WM-Achter nach Halbfinal-Crash Baldé im Pech

bonn · Nach dem spektakulären Crash rückte für Alhassane Baldé der achte Platz über die 1500 Meter bei der Weltmeisterschaft in Doha/Katar ein wenig in den Hintergrund. "Unter den zehn besten Fahrern der Welt Achter zu werden ist okay", sagt der Rennrollstuhlfahrer.

 Alhassane Baldé überstand den Sturz ohne größere Blessuren.

Alhassane Baldé überstand den Sturz ohne größere Blessuren.

Foto: IPC Athletics

"Damit kann ich leben." Denn nach den Ereignissen vom Vortag war der Bonner sehr nervös in sein erstes WM-Finale gegangen und "vielleicht zu defensiv" gefahren, wie er selbst sagt.

Den Massensturz im Halbfinale überschreibt Baldé in dem Blog auf seiner Homepage als "Rumble in the Desert" - eine Anspielung auf den legendären Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman 1974 im damaligen Zaire, der als "Rumble in the Jungle" in die Geschichte einging, als "Grollen im Dschungel". Es muss also mächtig in der Wüste gepoltert haben. Die Fotos des Crashs gerieten spektakulär.

Dabei war der 29-Jährige sehr selbstbewusst in seinen Lauf gegangen. "Ich fühle mich gut, das Wetter liegt mir, das Material passt und ich freue mich auf die Rennen", frohlockte er nach dem Abschlusstraining. Und mit den 1500 Metern stand gleich die prestigeträchtigste Distanz auf der Bahn in seinem Wettkampfkalender. Das Finale zu erreichen lautete Baldés Minimalziel, so wie auch für seine beiden weiteren Starts bei dem Großereignis. Dafür standen die Vorzeichen gut: Die ersten beiden Läufe waren sehr langsam gewesen, im dritten hätte aller Voraussicht nach Platz vier gereicht, um neben den jeweils drei erstplatzierten Fahrern der drei Läufe über die Zeit ins Finale einzuziehen.

Doch nach seinem guten Start überschlugen sich nach 250 Metern die Ereignisse. "Ich merkte plötzlich, dass ich aus dem Nichts heraus radikal nach rechts abdrehte", sagt er. Der Franzose Julien Casoli und fünf weitere Fahrer stürzten über und neben ihm - Chaos. "Es gab wüste Beschimpfungen noch auf der Bahn, Teammanager kamen auf mich zu, beleidigten mich. Ich wurde als der Verursacher ausgemacht", erzählt der Bonner. Dabei konnte er sich nicht erklären, wie es zu der Karambolage gekommen war. Nach Protesten und Videostudium wurde er schließlich komplett entlastet.

"Ein junger Kuwaiti hinter mir hatte mich am linken Hinterrad erwischt", beschreibt Baldé den Crash im Nachhinein. Das Rad stellte sich quer, er driftete nach rechts und riss die anderen Fahrer mit zu Boden. Der Kuwaiti wurde disqualifiziert und das Rennen wiederholt.

"Mich hatte das Ganze schwer mitgenommen, weniger die Blessuren an Armen und Hüfte, als die mentale Verunsicherung", schreibt Baldé in seinem Blog. Alle im Feld hätten ihn trotz der offiziellen Entlastung als Crasher gesehen. So fuhr er defensiv, zog aber als zeitschnellster Vierter in das Finale ein. Auch dort konnte er seine Vorsicht aber nicht ablegen und wurde mit 3:05,94 Minuten beim Sieg des Thailänders Rawat Tana (3:04,35) Achter.

Gestern erreichte Baldé über 5000 Meter ebenfalls das Finale, kam dort am Abend aber nicht über Platz neun hinaus. Eine weitere Chance hat er noch über 800 Meter (Vorläufe am Mittwoch, Halbfinale/Finale am Donnerstag).

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