Branko Klepac muss seine Karriere beenden

Ex-Kapitän der Bonner Telekom Baskets leidet an Multipler Sklerose - Nach Gefühlsstörungen in den Beinen wurde die Nervenkrankeit diagnostiziert - Klub und Mannschaft geschockt

  Unermüdlicher Kämpfer  war Branko Klepac bei den Baskets. Wegen seiner Krankheit wird man ihn nicht mehr auf dem Feld sehen.

Unermüdlicher Kämpfer war Branko Klepac bei den Baskets. Wegen seiner Krankheit wird man ihn nicht mehr auf dem Feld sehen.

Foto: Ittermann

Bonn. Ausgelassen feierten die Telekom Baskets Bonn und ihre Fans noch am Samstagabend den 68:65-Sieg in der Basketball-Bundesliga gegen die Walter Tigers Tübingen. Nicht mit dabei: Branko Klepac. Es wunderte schon, dass der dienstälteste Bonner, der bereits in Quakenbrück verletzungsbedingt hatte passen müssen, nicht zumindest als Zuschauer in der Halle war.

Am Sonntag dann die schlimme Nachricht, die alles Sportliche in den Hintergrund drängt: Bei Klepac wurde Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Eine Nervenkrankheit, die nicht nur sein Karriereende als Basketballer besiegelt, sondern nach der er auch sein ganzes weiteres Leben wird ausrichten müssen, weil sie als nicht heilbar gilt. "Ich werde den Baskets auf dem Spielfeld nicht mehr helfen können.

Mein Leben beginnt ab heute neu - außerhalb des professionellen Sports", sagte Klepac. Die Baskets sind tief betroffen. "Eigentlich fehlen uns die Worte", erklärte Präsident Wolfgang Wiedlich sichtlich mitgenommen. "Branko hatte plötzlich Gefühlsausfälle in seinen Beinen", so Team-Orthopäde Michael Volkmer. "Eine Nervenwasser-Untersuchung vergangene Woche hat dann die genaue Diagnose ermöglicht."

Branko Klepac - sein Name ist Synonym für 100 Prozent Einsatz, 100 Prozent Leidenschaft, 100 Prozent Loyalität, 100 Prozent Identifikation mit Verein und Mannschaft. Nicht zuletzt wegen dieser vorbildlichen Einstellung war er bis zur vergangenen Saison Mannschaftskapitän. Mit 18 Jahren wurde er vom damaligen Coach Bruno Soce vom Süd-Zweitligisten TSV Speyer als vielversprechendes Talent an den Rhein geholt.

Er war kein begnadeter Spieler, vielmehr ein Paradebeispiel für Soces Philosophie: "Basketball ist Arbeit." Mit 20 Jahren bestritt er sein erstes Länderspiel in der A-Nationalmannschaft gegen Italien. Seitdem gehörte der 2,06 Meter große Power Forward ununterbrochen dem erweiterten Kader der deutschen Auswahlmannschaft an, für die er insgesamt 14 Mal spielte. Ein Länderspiel gilt für den 26-jährigen auch als das Highlight seiner Karriere:

2004 traf Klepac mit seinen Nationalmannschaftskollegen um Dirk Nowitzki in der ausverkauften Kölnarena auf das Dreamteam der USA, dem Deutschland nur knapp mit 77:80 unterlag. "Branx", wie ihn die Teamkollegen nennen, spielte seit 1998 insgesamt 311 mal im Bonner Dress, soviel wie kein anderer Spieler. In dieser Zeit erzielte er 1311 Punkte.

Die Bereitschaft, immer an seine Leistungsgrenze zu gehen und seine Qualitäten in der Verteidigung brachten ihm selbst bei europäischen Spitzenspielern Respekt ein. Acht lange Jahre in Bonn erzählen aber auch eine Leidensgeschichte. Immer wieder wurde Klepac von Verletzungen heimgesucht. Manche Beschwerden gaben Rätsel auf. Seit Sonntag ist klar: Da forderte die Krankheit, die sich zunächst oft unerkannt entwickelt, schon ihren Tribut.

"Das ist für alle ein Hammerschlag", erklärte Baskets-Trainer Michael Koch, nachdem er und das Team am Sonntag informiert worden waren. Es sei jetzt aber nicht die Zeit, Mitleid zu bezeugen, sondern den Ex-Kapitän nach besten Kräften zu unterstützen und nicht in ein Loch fallen zu lassen. Koch: "Branko bleibt im Kreise der Mannschaft. Wir müssen ihm ein Umfeld geben, das ihn im Kampf gegen seine Krankheit hilft und ihm neue Perspektiven aufzeigt."

Klepac wird sich alsbald in einer MS-Spezialklinik behandeln lassen. "Wir tun alles, was therapeutisch sinnvoll und möglich ist", sagte Geschäftsführer Jochen Luksch. Über das Medizinische hinaus sei es nun "für Branko wichtig und sicherlich auch schwierig, sich in der neuen Lebenssituation einzufinden. Wir werden ihn dabei mit allen unseren Möglichkeiten unterstützen", versicherte auch Wiedlich.

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche und degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie gilt als Autoimmunerkrankung, ist also eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe. Sie ist bis heute nicht heilbar, aber behandelbar.

Im Krankheitsverlauf kommt es zu einer verminderten Leitfähigkeit der Nervenbahnen, wodurch die typischen Symptome wie Kribbeln, Spastiken, Lähmung, schnelle Ermüdbarkeit sowie Sehstörungen ausgelöst werden. Entgegen der landläufigen Meinung führt MS nicht zwangsläufig zu schweren Behinderungen.

Multiple Sklerose ist nicht ansteckend und nur selten tödlich. Die Krankheit zeichnet sich durch individuell sehr unterschiedlich ausgeprägte Verlaufsformen aus. Bislang ist es zu Beginn der Erkrankung kaum möglich, eine Prognose über den weiteren Verlauf zu stellen. Die Symptome der Krankheit sind unterschiedlichster Art. Man nennt Multiple Sklerose deshalb auch "die Krankheit mit den tausend Gesichtern".

Quelle: www.wikipedia.de

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