Wenige Sekunden im TV mit Folgen Ein Bonner beim CHIO

BONN · Der Oberkasseler Eckhard Behm wird beim Vierergespann-Fahren in Aachen Opfer eines spektakulären Sturzes und sorgt für Furore.

 Schreckmoment: Eckhard Behm hinter der Kutsche.

Schreckmoment: Eckhard Behm hinter der Kutsche.

Foto: gg

„Ich wäre jetzt lieber kein kleiner TV-Star und stattdessen auf der Kutsche geblieben!“ Beim Oberkasseler Eckhard „Ecki“ Behm (63) hat nach der WDR-Sendung über die Geländeprüfung der Vierspänner beim CHIO am Samstag das Telefon nicht mehr stillgestanden. „Ich bin oft darauf angesprochen worden“, erzählt der Dachdecker- und Klempnermeister nach dem letzten Wochenende des weltgrößten Pferdefestivals.

Etwa zehn Sekunden lang war die TV-Sequenz, die Behms Sturz von der Kutsche zeigt. Der ist zum Glück glimpflich ausgegangen. Im Fernsehen sah das allerdings anders aus. Um Haaresbreite ist der 63-Jährige mit dem Kopf an einem massiven Hindernisteil vorbeigeschrappt. „Ob es mir gut geht, fragte sogar ein Freund aus der Lüneburger Heide, den ich seit Jahren nicht mehr gesprochen habe“, erzählt Behm, der in der Pferdeszene nur unter dem Namen „Ecki“ bekannt ist.

Und wie ist’s passiert? „Wir sind wohl ein bisschen schnell in das Hindernis gefahren“, erinnert sich der Oberkasseler, der als einer von zwei Beifahrern („Groom“) hinten auf der Kutsche stand und für die richtige Gewichtsverteilung und somit fürs Gleichgewicht des Gefährts zuständig war.

Auf dem nassen Gras kam die Kutsche ins Rutschen, während die Rösser trabten und galoppierten, das Gefährt prallte breitseits rechts gegen ein 1,50 Meter mal 1,50 Meter massives Holzquadrat und schleuderte in Windeseile zurück zur anderen Seite. Zu schnell für den erfahrenen Behm, der selbst fast täglich zweispännig unterwegs ist.

Behm verlor den sicheren Stand, überschlug sich über die rechte Seite der Kutsche und landete auf dem Rücken. Autsch. Helm und Sicherheitsweste haben bestimmt Schlimmeres verhindert. Der Kutscher und der andere Beifahrer bemerkten den Abgang sofort und parierten das Vierergespann, sodass Behm schnell wieder aufsteigen konnte. Ein ordentliches Ergebnis war beim CHIO aber nun nicht mehr zu erreichen.

Vor Behm stand Petra Beyrle, die Freundin von Fahrer Michael Brauchle (27). Der Schmied von der Ostalb gewann 2015 in Aachen Einzel-Gold bei der Europameisterschaft im Vierspänner-Fahren. Seit vier Jahren gehört „Ecki“ Behm nun schon zum Team von Brauchle, bei zwölf großen Turnieren sind sie in der Saison am Start. In diesem Jahr bildete Aachen nach Turnieren in Holland, Zeiskam und Riesenbeck bereits den Schlusspunkt. Brauchle musste sein Gespann mehrfach ändern, es fehlt an der Abstimmung und an Harmonie. Daran will er nun tüfteln und hat die Nominierung für die EM in Göteborg zurückgegeben.

Behm hat nun etwas mehr Zeit für seine eigenen Turnierstarts mit seiner Hannoveraner-Stute Roenna und einem Pferd von Brauchle. Baden-Württemberg, Biblis und Zülpich Ende August sind einige Stationen für ihn als Zweiergespann-Fahrer.

Die Landwirtschaft seiner Großeltern war Grundstein für Behms Reiterei, auch der Vater ritt; per Zufall kam er vor mehr als 30 Jahren zum Fahren. Reitet er auch noch? „Nee, das ist mir zu gefährlich“, lautet seine prompte Antwort. An seine beiden Söhne hat Behm das Pferde-Gen nicht vererben können. Allein ist er bei seinen Touren dennoch nicht: Vorne auf dem Kutschbock nimmt „Jupp“ gerne auf der karierten Decke Platz – Behms Hund.

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