"Pro Sportstadt Bonn" Bonner Sport macht Front gegen Kultur

Bonn · Die Vereinsinitiative "Pro Sportstadt Bonn" (PSB) verstärkt ihren Druck auf Politik und Verwaltung, die Höhe der Förderung der "Offiziellen Kultur" zu überdenken und mittelfristig zu senken. "45 Millionen Euro kosten Oper, Schauspielhaus, Beethovenorchester und städtisches Kunstmuseum im Jahr 2012. Das ist unverantwortlich in einer Zeit, in der sich die Stadt allein in diesem Jahr um 208 Millionen Euro neu verschuldet", erklärte Sitzungsleiter Michael Scharf auf der Vollversammlung der erst im Januar gegründeten Initiative.

Über 50 Vereinsvertreter kamen zur Vollversammlung der Sportvereinsinitiative "Pro Sportstadt Bonn". Sie beschlossen unter anderem auch einen Antrag an den Stadtsportbund, den Pakt für den Sport mit der Stadt aufzukündigen.

Über 50 Vereinsvertreter kamen zur Vollversammlung der Sportvereinsinitiative "Pro Sportstadt Bonn". Sie beschlossen unter anderem auch einen Antrag an den Stadtsportbund, den Pakt für den Sport mit der Stadt aufzukündigen.

Foto: Horst Müller

Über 50 Vorstandsmitglieder Bonner Sportvereine waren am Donnerstagabend zur Versammlung ins Clubhaus des Bonner THV gekommen - und sie gaben ihrem Vorstand in allen maßgeblichen Angelegenheiten Rückendeckung.

Dazu gehört auch, dass sich die PSB breiter aufstellen wird. Mit überwältigender Mehrheit bei nur zwei Enthaltungen wurde ein Antrag angenommen, in dem sich die PSB dazu bekennen soll, verstärkt bürgerschaftliches Engagement zu übernehmen. Konkret: Die PSB wird sich künftig nicht nur um die Belange des Sports kümmern, sondern will sich auch mit jenen Empfängern freiwilliger städtischer Leistungen zusammenschließen, die ebenso an der hohen Subventionierung der "Offiziellen Kultur" leiden. So bekennt sich die PSB ausdrücklich zur verstärkten Förderung von Schule, Kindern, Jugend, Familie und Soziales. Und sie unterstützt die Forderung nach der Fortführung populärer kultureller Projekte wie zum Beispiel den Bonner Sommer oder die Rheinkultur sowie die breiten Bildungs- und Kulturangebote von Volkshochschule, Stadtbibliothek, Musikschule oder die "hervorragenden Angebote der freien Kultur, die sich zum allergrößten Teil selbst finanzieren".

Und so macht die PSB in ihrem Grundsatzpapier deutlich: "Mit 45 Millionen Euro jährlich finanziert die Stadt ein Angebot offizieller Kultur, das ihre Leistungskraft bei weitem dauerhaft übersteigt. Ihren originären Grundaufgaben kommt sie dagegen mit Leistungskürzungen sowie Steuer- und Abgabenerhöhungen immer schlechter nach." So lasse sie städtisches Gemeineigentum ohne angemessenen Bauunterhalt verfallen. Deshalb müsse die Stadt die Höhe und Absicherung der nicht mehr bezahlbaren offiziellen Kultur zurückführen, um damit finanzielle Handlungsspielräume zurückzugewinnen. Dann könnten auch andere freiwillige Leistungen angemessen gefördert werden.

Auch für den Bonner Sport wurden wichtige Entscheidungen getroffen. So soll der Stadtsportbund (SSB) auf seiner kommenden Mitgliederversammlung im Mai aufgefordert werden, den Pakt für den Sport mit der Stadt aufzukündigen. Zielsetzung des Paktes ist es, die Sportentwicklung in Bonn als integralen Bestandteil der Stadtentwicklung zu fördern. "Dieser Pakt ist selbst in seiner Unverbindlichkeit nie von der Stadt eingehalten worden", so Michael Scharf.

Und der erhielt Unterstützung von Uli Dahl, dem 2. Vorsitzenden des SSB. "Der SSB hat gegen dieses deutliche Zeichen keine Einwände. Der bisherige Vertrag ist zurzeit nicht die Tinte wert, mit dem er unterschrieben wurde. Die Stadt hat nie versucht, ihn wirklich umzusetzen."

Ebenso einstimmig entschied sich die Versammlung, die Stadt aufzufordern, einen sofortigen Aufhebungsvertrag mit der Firma Schwan abzuschließen. An Schwan hat die Stadt die Akquise und Pflege der Bandenwerbung in Bonner Sportstätten vergeben.

Und die PSB zeigte, dass sie konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeiten will. Sie überarbeitete die seit Jahren auf Eis liegende Sportförderrichtlinie. Sie soll über den SSB zur Beratung in den Sportausschuss eingebracht werden.

Kommentar Seite 30

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