Im Sport und im Beruf in Männer-Domänen

Niederpleiserin Nina Ziegenhals spielt bei den Olympischen Spielen im deutschen Eishockey-Team - Mit 58 Kilogramm ein Leichtgewicht - Im Mittelpunkt des Geschehens

Sankt Augustin. "Wenn du drüben bist, muss es wie in einer anderen Welt sein", sagte Eishockey-Nationalspielerin Nina Ziegenhals vor ihrem Abflug nach Salt Lake City. Die 19-Jährige aus Sankt Augustin-Niederpleis hat sich ihren sportlichen Traum von Olympischen Spielen bereits früh erfüllt.

Am letzten Sonntag startete die Verteidigerin, die das Eishockeyspielen beim Hennefer EC erlernt hat, mit der deutschen Mannschaft in die Olympia-Stadt. Die junge Dame entspricht nicht unbedingt dem landläufigen Bild von einer Eishockeyspielerin: 58 Kilogramm bei einer Größe von 1,68 Meter sind keine Furcht erregenden Maße. Ob der etwas bulligere Typ in dieser Sportart nicht dominiere? "Bei den Damen ist das gerade nicht der Fall. Höchstens die USA oder Kanada habe so richtige Brocken", sagt die zierliche Defensivspielerin.

Mit den beiden hohen Turnierfavoriten werden die deutschen Damen daher auch kaum mithalten können. "Ich gehöre zwar auch in unserer Mannschaft zu den Leichtesten. Aber, dadurch dass ich vorher mit den Jungs gespielt habe, weiß ich mein Gewicht schon so einzusetzen, dass ich nicht gerade durch die Gegend fliege", sagt die 53-fache Auswahlspielerin.

Mit 14 Jahren wechselte Nina Ziegenhals aus Hennef zum TuS Wiehl, spielte dort mit einer Doppellizenz bei den Junioren und gleichzeitig im Frauen-Bundesligateam der Hannover Indians. "Ich hab drei Brüder", deutet sie ihre Beweggründe an, warum sie sich eine als harter Männersport geltende Disziplin ausgesucht hat. In eine traditionell männliche Domäne ist sie auch beruflich eingedrungen. "Bundeswehr-Sportfördergruppe" steht auf der Rückseite der frisch gedruckten Autogrammkarte.

Im letzten Jahr war die Abiturientin nach ihrer Reifeprüfung auf dem Wirtschaftsgymnasium in Siegburg vor die Entscheidung gestellt: Ausbildung oder Sportförderung in Füssen? Sie entschied sich für das Bundesleistungszentrum, "um mich optimal auf die Olympischen Spiele vorzubereiten", sagt Nina Ziegenhals.

Wenn es nach der Defensiv-Spezialistin ginge, würde sie gleich in den Staaten bleiben, um sich an einem College weiter zu verbessern. "Die USA und Kanada sind meilenweit vor uns", meint die Niederpleiserin, die zurzeit für den Deutschen Meister TV Kornwestheim dem Puck nachjagt. Allein in Kanada gibt es 60 000 Spielerinnen. Hierzulande sind es gerade einmal rund 2 500. "Aber es ist wirklich schön, die Übermächtigen ein wenig ärgern zu können", sagt die zweifache WM-Teilnehmerin.

Gelegenheit bietet sich dazu am kommenden Dienstag. Das Spiel gegen die USA (19 Uhr, MEZ) wird dabei ebenso live im deutschen Fernsehen übertragen wie die Vorrunden-Partien gegen Finnland (14. Februar) und gegen China (16. Februar).

"Wenn wir Bronze holen wollen, was eigentlich nur ein Traum ist, müssen wir die Finninnen schlagen", meint Nina Ziegenhals. Ihre Mannschaft müsse schnell und einfach spielen und dürfe sich keine Strafen erlauben. Im Damen-Eishockey werden Checks, die nicht zur Scheibe gehen, scharf geahndet. Für eine Spielerin, die vorher bei den Junioren gespielt hat, ist die Umstellung gar nicht so einfach.

Für die DEB-Auswahl wird Nina Ziegenhals mit ihrer Kornwestheimer Teamkollegin Sabine Rückauer im Zentrum des Spiels stehen. "Im Turnier wird alles über die Defensive gehen. Wir müssen hinten drin eine Einheit sein." Mätzchen, nein danke. "Sonst zocke ich auch `mal ganz gerne. Aber international kann ich mir das nicht erlauben. Individualisten sind nicht gefragt. Die Scheibe ist schneller als jeder Spieler", sagt die Niederpleiserin.

Die Abiturientin hat ihre Lektion gelernt. Auch wenn sie einem für Frauen eher ungewöhnlichen Sport nachgeht, teilt Nina Ziegenhals einen Wunsch mit vielen Altersgenossinnen. "Ich möchte Martin Schmitt so gerne `mal springen sehen."

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