Tausende Zuschauer am Beueler Ufer Die Sieger des Bonn-Triathlon stehen fest

BONN · 1100 Teilnehmer sind am Sonntag beim Bonn-Triathlon an den Start gegangen. Die 28. Auflage der Veranstaltung war der Wettkampf der Titelverteidiger.

Spontan war gestern. Von einem Tag auf den anderen hatte sich Horst Reichel entschlossen, 2017 in Bonn beim Triathlon zu starten – zur Vorbereitung auf den Ironman in Frankfurt. Diesmal hatte der 36-Jährige seinen Start beim 28. SWB Energie und Wasser Bonn Triathlon von langer Hand geplant. Der Effekt war der gleiche. Horst Reichel durfte wie schon im Vorjahr den Triumph bei einer der beliebtesten Triathlon-Veranstaltungen in Deutschland genießen.

„Im letzten Jahr war es toll hier. Deshalb wollte ich auch in diesem Jahr unbedingt hier starten“, meinte der Sieger. Und in diesem Jahr hatte Reichel vom DSW Darmstadt, dem Verein für den auch der einstige Ironman-Sieger Lothar Leder an den Start gegangen war, für die Schulterklopfer und anerkennenden Worte nach einer Gesamtzeit von 2:47:41 Stunden für 3,8 Kilometer Schwimmen im Rhein, 60 Kilometer Radfahren durchs Siebengebirge und dem abschließenden Lauf über 15 Kilometer am Beueler Rheinufer richtig viel Zeit.

Paul Schuster vom TuS Griesheim, erstmals in Bonn dabei, benötigte für die Distanz exakt zwei Minuten und 19 Sekunden länger. Eine Welt auf der kurzen Distanz. Weitere 94 Sekunden später durfte sich Tobias Drachler (Pro Athletes) über den dritten Platz freuen. „Es war härter als erwartet“, meinte Reichel nach der Gratulationscour im Zielbereich unterhalb der Kennedybrücke. Um ein Haar hätte eine Fußverletzung die Pläne des Darmstädters noch durchkreuzt.

Sportler messen sich beim 28. Bonn Triathlon
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Horst Reichel dominiert auf der Radstrecke

Den Grundstein für den zweiten Erfolg in Folge legte Reichel auf der Radstrecke. „Ich habe extrem Gas gegeben, hatte aber deshalb beim Laufen hinten heraus ein wenig Mühe.“ Die Verfolger konnten vom zarten Schwächeanfall des späteren Siegers allerdings nicht profitieren. Dafür war Reichel zu weit enteilt. „Ich hatte heute gute Beine, aber der Weg nach vorne war viel zu weit“, gestand dann auch der Zweitplatzierte Paul Schuster, der Bonn als „richtig gute Veranstaltung“ taxierte.

Nach rund fünf Kilometern hatte Reichel, der Bonn diesmal als Vorbereitung für den Ironman in Hamburg nutzte, den Lokalmatadoren Oliver Strankmann von den SSF Bonn Triathlon auf der Radstrecke überholt. Strankmann, Sieger des Bonn Triathlons der Jahre 2011 und 2012, war nach drei Jahren Pause wieder am Start und feierte als Gesamtachter einen Rang hinter dem alten und neuen Stadtmeister Alex Schmitt (SSF Bonn Triathlon) ein gelungenes Comeback.

Der zweifache Sieger des Bonn-Triathlons (2011 und 2012) war lange verletzt und beruflich eingespannt. Pünktlich zur 28. Auflage des SWB Energie und Wasser Bonn-Triathlon meldete sich der 32-Jährige zurück. Und hat sich offenbar einiges vorgenommen.

Oliver Strankmann schwimmt die 3,8 Kilometer am schnellsten

Der 32-Jährige hatte das Schwimmen mit einer Zeit von 23:18 Minuten deutlich dominiert und mit einer extremen Linie die Konkurrenz regelrecht düpiert. Bis zur letzten Sekunde war Strankmann in der Mitte geschwommen. Dort ist die Strömung am heftigsten. Erst in letzter Sekunde war der SSF-Triathlet in einem 45-Grad-Winkel ans Ufer geschwommen. „Ich kenne mich hier eben gut aus“, meinte der Rückkehrer mit einem breiten Grinsen. Der Applaus der vielen Zuschauer beflügelte den Bonner zusätzlich.

Hinter Strankmann war Tobias Drachler als Zweiter auf die Radstrecke gegangen, fuhr nach 33 Kilometern hinter Reichel auf Platz zwei. Dann aber kam eine größere Gruppe auf, „in der auch Windschatten gefahren wurde“, sagte der Drittplatzierte nicht ganz ohne Groll.

Tränen der Rührung vergoss Verena Walter vom Iserlohner Tri Team. Das lag weniger am dritten Sieg in Folge, als vielmehr an der langen Verletzungsgeschichte der 37-Jährigen. „Nach meinem Sieg im Vorjahr ging es stetig bergab“, erzählte Walter, die mit einer Gesamtzeit von 3:10:31 Stunden die 28. Auflage des Bonn Triathlons vor der Zweiplatzierten Sara Baumann vom Tri Team Hagen (3:13:52) und der Dritten, Beate Görtz vom ASV Köln (3:15:29), beendet hatte.

