Kampf der Ungetüme European Truck Championship auf dem Nürburgring

Nürburgring · Adam Lacko dominiert den Truck Grand Prix und austretender Diesel führt zum Abbruch der Veranstaltung.

Gegen den Tschechen Adam Lacko war auf dem Nürburgring kein Kraut gewachsen. Lacko gewann alle drei Läufe zur European Truck Championship. Er baute mit diesen Erfolgen seine Tabellenführung aus. Für die deutschen Piloten lief es mittelprächtig. Jochen Hahn und Gerd Körber erkämpften jeweils einen dritten Platz. Steffi Halm, die als Gesamtzweite in die Eifel gereist war, beendete die Rennen auf den Rängen sieben, fünf und sechs.

„Früher war der Truck Grand Prix mehr ein Grill-Barbeque unter Kollegen. Heute ist es knallharter Motorsport“, blickt Gerd Körber zurück. Der 54-Jährige aus Rheinau ist seit 30 Jahren dabei und einer der erfolgreichsten Trucker. In den Jahren 1991, 2002 und 2003 wurde er Europameister. „Heute stehen Konzerne dahinter. Da lässt sich keiner mehr in die Karten gucken“, so der Altmeister. Er ist nur einer von mehreren Teilnehmern mit herbstblonden Haaren. „Wir haben kurze Renndistanzen, eine halbe Stunde. Das schafft man konditionell besser, als wenn man zwei oder drei Stunden im Auto sitzt“, so Körber.

Zu den Urgesteinen zählt auch Heinz-Werner Lenz, 59-jähriger Abschleppunternehmer aus Plaidt. Lenz gewann in seiner Klasse ebenfalls drei Europameisterschaften. Nach 26 Jahren als Renntrucker hat er jetzt das Ende seiner Karriere angekündigt. Zumindest als Fahrer in seinem eigenen Team. „Der Trucksport ist mittlerweile zu teuer geworden. Ein konkurrenzfähiger Motor kostet 80 000 Euro, eine Vorderachse 15 000 Euro“, erzählt Lenz.

Einer seiner Konkurrenten ist sein Sohn Sascha. „Klar, ich bin über meinen Vater zum Truck-Sport gekommen. Andere Motorsportklassen haben mich nie gereizt“, so der Junior. Ähnlich wie Sascha Lenz ticken auch viele Zuschauer, die von dem Geschehen auf und neben der Strecke angezogen werden. Dabei werden sie von echten Ungetümen unterhalten. Renntrucks haben ein Gewicht von mindestens 5,3 Tonnen und leisten zwischen 950 und 1150 PS. Technische Hilfsmittel wie ABS oder ESP sind verboten. Damit nichts passiert, ist die Höchstgeschwindigkeit auf 160 Stundenkilometer limitiert.

Dass Trucks gewisse Besonderheiten haben, musste der Veranstalter am Sonntagmittag erfahren. In den beiden Einführungsrunden zu einem Rahmenrennen verlor ein Truck größere Mengen seines Dieselvorrats und legte auf der gesamten Strecke – teilweise über die komplette Breite – einen Schmierfilm.

Statt grüner Ampellichter sahen die Fahrer rote Flaggen, mittels derer das Rennen abgebrochen wurde, bevor es überhaupt begonnen hatte. Streckenposten, Feuerwehr und alle, die einen Besen halten konnten, mühten sich redlich, die Piste wieder befahrbar zu machen. Vergeblich. So musste der geplante vierte Lauf zur European Truck Championship ebenso entfallen wie ein geplanter Lkw-Korso.

Die Zuschauer nahmen es gelassen. Die Veranstaltung hatte schließlich bereits am Freitag begonnen und bedient – ähnlich wie das 24-Stunden-Rennen – ein Lebensgefühl. Die Fans erlebten zahlreiche Konzerte, etwa von Tom Astor, der seit 1986 bei jedem Truck Grand Prix auf der Bühne steht. Zudem gab es Hunderte kunstvoll lackierter oder historischer Lkw zu bestaunen.

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