Martin Schulz in der Sporthochschule in Köln "Die EU ist gerade keine erfolgreiche Mannschaft"

KÖLN · Das griechische Schulden-Drama war am Montag für Martin Schulz zumindest für rund eine halbe Stunde nur ein Randaspekt. Der Präsident des Europäischen Parlaments hielt an der Kölner Sporthochschule eine Vorlesung. Sein Thema: "Die EU als Wirtschafts-, Werte- und Erinnerungsgemeinschaft: Chancen und Grenzen des Sports".

 Gab ein Gastspiel an der Kölner SpoHo: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.

Gab ein Gastspiel an der Kölner SpoHo: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.

Foto: dpa

Bei seinen Ausführungen wurde jedoch schnell deutlich, dass der leidenschaftliche Anhänger des 1. FC Köln, wie sich Schulz selbst bezeichnete, im Sport deutlich mehr Chancen als Grenzen für eine multinationale Gesellschaft wie die Europäische Union sieht. "Die Politik unterschätzt häufig die gesellschaftliche Kraft und Integrität des Sports", gab der 59-jährige SPD-Politiker zu und fügte an: "Nirgendwo kann sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl stärker entwickeln als im Sport."

Als Beispiel nannte er dabei den FC, der mit seinen rund 73 000 Mitgliedern die größte Gemeinschaft in der Stadt sei und so eine starke Bindungskraft habe. Zugleich sah es Schulz als eine Aufgabe der Politik an, das Herausstellen der gesellschaftlichen Verantwortung des Sports nicht allein auf die Verbände abzuwälzen. "Auch ich habe früher die Meinung vertreten, dass sich allein die Verbände damit beschäftigen sollen. Damit haben wir Politiker es uns aber sehr bequem gemacht. Wir als Politiker müssen auf die Sportorganisation zugehen."

Mit Blick auf die derzeit schwierige politische Situation in der EU nahm er die Mitgliedsstaaten und vor allem deren Regierungen in die Pflicht: "Wenn ich mir die Europäische Union angucke, muss man wohl sagen, dass wir gerade keine erfolgreiche Mannschaft sind." Deswegen brauche die Staatengemeinschaft eine Rückkehr zu den Grundtugenden Respekt und Fairness, die im Sport vorgelebt würden. "Der Sport kann viel dazu beitragen, unsere Welt gerechter zu machen", betonte Schulz.

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