„Den letzten richtigen Wettkampf hatte ich im August 2017. Und deshalb bin ich so glücklich, dass es hier und heute wieder funktioniert hat. Ich habe gehofft, aber nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft.“

Oberbürgermeister Ashok Sridharan gibt seinen Einstand

Mehr als 1000 Triathleten sind unterwegs, so auch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Im Rahmen des Staffelwettbewerbs hatte der 52-Jährige das Vergnügen erstmals überhaupt im Rhein zu schwimmen. „Ein phantastisches Erlebnis“, meinte der Debütant, der bei dieser Gelegenheit erstmals einen Neoprenanzug angezogen hatte. „Dank der hervorragenden Organisation konnte einfach nichts schief gehen.

Deshalb ein großes Kompliment an alle Helfer“, meinte der OB. Feierabend hatte Sridharan nach den 3,8 Kilometern Schwimmen allerdings noch nicht. Da zwei seiner Staffelkollegen krankheitsbedingt passen musste, begab sich der OB auch noch auf die 15 Kilometer lange Laufstrecke. Auch das war für den 52-Jährigen keine Last. „Ich freue mich, dass ich auch laufen darf.“

Eine erste positive Bilanz des 28. SWB Energie und Wasser Bonn Triathlon, an dem rund 1000 Einzelstarter und mehr als 600 Staffelstarter teilnahmen, zog auch Cheforganisator Joachim Sommershof vom PSV Bonn. „Es waren wieder schöne und spannende Rennen. Besonders haben wir uns gefreut, dass Oliver Strankmann wieder am Start ist. Und was ich so gehört habe, wird er auch 2019 wieder mit dabei sein.“

Hunderte Helfer im Einsatz

Das Ausdauerevent des ausrichtenden PSV Bonn gehört zu den beliebtesten Triathlonveranstaltungen in Deutschland und lockt auch in diesem Jahr wieder Sportlerinnen und Sportler aus dem In- und Ausland in die Bundesstadt. „Wir hatten hier in Bonn schon viele spannende Rennverläufe, emotionale Szenen und sportliche Glanzlichter. Ich bin mir sicher, dass dies am Sonntag bei hoffentlich perfektem Wetter nicht anders sein wird“, unterstreicht Cheforganisator Joachim Sommershof, der mit seinem Team jedes Jahr die organisatorische Herkulesausgabe stemmt.

Sommershof war schon 1991 dabei, als der erste Bonner Triathlon über die Bühne ging. Damals gewann der Koblenzer Toptriathlet Jürgen Zäck. Ein Jahr später war sogar Superstar Mark Allen in Bonn dabei. Der US-Amerikaner gewann 1989, 1990, 1991, 1992, 1993 und 1995 den Ironman auf Hawaii, wurde aber in Bonn hinter Zäck 1992 nur Zweiter, weil sich der Kalifornier auf der Radstrecke verfuhr. Das wurmte ihn so sehr, dass er sich 1993 wieder in Bonn einfand – und das Rennen gewann.

Comeback nach Krebserkrankung

Unvergessen ist auch der Sieg des Troisdorfers Olaf Sabatschus im Jahr 2007. Der Lokalmatador war nach überstandener Krebserkrankung in Bonn am Start und siegte in einem unglaublichen Rennen, bejubelt von schätzungsweise 20.000 Zuschauern, in 2:56:21 Stunden. Doch die Topathleten sind es nicht alleine, die den Bonn-Triathlon so sehenswert machen. Alleine das Gewusel beim Schwimmausstieg und in der Wechselzone, in der Rennräder im Gesamtwert von mehr als zwei Millionen Euro stehen, ist spektakulär.

Für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird es da schon schwer, ihr Rennrad zu finden. Die Radstrecke ist sehr anspruchsvoll, da es zwischendurch extreme Anstiege gibt – berüchtigt: die Ortsdurchfahrt in Bockeroth. Erst recht anstrengend ist angesichts der Vorbelastung das Laufen am Beueler Rheinufer. Da die fünf Kilometer lange Runde dreimal gelaufen werden muss, bevor der Zieleinlauf in Nähe der Kennedybrücke auftaucht, sind die Zuschauer hautnah dabei sein, wenn der Führende gejagt wird und alle, ob der Strapazen und Temperaturen, auf die Zähne beißen müssen.

Gute Chancen auf erfolgreiche Titelverteidigungen rechnen sich der Darmstädter Profi Horst Reichel und Verena Walter aus. Die gebürtige Iserlohnerin, die 2007 für die SSF Bonn startete, peilt bereits ihren dritten Triumph in Folge an. Mit Hilfe der DLRG-Kräfte sollte die gute Schwimmerin am Sonntag wieder als Erste dem Rhein entsteigen.

Informationen zum SWB Energie und Wasser Bonn-Triathlon: www.bonn-triathlon.de

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