Marathon in Bonn „Solange es nicht schneit, ist alles okay“

BONN · Kurz vor dem Deutsche Post Marathon am Sonntag beschäftigt Läufer und Zuschauer die Frage nach dem Wetter. Die Vorhersagen sind uneinheitlich.

Leicht bewölkt, knapp 15 Grad, wenig Wind: So wie gestern wünschen sich Adele Blaise-Sohnius und Moritz auf der Heide die Witterung am Marathon-Sonntag. Das Bild entstand in Sichtweite der Kennedy-Brücke, die kurz nach dem Start überquert wird.

Leicht bewölkt, knapp 15 Grad, wenig Wind: So wie gestern wünschen sich Adele Blaise-Sohnius und Moritz auf der Heide die Witterung am Marathon-Sonntag. Das Bild entstand in Sichtweite der Kennedy-Brücke, die kurz nach dem Start überquert wird.

Welches ist das richtige Wetter für einen Marathon? Die Antwort auf diese Frage hängt von der Sichtweise ab. Zuschauer haben nichts gegen Sonne und frühlingshafte Temperaturen. Wer friert schon gerne am Straßenrand, während er gefühlte Ewigkeiten auf seinen laufenden Vater, den Partner oder den Nachbarn wartet?

Neben den Wünschen der Zuschauer für den Marathon-Sonntag in Bonn (ab 8.30 Uhr, Starts am Koblenzer Tor, Ziel vor dem Alten Rathaus) gibt es die der Hobbyläufer und die der Leistungssportler. Sowie gewissermaßen als Schnittmenge die des Veranstalters, denn der will es allen recht machen. So zu erklären ist die Aussage von Mitorganisatorin Anna Malorny-Hey. Die meinte gestern kurz und knackig zu ihren Erwartungen: „Sonnig, 19 Grad“. Erstmals stand sie bei der traditionellen Vorab-Pressekonferenz im Hotel Königshof den Journalisten Rede und Antwort und nahm damit den Staffelstab ihres Vaters Klaus Malorny auf. Der langjährige Organisationschef des Deutsche Post Marathons hatte die Frage nach dem zu erwartenden Wetter traditionell mit „Sonnig, 18 Grad“ beantwortet. Egal, was die Wetterfrösche prognostizierten.

Die sind sich bislang nicht ganz einig, was die Vorhersage für den Vormittag des 10. April angeht. Die Bandbreite reicht von regnerisch (das mag keiner) und um die 11 Grad bis zu 15 Grad und sonnig. Je weiter die Stunde fortschreitet, desto stärker geht der Trend zu Aufhellungen.

Zwei Spitzenläufer aus der Region zuckten gestern sichtlich zusammen, als Anna Malorny-Hey ihre Wunsch-Temperatur nannte. „Ein bisschen kühler wäre schon besser“, meinte Adele Blaise-Sohnius. Die aus Kanada stammende Gesamtschullehrerin aus St. Augustin, die seit rund neun Jahren am Rhein heimisch ist, startet über die Halbmarathondistanz, will ihre persönliche Bestzeit von aktuell 1:22 Stunden verbessern und gilt als Mitfavoritin.

Die 30-Jährige ist in großer Gesellschaft: Knapp 8000 Aktive haben für die 21,0975-Kilometer-Strecke bereits gemeldet – damit dürfte sich Bonn gemessen an der Teilnehmerzahl in diesem Jahr wieder unter den Top Fünf der deutschen Halbmarathon-Rennen etablieren. Bis gestern lagen übrigens für alle Wettbewerbe inklusive Staffeln 13328 Meldungen vor. Das ist bereits ein Rekordergebnis, obwohl auf der Marathonmesse am Alten Zoll noch heute und am Samstag jeweils ab 10 Uhr Nachmeldungen angenommen werden.

Blaise-Sohnius darf ebenso auf die Unterstützung „ihrer Fans“ hoffen wie Moritz auf der Heide. Der 28-Jährige will in seiner Heimatstadt mit aller Macht erstmals die 2:30-Stunden-Schallmauer über 42,195 Kilometer unterbieten. „Trotz aktueller Magenprobleme bleiben die 2:29 mein erklärtes Ziel“, erklärte der Wahl-Münchner. Dreimal schon ist er knapp an der für ihn magischen Marke gescheitert, am knappsten 2013 in Melbourne (2:30:55).

Ganz an der Spitze wird auf der Heide nicht mitlaufen können. Dafür sind die Afrikaner um Vorjahresgewinner Siyoum Lemma aus Äthiopien zu stark. „Vielleicht ist die Besetzung sogar besser als im vergangenen Jahr“, meldete der für die Athletenbetreuung zuständige Thomas Eickmann. Der Trainer des LAZ Puma Rhein Sieg, der in den 1980er Jahren zur Marathon-Elite zählte (Bestzeit 2:13:45), hält Temperaturen zwischen zehn und zwölf Grad unter Leistungsgesichtspunkten für optimal. Wer über die klassische Distanz aber vier bis fünf Stunden unterwegs ist, hat es lieber ein paar Grad wärmer. Damit der Körper nicht auskühlt. Über 20 Grad hingegen erhöht die Kreislaufbelastung.

Mehr noch als zu hohe oder niedrige Temperaturen, so Eickmann, beeinträchtige aber starker Wind die Ergebnisse. Die im Grunde professionellste Einstellung bringt womöglich ausgerechnet die Bonner Hobbyläuferin Sabine Wollenweber mit, die Eickmann im Rahmen der Aktion „GA macht Leser fit für Marathon“ betreut. Die 48-Jährige meinte: „Solange es nicht schneit, ist alles okay.“

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