Rosberg im Glück Die DFB-Auswahl als Vorbild

HOCKENHEIM · Nico Rosberg will in Hockenheim seine ganz spezielle Woche krönen

 Nico Rosberg

Nico Rosberg

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Nico Rosberg strahlte, als er am Donnerstag durch das Fahrerlager lief. Es war nicht nur die Vorfreude auf das bevorstehende Heimrennen, den Großen Preis von Deutschland in Hockenheim, die für gute Laune sorgte. Seine Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Vivian am Freitag, Deutschlands Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag, die Vertragsverlängerung mit Mercedes am Mittwoch - für den Wiesbadener hätten die vergangenen Tage kaum besser laufen können.

Das merkte man. Hier ein Selfie, da ein wenig Smalltalk und ein freundschaftlicher Handschlag. Er wirkte locker. Die Anspannung eines WM-Führenden war ihm nicht anzumerken.

Dabei kann der gebürtige Wiesbadener ausgerechnet am Hockenheimring am Sonntag (14 Uhr, RTL) mit einem Sieg eine perfekte Woche krönen und im Kampf gegen den Dauerrivalen Lewis Hamilton punkten. "Das war natürlich eine aufregende Woche für mich. Die Weltmeisterschaft war überragend.

Und jetzt darf ich hier fahren", so Rosberg. Der 29-Jährige fährt die Saison seines Lebens. Mit den Triumphen in Australien, Monaco und Österreich sammelte er in dieser Saison genauso viele Grand-Prix-Siege wie in seiner gesamten achtjährigen Karriere. Dank fünf weiterer zweiter Plätze führt Rosberg die Gesamtwertung mit 165 Zählern an, vier Punkte vor seinem Stallkollegen Hamilton. Die beeindruckende Bilanz ist auch den Mercedes-Verantwortlichen nicht verborgen geblieben. Sie haben den Vertrag mit dem aktuell besten deutschen Piloten bis 2017 verlängert.

Rosberg genießt den Moment. Auch auf der Pressekonferenz wirkt er locker. Seine Stimmung kann kaum etwas trüben. Auch nicht, dass ihm von der Fifa untersagt wurde, den Fußball-WM-Pokal auf seinen Helm zu lackieren. "Ich wusste nicht, dass es Probleme mit der Trademarke geben könnte. Jetzt kommt ein großer Stern auf den Helm. Den kann mir keiner nehmen", sagt der bekennende Fußballfan.

Auch wenn die Woche aus seiner Sicht kaum noch zu toppen ist, den Sieg im Heimrennen am Hockenheimring wird er nicht einfach verschenken. Auch um Hamilton einen kleinen Nadelstich in der Dauerfehde, dem aufgebauschten "Krieg der Sterne", zu versetzen. Für Rosberg wäre es nicht nur ein weiterer großer Schritt Richtung WM-Titel, es wäre zudem der erste Grand-Prix-Erfolg in seiner Heimat.

Auch Hamiltons Psychospiele stören den Führenden nicht weiter. Mit einem Augenzwinkern erklärte der Brite unlängst, dass es für Rosberg als Sohn eines Finnen und in Monaco aufgewachsen ja gar kein Heimrennen in Deutschland geben könne. Er sei nun mal kein Deutscher.

"Mich hat das nicht weiter gestört. Es war eine witzig gemeinte Diskussion. Für mich ist das hier neben Monaco mein zweites Heimrennen", erklärt Rosberg. Rund 55.000 Fans sehen das ähnlich. Nachdem der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel in dieser Saison nicht aus den Startlöchern kommen will, ruhen die WM-Hoffnungen der Nation auf Rosberg. Wie ein Wellenreiter will er die "deutsche Welle" ausnutzen, die die Weltmeister von Brasilien ausgelöst haben. "Man hat gesehen, dass die DFB-Auswahl als Team gut funktioniert hat. Wir haben auch eine gute Mannschaft. Wir wollen es ähnlich machen."

Auch wenn Rosberg der Grand-Prix-Sieg in Hockenheim bislang verwehrt blieb, der 29-Jährige weiß genau, wie sich ein Triumph auf der Rennstrecke in Baden-Württemberg anfühlt. "Hockenheim ist die Strecke, auf der ich im Verlauf meiner Karriere in den Nachwuchsserien die meisten Rennen gewonnen habe", so Rosberg.

Auch der aktuelle Titelträger Vettel will die Euphorie bei den deutschen Fans zu seinen Gunsten nutzen. Dabei verlief die bisherige Saison alles andere als nach Plan. Es gab viele Rückschläge. Mit dem Titelkampf wird der Heppenheimer in dieser Saison wohl nichts mehr zu tun haben.

"Ich hoffe, dass ich der Saison hier eine Wende geben kann. Aber wir sind sicherlich keine Favoriten", sagt Vettel, der sich dennoch einiges vorgenommen hat: "Es ist ein ganz besonderes Rennen für mich. Ich bin keine 30 Minuten entfernt von hier aufgewachsen. Es fühlt sich immer wie ein zweites Zuhause an. Natürlich ist es eine Strecke, auf der ich unbedingt noch gewinnen will."

Favorit ist der Weltmeister tatsächlich nicht. Diesen Status haben sich in dieser Saison andere erkämpft. In erster Linie Rosberg und Hamilton. "Es ist ein großer Kampf zwischen uns. Es wird bis zum Ende sehr eng bleiben", prophezeit Rosberg: "Ich freue mich auf die Unterstützung der Fans. Es wäre großartig, diese besondere Woche mit einem Sieg zu Ende zu bringen", sagt er.

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