Der Abendsonne entgegen Das G-A-Team testet Wanderkanufahren beim OWV

Oberkassel · Zehn Mitarbeiter probieren für sie ungewohnte Sportarten aus. In dieser Folge wagt sich Kathrin Nitschke auf den Rhein und versucht sich im Wanderkanufahren beim Oberkasseler Wassersportverein.

Rheinromantik einmal anders: Kathrin Nitschke im Zweierkanu.

Rheinromantik einmal anders: Kathrin Nitschke im Zweierkanu.

Foto: Sabrina Bauer

Die graue Wolkendecke reißt in dem Moment auf, als ich an dem mit bunten Graffitis besprühten Bootshaus an der Rheinpromenade eintreffe. Nach dem schlechten Wetter der letzten Tage bin ich erleichtert, denn heute erwartet mich ein ohnehin nasses Vergnügen. Für das G-A-Team teste ich Wanderkanusport beim Oberkasseler Wassersport Verein.

Normalerweise kümmere ich mich um die Belange der freien Mitarbeiter im Verlag und habe es dabei warm und trocken – jetzt haben mich die Leser ins kalte Nass geschickt. Bernd Klumb, der Schwimmwart des Vereins, erwartet mich bereits vor einer beeindruckenden Wand übereinander gestapelter Boote. „Schön, dass du da bist – da können wir dir gleich ein Kanu aussuchen“, begrüßt er mich. „Wir nehmen erst einmal eines der geschlossenen Kanus, also ein Kajak – da wirst du auch nicht so nass“, meint Klumb. Perfekt. Nicht „so nass“, hört sich per se schon mal ganz gut an.

Bevor ich mich aber in die reißenden Fluten stürze, müssen noch Anpassungen der Fußstützen und des Sitzes vorgenommen werden. Nur so kann die richtige Gewichtsverteilung gewährleistet werden. Währenddessen erklärt mir Karsten Junge, Wanderwart und Jugendtrainer, schon mal die Lenkung meines ungewohnten Untersatzes: „Außer mit dem Paddel lenkst du auch mit deinem Gewicht.“ Da mir schon bei der Kanu-Auswahl aufgrund meiner Statur das „normale“ Kajak gegen ein Kinderkajak getauscht wurde, sehe ich dem Thema Gewichtslenkung skeptisch entgegen. „Du wirst sehen, geradeaus fahren ist gar nicht so einfach“. Diese Problematik kommen mir und meinem Fahrrad aus längst vergangenen Studienzeiten vage bekannt vor.

Strömungen werden unterschätzt

Zudem ist der Rhein nicht ungefährlich – die noch heute oft unterschätzten Strömungen und die daraus resultierenden Todesfälle waren der Grund, dass der Verein im Jahre 1923 zunächst als Schwimmverein gegründet wurde. Dieser führte die Aufsicht über das Oberkasseler Flußschwimmbad und erteilte Schwimmunterricht. Im Jahr 1926 kam dann der Kanusport dazu. Und das erfolgreich – das Rennsport-Team hat bis heute zahlreiche Meistertitel bei Wettkämpfen erlangen können. Auch der Bonner Doppel-Olympiasieger Max Rendschmidt legte hier den Grundstein für seinen sportlichen Werdegang. Ich wiederum stehe erst ganz am Anfang meiner Karriere.

„Grundsätzlich ist Kanufahren ein Sport, den man in jedem Alter beginnen kann,“ erklärt mir Junge, der selbst schon seit 35 Jahren dabei ist. Klasse, dann haben wir ja einen Sport für die G-A-Team-Oma gefunden.

Dann ist es soweit – beherzt lassen mich Junge und Klumb am Rheinufer zu Wasser und schieben mein Kanu kräftig an. Zum Dank fahre ich nicht geradeaus sondern in einem eleganten, wenn auch nicht geplanten Bogen ans Ufer zurück und laufe auf Grund. Mit dem Paddel schiebe ich mich zurück ins tiefere Gewässer und merke, dass geradeaus wirklich nicht so leicht ist. Eine Entenfamilie macht mir in perfekter Formation vor, wie es geht und flankiert meine Paddelversuche. Der Ehrgeiz packt mich und tatsächlich gelingt es mir eine Weile, Kurs zu halten. Als ich beginne an ein bisher verborgenes Talent zu glauben, lege ich eine plötzliche unerwartete Linkswende ein. Die Enten gucken empört als ich sie fast ramme und schlimmer noch – jetzt fahre ich im Kreis.

"Copilot" Ralf Rendschmidt

Dann bekomme ich meine Challenge. „Versuch mal weiter raus um die Kribbenköpfe herum zu paddeln, die Strömung dort macht die Lenkung noch etwas schwieriger,“ erklärt mir Klumb die Aufgabe. Meine Sorge, dabei Richtung Köln abzutreiben, entkräftet er, „Wir fangen dich notfalls ab.“ Beruhigt lege ich los und schaffe die Aufgabe schneller als gedacht.

Zur Belohnung wartet ein besonderes Highlight auf mich – ich darf mit Ralf Rendschmidt, Vater von Weltmeister Max, im Zweier-Kajak ein Stück rheinaufwärts Richtung Oberdollendorf paddeln. „Du kannst besonders gut Bögen fahren, wenn du dich mit dem ganzen Körper nach rechts oder links legst,“ rät er mir. „Aber nicht den ganzen Kopf ins Wasser tauchen, sonst schmeißt du euch um,“ sagt Junge, als ich mich übermotiviert in die Kurven lege.

Und dann wird es richtig herrlich – angeleitet von meinem „Copiloten“ geben wir Gas. Ein paar Rheindampfer sorgen für leichte Bugwellen und der Sonnenuntergang, der sich im Posttower spiegelt, für eine tolle Abendstimmung. „Das ist das Schöne am Kanufahren: man kann sich total gut entspannen,“ sagt Klumb. „Und wenn wir im Sommer auf Sieg, Agger und Lahn unterwegs sind, ist es sogar noch schöner,“ ergänzt Junge. „Jetzt ist erst einmal Winterpause, aber komm im Frühjahr gerne noch einmal zum Schnuppern vorbei.“

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