Edina Müller: "Ich bin ein Mensch, der nach vorn blickt"

Ihre Augen leuchten, ihre positive Ausstrahlung und Lebensfreude sind faszinierend und ansteckend zugleich: Edina Müller, Rollstuhlbasketballerin des Bundesligisten ASV Bonn, ist eine beeindruckende Frau, die nach einem schweren Schicksalsschlag als Teenager ihr Leben auf dem Basketballparkett und im Privaten erfolgreich und glücklich gestaltet.

 Edina Müller, hier im Trikot des ASV Bonn, hat sich als großes sportliches Ziel die Goldmedaille bei den Paralympics 2012 in London gesetzt.

Edina Müller, hier im Trikot des ASV Bonn, hat sich als großes sportliches Ziel die Goldmedaille bei den Paralympics 2012 in London gesetzt.

Foto: Horst Müller

Bonn. Ihre Augen leuchten, ihre positive Ausstrahlung und Lebensfreude sind faszinierend und ansteckend zugleich: Edina Müller, Rollstuhlbasketballerin des Bundesligisten ASV Bonn, ist eine beeindruckende Frau, die nach einem schweren Schicksalsschlag als Teenager ihr Leben auf dem Basketballparkett und im Privaten erfolgreich und glücklich gestaltet.

Mit der Damen-Nationalmannschaft erkämpfte sich die 27-jährige bei den Paralympischen Spielen 2008 in Peking die Silbermedaille. Mit dem ASV Bonn gewann sie 2009 den Europapokal und errang mit der Nationalmannschaft bei der WM im Juli im englischen Birmingham den zweiten Platz. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler verlieh ihr 2008 das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Kurzum - Edina Müller hat sportlich eine ganze Menge in ihrem Leben erreicht.

Das alles klingt sehr leicht und locker, war aber mit einer ungeheuren Energieleistung verbunden, die für viele Menschen - alleine von der psychischen Belastung her - wohl kaum zu stemmen gewesen wäre. Was Edina Müller im Alter von 16 Jahren im Februar 2000 erleiden musste, klingt im ersten Moment unfassbar.

Damals plagten die Gymnasiastin nach einem Volleyballspiel Rückenschmerzen. Sie wollte sich in einer Praxis helfen lassen, doch nur zwei Stunden nach dem Einrenken schliefen ihr die Beine ein. Die niederschmetternde Diagnose - Querschnittslähmung. Vor einem auf den anderen Tag konnte Edina Müller nicht mehr gehen.

"Das ging alles sehr schnell und war natürlich schockierend. Ich war dann vier Monate im Krankenhaus. Von dort bin ich nicht in die Reha gewechselt, sondern habe direkt begonnen, mein Leben zu organisieren", erzählt sie. Auf dem Max-Ernst-Gymnasium in Brühl konnte Müller mit großer Unterstützung ihrer Lehrer weiter die Schule besuchen; sie machte dort auch ihr Abitur.

Natürlich gab es auch emotionale Rückschläge, doch immer wenn Edina Müller ein Tief hatte, war ihre Mutter Gisela zur Stelle. "Meine Mutter ist der Grund, warum ich bis heute so viel erreicht habe. Sie ist mein großer Rückhalt in meinem Leben." Frust, Hass und Rachegefühle aufgrund der plötzlichen Behinderung?

Das alles blieb weitestgehend aus dem Kopf von Edina Müller: "Das bringt alles nichts. Ich bin ein Mensch, der nach vorn blickt. Mit 19 Jahren hatte ich meine größte Krise, bin aber dann durchgestartet." Nach einem kurzen Intermezzo beim Sitzvolleyball konzentrierte sich die Brühlerin auf Rollstuhltennis. 2005 gewann sie die Ungarn Open, entdeckte dann aber Rollstuhlbasketball als ihren Sport.

Anschließend ging alles sehr schnell. Edina Müller bekam die Möglichkeit, in den USA für ein College in Illinois zu spielen und absolvierte ihren Bachelor in Kinesiology (Bewegungslehre).

Wichtiger als der Gewinn von zwei US-Meisterschaften war für die Deutsche sicherlich das Kennenlernen von Adam Lancia, der in der kanadischen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft aktiv ist, zusammen mit Edina Müller nach Köln zog und seitdem auch für den ASV Bonn auf Punktejagd geht.

"Ich sehe den Rollstuhl nicht als Schicksalsschlag, sondern als Normalität. Das Leben hat mir neue Möglichkeiten aufgezeigt. Ich habe viele schöne Dinge erfahren, die ich sonst nicht erlebt hätte", sagt sie. Beruflich ist Edina Müller bald an der Deutschen Sporthochschule Köln mit ihrem Studium der Heil- und Rehabilitationspädagogik fertig und hat ihre Zukunft fest im Blick.

Genauso willensstark verfolgt sie aber auch ihre nächsten sportlichen Ziele: "Wir wollen endlich den deutschen Meistertitel mit dem ASV nach Bonn holen." Außerdem träumt die 27-jährige von der Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen 2012 in London. Bei den Paralympics in Peking hatten die deutschen Damen gegen die USA ebenso das Nachsehen wie 2010 bei der WM in Birmingham, als man in letzter Sekunde mit 53:55 unterlag. "Der Stachel sitzt schon tief. Es ist Zeit für eine Revanche."

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