GA-Sonntagskicker Die Männer vom Tabellenende

Bonn · Der FV Cosmos Bonn und der TuS Eudenbach II verlieren regelmäßig. Kaum ein Team in Bonn und der Region hat in dieser Saison bislang weniger Punkte gesammelt. Die beiden Mannschaften haben jedoch gelernt, mit den zahlreichen Pleiten umzugehen.

Die Tabelle der Kreisliga D in der Gruppe 2 liest sich nicht gut für den FV Cosmos Bonn: null Punkte nach elf Spieltagen, ein Torverhältnis von 14:54 – in der untersten Spielklasse. Kein Verein im Bonner Stadtgebiet ist aktuell weniger erfolgreich. Oliver Boldt, Trainer und Mannschaftskapitän, ist ratlos angesichts der aussichtslosen Situation. „Ich weiß nicht, was in dieser Saison los ist. Vielleicht hatten wir hin und wieder einfach kein Glück. Aber die Grenze zwischen Pech und Unvermögen ist ja häufig fließend“, sagt Boldt, wissend, dass er die Punkte-Abstinenz so nicht vollends rechtfertigen kann.

Woran liegt es also, dass unterm Strich bislang die Null steht? Vielleicht am Altersschnitt? Boldt ist wie die meisten anderen Spieler im Verein älter als 30, Torhüter Stefan Troisch, Spitzname „Teacher“, liegt sogar jenseits der 60 – er ist der Methusalem der Liga. Ein Nachteil in Sachen Tempo und Spritzigkeit sei nicht von der Hand zu weisen.

„Wir haben außerdem keine Jugendabteilung“, argumentiert Boldt. „Wir rekrutieren uns in der Regel selbst – aus unserem Freundeskreis oder ehemaligen Kollegen aus dem Studium.“ Ein weiteres Manko sei die frühe Anstoßzeit am Sonntagmorgen um 11 Uhr. „Das kommt uns nicht wirklich entgegen, weil viele von uns da noch nicht fit sind“, erklärt der Cosmos-Leitwolf mit einem Augenzwinkern.

Und überhaupt: Es gehe ja nicht so sehr ums Gewinnen, sondern eher um den Spaß und die Gemeinschaft. So wird auf der Homepage der Cosmonauten bereits im Frühjahr auf die nächste Weihnachtsfeier hingewiesen und der letztmalige Gewinn der Fairplay-Wertung glorifiziert. Vor jedem Training und jedem Spiel können sich die Spieler auf der Webseite eintragen und ihre Teilnahme zusichern. „Bei uns händeln wir alles sehr locker, wir haben keine klassischen Strukturen wie andere Vereine“, sagt Boldt.

Warum dann nicht an einer Hobbyliga teilnehmen? „Das hat etwas mit unserem Selbstverständnis zu tun. Wir wollen einfach beweisen, dass wir noch im normalen Ligabetrieb mithalten können“, erklärt Boldt, um dann mit einer ordentlichen Portion Selbstironie einzuräumen: „Vor der aktuellen tabellarischen Situation wirkt das natürlich ein wenig vermessen.“ Generell gehe die Mannschaft aber in jedes Spiel, um zu gewinnen.

Deshalb sei das Team selbstverständlich niedergeschlagen, wenn es Pleiten in Serie kassiere. „Spaß macht das nicht. Am schlimmsten ist es, wenn wir unsere Leistung nicht auf den Platz gebracht haben oder wir besonders hoch verlieren“, findet der Cosmos-Kapitän. Einige regten sich dann mehr auf als andere, aber zu heftigen Vorwürfen komme es nicht. Stattdessen werde es ruhig in der Kabine, und die Stimmung sei nicht so ausgelassen wie sonst. „Nach jeder Niederlage denken wir schon ans nächste Spiel und hoffen, dort einen Punkt zu ergattern“, ergänzt Boldt. Sechs Punkte am Ende der Saison seien diesmal das Ziel. Das Wichtigste sei aber, dass sie am Ende alle Spiele bestritten und keine Partie wegen Spielermangels absagen müssten.

Torverhältnis von 9:106

Dieses Ziel verfolgt auch Josef Schumacher, Fußball-Abteilungsleiter beim TuS Eudenbach. Die zweite Mannschaft des Vereins ist derzeit Tabellenletzter in der Kreisliga C, der untersten Spielklasse im Rhein-Sieg-Kreis. Zwar stehen immerhin sechs Punkte nach 15 Spielen zu Buche, doch ein Torverhältnis von 9:106 sucht seinesgleichen.

„Unser größtes Problem ist die mangelnde Einstellung“, ärgert sich Schumacher in seiner Funktion als Trainer der Zweiten. In einigen Partien bekomme er gerade so elf Spieler zusammen. Und die seien dann auch wirklich nur sonntags dabei. „Beim Training unter der Woche müssen wir die erste und zweite Mannschaft zusammenlegen.“

Ein Nachwuchsproblem wie der FV Cosmos Bonn habe die TuS-Reserve zwar nicht: „Bei uns spielen viele junge Fußballer“. Allein die Qualität lasse zu wünschen übrig. „Viele von denen kenne ich seit der Jugend. Die konnten damals schon nicht besonders gut kicken“, erinnert sich Schumacher. Dennoch empfindet er auch Bewunderung für seine Schützlinge: „Ich ziehe den Hut vor den Jungs, dass sie immer noch kommen, obwohl sie andauernd einen auf die Mütze kriegen.“ Dieses Durchhaltevermögen sei enorm wichtig für den Club.

Denn ohne eine zweite Mannschaft könne der TuS Eudenbach nicht überleben, ist Schumacher überzeugt. „Wenn wir die Zweite zurückziehen würden, dann kämen einige Spieler gar nicht mehr zum Einsatz“, erklärt der 55-Jährige. Die Folge: Kaum jemand würde dem Verein mehr beitreten wollen. Der Breitensportgedanke ginge verloren.

Und hin und wieder feiere die Zweite des TuS Eudenbach sogar noch Erfolge. Der letzte Sieg in dieser Saison sei ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. „Wir lagen eigentlich 3:4 zurück und haben das Spiel in den letzten Minuten noch gedreht und 6:4 gewonnen. Das war natürlich ein Highlight für die Jungs, weil die ja sonst kaum Tore schießen“, freut sich Schumacher. Drei Spieler von der Ersten hätten an diesem Tag ausgeholfen. Der Rest habe draußen zugesehen. Und auch das mache Fußball schließlich aus – Zusammenhalt.

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