Interview mit Alex Dohms "Der Verein Dragons Rhöndorf lag in Scherben"

Alex Dohms ist hauptamtlicher Geschäftsführer des Basketball-Zweitligisten Dragons Rhöndorf. Vor dem ersten Playoff-Spiel der Dragons am Samstagabend gegen Wolfenbüttel sprach Bernd Joisten mit ihm.

Im September 2017 sind Sie Geschäftsführer der Dragons geworden. Jetzt ist die erste Saison fast vorbei. Zeit für ein Fazit: War es eine gute Entscheidung?

Alex Dohms: Auf jeden Fall. Es hat sich viel bewegt. Als ich letztes Jahr im Sommer gefragt wurde, ob ich das machen will, musste ich nicht lange überlegen. Und ich habe mich richtig entschieden.

In der Saison 2016/17 wäre der Verein beinahe in die Regionalliga abgestiegen. Wir waren die Startvoraussetzungen für diese Saison?

Dohms: Der Verein lag – dem Feedback vieler Gespräche nach – in Scherben, hatte sein Herz und seine Seele verloren. Ich habe mit Sponsoren und Ehrenamtlern gesprochen. Die waren wütend und haben unterstrichen, dass es sportlich und organisatorisch katastrophal gewesen sei. Es war eine extrem schwierige Situation. Wir hatten in dieser Zeit 40.000 Euro an Sponsorengeldern verloren. Es war nicht klar, welche Spieler bleiben. Ich habe Verständnis dafür, dass so ein Abstiegsgespenst vieles kaputtmachen kann. Aber wir haben mit Hilfe der Telekom Baskets den Neuanfang geschafft.

Wie ist das Ganze denn dann in punkto Organisation gelaufen?

Dohms: Trainer, Spieler, Sponsoren, Räumlichkeiten, Trikots, Autos, und und und. So ein Neustart geht nur mit vereinten Kräften. Michael Wichterich und Olaf Stolz von den Telekom Baskets haben hier vor Jahren selber gearbeitet und schätzen den Verein. Ihre große Kompetenz hilft uns sehr und ist ein Glücksfall für Rhöndorf. Der neue Trainer Thomas Adelt hat sehr viel bewegt. Seine Qualitäten in der Menschenführung sind herausragend. Das ganze Trainerteam und die medizinische Abteilung leisten viel. Und es wurden sehr gute Spieler verpflichtet. Das war das Ergebnis akribischer Arbeit. Die Kooperation mit Bonn lebt. Und wir profitieren davon, dass Thomas Adelt und die Doppellizenzspieler Viktor Frankl-Maus, Alex Möller und Yannik Kneesch bei den Baskets unter Vertrag stehen und für uns spielen.

Was kostet denn eine konkurrenzfähige Saison in der Pro B?

Dohms: Mit einem mittleren sechsstelligen Betrag muss man für alles rechnen. Mit diesem Etat liegen wir im Mittelfeld der Liga. Teams wie Rostock und Quakenbrück sind in der Nordstaffel ganz anders aufgestellt. Unsere jungen deutschen Spieler sind aus der Region und werden hier nicht reich. Mit Zeitungsaustragen würden sie wahrscheinlich pro Stunde gerechnet mehr Geld verdienen.

Und wie viel machen dabei Sponsorengelder aus?

Dohms: Etwa 80 Prozent. Unsere Sponsoren sind unheimlich wichtig. Ohne sie geht nichts. Wir sind ihnen sehr dankbar.

In dieser Saison läuft es sportlich deutlich besser. Wo sehen Sie die Gründe für die Steigerung?

Dohms: Es ist die Teamzusammensetzung. Wir haben eine sehr homogene Mannschaft und Thomas Adelt versteht es, von den Spielern Disziplin zu fordern und ihnen gleichzeitig Freiheiten zu lassen. Außerdem haben wir mit Kameron Taylor den besten Spieler der 2. Liga verpflichten können. Wichtig ist aber auch, dass viel mehr trainiert wird. Und dennoch haben wir in der Saison gegen Elchingen und Gießen klar verloren. Die Spieler dieser Teams sind im Schnitt fünf Jahre älter als unsere – dazu haben sie viele starke ausländische Profis. Wir verfolgen eine andere Philosophie.

Wieviel wird denn trainiert?

Dohms: Montag bis Freitag abends. Hinzu werden vier Einheiten pro Woche morgens angeboten. Dazu Krafttraining, individuelle taktische Gespräche und Videositzungen. Ich denke, der Trainingsaufwand hat sich zum Vorjahr beinahe verdoppelt.

Wie schätzen Sie die Chancen in den Playoffs ein?

Dohms: Wir sind noch nie in die zweite Runde gekommen. Bei unserem Meistertitel 2010 gab es keine Playoffs. Wolfenbüttel hat Spieler dabei, die in der BBL viele Spielminuten bekommen. Aber wird sind trotzdem optimistisch.

Was sind denn die nächsten Ziele? Soll es in die Pro A gehen?

Dohms: Wir werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Klar, hat die Pro A mehr Strahlkraft. Aber ich glaube nicht, dass dies in den nächsten Jahren finanziell machbar ist. Wir bräuchten neues teures technisches Equipment, einen viel teureren Kader und die Reisekosten wären viel höher. Vor zwei Jahren haben wir in 30 Partien nur zwei Spiele gewonnen, die Halle leer gespielt und ein finanzielles Defizit produziert. Unsere Fans liefern wieder tolle Unterstützung und ich glaube es ist gut, sich vorne in der Pro B zu etablieren. Aber eine Entscheidung ist noch nicht final getroffen und ich treffe sie nicht alleine.

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