Sportarten" beginnt Jeder Sport kann begeistern

Bonn · Badminton, Fechten, Kanu, Taekwondo: Längst nicht alle Sieger stehen im grellen Rampenlicht

Schlappe 36 Jahre sind ins Land gegangen, seit der Bonner SC in der zweiten Fußball-Bundesliga kickte - es war die Saison 1976/77. In der Publikumssportart Nummer eins fristet die Region ein Schattendasein. Der Bundesliga-Basketball im oft ausverkauften Telekom Dome ist der Renner in der Zuschauergunst. Doch auch in vielen anderen Disziplinen, in vermeintlichen oder sogenannten Randsportarten, sind Bonn und Umgebung seit Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Ein Grund, näher hinzuschauen.

Etliche Vereine im Verbreitungsgebiet des General-Anzeigers (Stadt Bonn, Rhein-Sieg-Kreis, Kreis Ahrweiler und der nördlichen Landkreis Neuwied) mischen in deutschen Eliteligen mit, nehmen an internationalen Wettbewerben teil und holen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen eine Vielzahl von Medaillen. Egal ob Badminton, Fechten, Taekwondo, Moderner Fünfkampf, Ringen, Baseball, Floorball oder Kanu-Wildwasserrennsport - jede Sportart kann begeistern. Oft reicht ein Erlebnis, ein Besuch eines Wettkampfs, um zu erkennen, wie viel Leidenschaft, Ehrgeiz, Fleiß und Akribie die Protagonisten aufbringen, um vorne dabei sein zu können.

Die neue GA-Serie "Etwas andere Sportarten" rückt ab dem heutigen Tag jene Disziplinen etwas stärker ins Licht, die sonst eher wenig Beachtung finden - oder nur dann, wenn es ein Protagonist ganz nach oben schafft wie etwa Olympiasiegerin Lena Schöneborn im Modernen Fünfkampf oder Europameister Marc Zwiebler im Badminton.

Unsere Serie behandelt einerseits Sportarten, die große Tradition haben wie Ringen, andererseits aber auch Aktivitäten wie Schach oder Poolbillard, die es aus unterschiedlichen Gründen schwer haben, als Sport ernstgenommen zu werden.

In der Regel freitags stellen wir über den Sommer sowohl sehr exotisch anmutende Interpretationen des "Homo ludens" vor wie auch Olympische Sportarten, die ein Mauerblümchen-Dasein fristen. Wir erzählen von erfolgreichen und interessanten Athleten. Oder Trainern. Zum Auftakt haben wir den Taekwondo-Bundestrainer Aziz Archarki interviewt. Der in Marokko geborene Bonner gründete vor 13 Jahren den Olympic Taekwondo Club in der Bundesstadt. In der Reihe unserer Samstags-Interviews lesen Sie morgen den verbalen "Schlagabtausch" mit Aziz Archarki.

Wir beginnen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - mit einer Übersicht über "etwas andere Sportarten", in denen Vereine und Athleten aus der Region besonders erfolgreich sind:

American Football: 1980 gründeten sich die Bonner Jets, die von 1984 bis 1990 in der Bundesliga spielten und später zu den "Troisdorfer Jets" wurden. Seit 2011 in der zweiten Liga, der German Football League 2. Spielstätte ist das Aggerstadion. Zur gleichen Liga zählen die Bonn Gamecocks. Die "Bonner Kampfhähne" gibt es seit 1988. Sie spielen im Sportpark Pennenfeld in Bad Godesberg.

Rollstuhl-Basketball: Der ASV Bonn spielt in der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Die Rollis wurden drei Mal deutscher Meister, vier Mal deutscher Pokalsieger und gewannen zweimal den Europapokal. Spielstätte ist das Schulzentrum Tannenbusch.

Badminton: Der 1. BC Beuel besteht seit 1955 und spielt seit 1999 erstklassig. Der Club hat fast 600 Mitglieder. 1981, 1982 und 2005 wurden die Beueler jeweils deutscher Mannschaftsmeister. Die Heimspiele steigen in der Erwin-Kranz-Halle (Limpericher Straße). Spitzenspieler sind Europameister Marc Zwiebler sowie die Mixed-Olympiafünfte Birgit Michels, beides Eigengewächse.

Baseball: Die Bonn Capitals sind seit 1995 in der zweigleisigen ersten Liga. 2001 fand die Europameisterschaft im Stadion Rheinaue statt, 2009 die Junioren-EM.

Fechten: Der Olympische Fecht-Club Bonn ist einer der leistungsstärksten Vereine seiner Sportart in Deutschland. Die auch abseits der Planche kämpferische Sportsystem-Kritikerin Imke Duplitzer hat bereits fünf Olympiateilnahmen zu Buche stehen. Seit 1973 richtet der OFC das Weltklasse-Turnier "Löwe von Bonn" aus.

Floorball: Eine Mischung aus Feld- und Eishockey, gespielt in der Halle. 2003 wurde der Floorball-Club Dragons Bonn gegründet, seit Sommer 2006 bei den SSF Bonn. Vier Mal deutscher Kleinfeldmeister, 2010 in die "Großfeld-Bundesliga" aufgestiegen, derzeit 2. Bundesliga Nordwest. Gespielt wird im Sportpark Nord.

Hallenhockey: Der Bonner Tennis- und Hockeyverein ist in seiner Sportart sehr bekannt, die erste Herrenmannschaft tritt in der Hallenrunde der 2. Hockey-Bundesliga an (Hockeyhalle an der Christian-Miesen-Straße).

Kanu-Wildwasser: Der Wassersportverein Blau-Weiß Bonn und der STV Siegburg sind mit ihren Topathleten Max Eich und Sabine Füßer bei Europa- und Weltmeisterschaften vertreten. Auch Bundestrainer Gregor Simon kommt aus Bonn.

Moderner Fünfkampf: Bonn gilt als Hochburg des Modernen Fünfkampfes in Deutschland. Lena Schöneborn, Olympiasiegerin von 2008, entstammt der Talentschmiede der SSF Bonn.

Poolbillard: Der 1. PBC Sankt Augustin aus Hangelar spielt in der 2. Bundesliga Süd und veranstaltet einmal pro Jahr die Hangelarer Open mit Weltklassebeteiligung.

Ringen: Der bereits in der Antike ausgeübten Kampfsportart droht das Aus bei Olympischen Spielen. Der TKSV Bonn ringt in der ersten Bundesliga (Sporthalle Duisdorf oder Hardtberghalle).

Rollkunstlauf: Die Geschwister Nathalie und Aaron Wunder vom SC Fortuna Bonn waren zuletzt bei der Jugend-EM erfolgreich.

Rudern: Die Bonner Ruder Gesellschaft ist seit drei Jahren in der ersten Bundesliga als "Rheinperlen" aktiv. (2011/2012 Dritter).

Schach: Der Godesberger Schachclub existiert seit 1929. Viele Jahre Erstligist, derzeit in der 2. Bundesliga West.

Taiji Bailong Ball: In Bonn versucht sich ein exklusiver Kreis von Spielern im Taiji Bailong Ball: Bei der chinesischen Sportart wird der mit Sand gefüllte Ball "eingefangen" und dann zurückgespielt

Taekwondo: Der Olympic Taekwondo Club Bonn und der Taekwondo Club Swisttal sind international sehr erfolgreich. 2012 wurde Yanna Schneider (Swisttal) U-17-Weltmeisterin. Sie gilt als große Nachwuchshoffnung für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.

Triathlon: Schwimmen, Radfahren und Laufen in einem Wettkampf. Die erste Damenmannschaft der SSF Bonn startet in der ersten Bundesliga.

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