Der Sandsack ist der geeignete Sparringspartner

Der Bad Godesberger Fouad Kassem ist Weltmeister im Kick-Thai-Boxen in der Klasse bis 86 kg - 2000 Zuschauer beim WM-Finale in Südkorea - Trainiert wird täglich zwei Stunden

Bad Godesberg. Kampfsportarten sind hart, Kampfsportler hart im Nehmen. Das mag allein die Menge an Eis verdeutlichen, die die 812 Taekwondoka kürzlich bei den German Open in der Hardtberghalle verbrauchten, um ihre Blessuren zu kühlen: über 400 Liter. Es "geht zur Sache" auf der Matte und im Ring. Dabei ist das Kick-Thai-Boxen noch härter als Taekwondo. Es gibt keine Schutzkleidung außer dem Zahn- und dem Tiefschutz. Die meisten Kämpfe enden mit dem K. o.

Wenn jemand sagt, er habe die Sportarten Fußball und Turnen aufgegeben, weil er sich dabei zu häufig verletzt habe, und zum Kick-Thai-Boxen wechselt, dann muss er wirklich gut und für seine Gegner nahezu unerreichbar sein.

Ist er: Fouad Kassem aus Bad Godesberg reiste zu den Welt-Titelkämpfen nach Korea und kehrte mit dem Weltmeistertitel im Schwergewicht zurück.

Mit 21 zog der Libanese aus seinem Heimatland ins westfälische Minden, vor zwei Jahren dann nach Bad Godesberg, wo er täglich zwei Stunden trainiert. Obwohl er auch ein überdurchschnittlicher Turner und Fußballer war, hat sich die Konzentration auf den Kampfsport gelohnt.

Dank seiner brillanten Technik setzte er sich im Finale der Schwergewichtler (bis 86 Kilo) gegen den dreißig Zentimeter größeren koreanischen Lokalmatadoren durch. Kassem ist gerade 1,65 Meter groß, sein Pendant maß 1,93 Meter. Da muss man flink sein, um den immensen Reichweitenunterschied wettzumachen. Mehr als 2 000 Zuschauer konnten bestaunen, wie Kassem dieses Kunststück gelang.

Nun hat er noch einen großen Wunsch: "Eine eigene Kick-Thai-Box-Schule. Den Bedarf gibt es durchaus, denn die Sportart ist beliebt." Kassem trainiert neben der Erwachsenen-Gruppe auch 20 Kinder in einem Fitness-Center im Pennenfeld. Auch seine beiden Söhne Ahmed (8) und Zoher (9) sind dabei.

Das Talent haben sie offenbar von ihrem Vater: Beide haben bereits den schwarzen Gürtel der Taekwondoka, Zoher hat ebenfalls den schwarzen Gürtel im Kick-Thai-Boxen, sein Bruder trägt hier noch lila. Für Kassems eigenes Training allerdings findet sich nur ein Sparringspartner: "Der Sandsack - alle anderen haben zuviel Angst, wenn ich Ernst mache."

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