Traumwetter für 1600 Teilnehmer Bonn ist verrückt nach Triathlon

Bonn · Nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 60 Kilometer Radfahren durchs Siebengebirge und 15 Kilometer Laufen entlang des Beueler Rheinufers stehen Verena Walter und Horst Reichel als Sieger des Bonn-Triathlons fest. Insgesamt nahmen 1600 Teilnehmer teil.

Der Finger von Triathlonprofi Horst Reichel wanderte über die Veranstaltungsliste, auf der die nationalen Events in der beliebten Ausdauersportart vermerkt sind. Als er Bonn las, hielt er inne. Kurzentschlossen und relativ kurzfristig meldete sich der 35 Jahre alte Langdistanz-Spezialist an, weil Bonn ihm bestens als Aufbauwettkampf für die Ironman-Distanz in Frankfurt (9. Juli) geeignet schien.

Samstagabend von Darmstadt angereist, gewann Reichel am Sonntag in 2:45:43 Stunden die 27. Auflage des SWB Energie und Wasser Triathlon. „Ich habe für meine Vorbereitung auf meinen Heimattriathlon in Frankfurt ein hartes Testrennen gesucht. Über Bonn hatte ich schon viel Gutes gehört. Deshalb habe ich mich kurzfristig entschlossen. Und die Leute hatten recht. Ich habe entlang der Strecke selten eine so gute Stimmung erlebt. Die Bonner sind wirklich verrückt nach Triathlon“, sagte der Sieger des Ironman Schweden von 2014, der für das Team Sport For Good startet.

Im Gegensatz zu 2016 durften alle Beteiligten, ob Teilnehmer, das Orgateam vom PSV Bonn und natürlich auch die Triathleten selbst wieder bis drei zählen, nachdem im letzten Jahr aufgrund des Rheinhochwassers der Bonn Triathlon mit seinem Alleinstellungsmerkmal des Schwimmens im Rhein zum Duathlon schrumpfen musste. Für die 3,8 Kilometer Schwimmen, der 60 Kilometer langen Radstrecke durchs Siebengebirge und den abschließenden 15 Kilometern am Beueler Rheinufer bei traumhaften Sommerwetter benötigte Reichel 1:17 Minuten weniger als der zweitplatzierte Simon Schwarz. Den gebürtigen Münchner, der in Meckenheim lebt, hatten die Experten nicht unbedingt auf der Liste der Topfavoriten.

Die Bilder vom Bonn-Triathlon
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Defektteufel schlug bei Johann Ackermann zu

Ebensowenig Simon Jung aus Siegen, der als Dritter die Ziellinie unterhalb der Kennedybrücke überquerte. Dem 31 Jahre alten Lehrer fehlten 1:35 Minuten auf Schwarz, der in 52:23 Minuten die beste Zeit auf dem abschließenden Fünf-Kilometer-Rundkurs gelaufen war. Vierter wurde Vorjahressieger Luca Heerdt aus Münster. „Ich bin zu weit rechts geschwommen, habe zu wenig von der Strömung mitgenommen und deshalb fast eine Minute im Wasser verloren. So etwas nennt man wohl Lehrgeld“, meinte der 21-Jährige.

Während die ersten drei um die Wette strahlten, brauchte der Kölner Johann Ackermann, der 2014 und 2015 in Bonn gewonnen hatte, reichlich Trost. Auf dem Rad lag er bei Streckenkilometer zehn mit anderthalb Minuten Vorsprung auf seine Verfolger vorne, dann aber schlug der Defektteufel zu. Ein platter Hinterradreifen warf den 33-Jährigen weit zurück. Am Ende wurde er nur Siebter.

Ganz anders fiel die Stimmung bei Verena Walter aus, die ihren Vorjahressieg wiederholte. 3:12:12 Stunden benötigte die 36-Jährige aus Iserlohn für alle drei Disziplinen. 2016 hatte sie es erstmals als Profitriathletin zum Ironman auf Hawaii geschafft und war als drittbeste deutsche Athletin immerhin auf Rang 27 ins Ziel gekommen. In Bonn verlangte die Konkurrenz ihr alles ab. „Musstest du denn so schnell laufen“, fragte Walter mit einem Augenzwinkern die zweitplatzierte Sandra Wassink-Hitzert aus den Niederlanden, die nur 34 Sekunden hinter Walter ins Ziel lief.

Ein breites Lächeln der Zufriedenheit machte sich trotz der strapaziösen Hatz mit Neoprenanzug, Rennrad und Laufschuhen im Gesicht von Alex Schmitt breit. Nachvollziehbar, denn der 27-Jährige, der für die SSF Bonn Triathlon startet und in der Schweiz lebt, darf sich nach einer Topzeit von 2:55:07 Stunden als Gesamtneunter über den Titel des Bonner Stadtmeisters freuen. „Das war meine dritte Teilnahme und die bislang beste Platzierung“, sagte Schmitt stolz.

Die neue Stadtmeisterin heißt Kristina Braun. Bemerkenswert: Die 31-Jährige ist Angestellte der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada) in der Bonner Heussallee. Das interessanteste Staffelergebnis gab es im Mixedwettbewerb: Es siegten „die Trautmanns“, unter anderem mit Bonns Marathon-Stadtmeister Uli Trautmann.

Max Rendschmidt läuft ersten Triathlon

Unter den etwas mehr als 1000 Einzelstartern und rund 600 Teilnehmern im Staffelwettbewerb zog ein Athlet die Aufmerksamkeit der vielen Zuschauer entlang der Strecke besonders auf sich: Kanu-Olympiasieger Max Rendschmidt beendete unter dem Applaus seines etwas schnelleren und jüngeren Bruders Kai seinen ersten Triathlon. „Sehr anstrengend“, meinte der ausgepumpte Olympiasieger. Aufgrund von Weltcupstarts hatte er sich nicht gezielt auf seine Triathlonpremiere vorbereitet: „Das ist eine ganz andere Belastung. Vor allem das abschließende Laufen.“

Sein Heimtrainer Willy Dietzler blickte am Rand der Laufstrecke auf der Suche nach seinem Schützling angespannt auf das dichte Feld der vorbeilaufenden Athleten, denen die Strapazen um die Mittagszeit auf der abschließenden 15-Kilometer-Strecke bei Temperaturen von rund 30 Grad ins Gesicht geschrieben standen. Groß war Dietzlers Freude, als Rendschmidt nach 3:36:16 Stunden glücklich und heil das Ziel in Sichtweite der Kennedybrücke erreicht hatte. Abenteuer Triathlon bestanden steht nun im Zeugnis des Doppel–Olympiasiegers von Rio 2016!

Cheforganisator zieht zufriedene Bilanz

Im Gegensatz zu dem Spezialisten für Kanusprints über 500 und 1000 Meter dürfte der Bonn-Triathlon für den Holländer Hans van der Linden ein Spaziergang gewesen sein. Van der Linden hatte sich im vergangenen Jahr auf Hawaii den Weltmeistertitel in der Altersklasse der über 70-Jährigen gesichert – über die legendäre Distanz von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Bei noch größerer Hitze als am Sonntag in Bonn.

Bis auf einen Sturz auf einer Abfahrt in der Nähe von Ittenbach – der Sportler wurde nach Siegburg ins Krankenhaus gebracht – gab es keine Zwischenfälle, sodass Cheforganisator Joachim Sommershof zufrieden bilanzierte: „Das war heute eine tolle Veranstaltung, endlich wieder mit drei Disziplinen, die ohne die rund 300 Helfer so nicht möglich wäre.“

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