Fecht-EM in Polen Bonner André Sanita holt Sensations-Bronze

BONN · Der Bonner Herrenflorettfechter André Sanita wird bei der EM erst im Halbfinale gestoppt. Es ist der größte Erfolg seiner Karriere.

 Einen wahren Freudensprung vollführt André Sanita nach dem entscheidenden Treffer gegen den Ukrainer Klod Yunes, der ihm bei der Fecht-EM die Bronzemedaille sicherte.

Einen wahren Freudensprung vollführt André Sanita nach dem entscheidenden Treffer gegen den Ukrainer Klod Yunes, der ihm bei der Fecht-EM die Bronzemedaille sicherte.

Foto: AUGUSTO BIZZI/@DFBFECHTEN

Es als Sensation zu bezeichnen, ist nicht übertrieben. André Sanita, Herrenflorettfechter des Olympischen Fecht-Clubs (OFC) Bonn, hat am Montag bei den Europameisterschaften in Torun/Polen die Bronzemedaille gewonnen. Es ist der bisher größte Erfolg des 24-Jährigen. Viel hat nicht gefehlt, und der Linkshänder hätte am Abend um Gold gefochten. Er lieferte sich mit dem in der Weltrangliste 26 Plätze besser platzierten Timur Safin, der später Europameister wurde, ein spannendes Halbfinalgefecht, das der Russe erst in der Schlussphase für sich entscheiden konnte.

Auf der einen Seite stand der schnelle, explosive Bonner, der mit mutigen, aber auch risikoreichen Attacken versuchte, seine Treffer zu setzen. Auf der anderen Seite der 23-jährige zuvor bei WM und EM schon mit Bronze dekorierte Safin, der eher abwartend auf der Planche unterwegs war, auf seine größere Reichweite und taktisch kluge Aktionen setzte. Er ging auch mit 6:3 in Führung, doch Sanita bewies wieder seine Nehmerqualitäten, kämpfte sich zum 6:6 zurück und ging nach einem 6:9-Rückstand sogar mit 11:10 in Front. In der entscheidenden Phase wirkte sein Gegner aber abgeklärter, während sich der Bonner ein paar Unkonzentriertheiten leistete, die eiskalt bestraft wurden. Sanita: „Am Anfang hatte ich einen Hänger, in der Mitte Safin, am Ende ging es dann leider ein bisschen schnell.“

Trotzdem war Sanita hochzufrieden. „Ich freue mich mega über Bronze“, erklärte er. Er habe zwar nach dem sicheren Gewinn einer Medaille schon gehofft, dass sich „die Farbe noch ein bisschen ändert“, doch er erkannte den verdienten Erfolg Safins neidlos an. Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, war voll des Lobes für den Sportsoldaten: „André hat sich's redlich verdient. Er hat hervorragend gefochten.“

Der Tag hatte für den Stabsunteroffizier der Bundeswehr-Sportfördergruppe gut begonnen. Durch die Vorrunde marschierte er mit fünf Siegen bei nur einer Niederlage. In der Runde der letzten 64 wurde er dafür mit einem Freilos belohnt. Unter den letzten 32 ließ der Bonner dem Ungarn Andras Nemeth beim 15:5 keine Chance. Im Achtelfinale wartete dann niemand anderes als der Weltklassefechter Richard Kruse. Aber auch der Weltranglisten-Sechste aus Großbritannien konnte den OFC-Athleten (54. der Weltrangliste) nicht stoppen und wurde von ihm mit 15:6 von der Planche gefegt. „Den muss man erst einmal schlagen. Ich habe gegen Kruse 10:0 geführt und habe ihn buchstäblich zerstört“, erzählte Sanita mit Stolz.

Richtig spannend wurde es dann im Viertelfinale. Ein Sieg fehlte dem gebürtigen Solinger noch, um die ersehnte Medaille zu gewinnen. Die Schlussphase des Gefechts gegen den Ukrainer Klod Junes war an Dramatik nicht zu überbieten. Sanita lag schon 9:13 hinten, kämpfte sich aber bis zum 14:14 zurück. Der nächste Treffer musste über Sieg oder Niederlage entscheiden. Sanita war schließlich der Glückliche. Als die Lampe seiner Trefferanzeige aufleuchtete, fiel sein Gegner tief enttäuscht auf die Knie, während Sanita völlig losgelöst einen Freudentanz vollführte und dabei fast bis unter die Decke sprang. Sanita: „Als ich wusste, dass es um eine Medaille ging, war ich schon sehr aufgeregt. Am Ende habe ich dann doch die Nerven behalten. So einen Erfolg habe ich gebraucht, der gibt mir einen Schub.“

Der viermalige Einzel-Weltmeister Peter Joppich aus Koblenz, einziger für die Olympischen Spiele in Rio qualifizierter Florettspezialist, kam über das Achtelfinale nicht hinaus. Der 33-Jährige marschierte mit einer souveränen Vorrunde in die Direktausscheidung, hatte zunächst ein Freilos und besiegte in der Runde der letzten 32 den Ungarn Daniel Dosa mit 15:8. Dann aber scheiterte er an dem Franzosen und späteren Silbermedaillengewinner Erwan Le Péchoux deutlich mit 8:15 und wurde am Ende 13.

Sanitas Clubkollege Marius Braun kam nach vier Niederlagen und zwei Siegen über die Vorrunde nicht hinaus und schloss auf Platz 51 ab. Den Tauberbischofsheimer Alexander Kahl, der für den verletzten Benjamin Kleibrink einsprang, erwischte es in der Runde der letzten 64. Im Gesamtklassement wurde er 47.

Die nächste Aufgabe wartet auf die Herrenflorettfechter am Donnerstag im Teamwettbewerb.

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