Interview mit Roland Maywald „Ein ständiger Drahtseilakt“

Bonn · BC Beuels Vorsitzender Roland Maywald spricht über die vergangene Badminton-Saison in der Bundesliga, finanzielle Belastungen und die Zukunft des Vereins.

 Vor der Rückkehr vom BC Bischmisheim zu seinem Stammverein BC Beuel: Marc Zwiebler. Der Bonner Bundesligist will zu dem bevorstehenden Wechsel noch keine Stellung beziehen.

Vor der Rückkehr vom BC Bischmisheim zu seinem Stammverein BC Beuel: Marc Zwiebler. Der Bonner Bundesligist will zu dem bevorstehenden Wechsel noch keine Stellung beziehen.

Foto: picture alliance / dpa

Für den 1. BC Beuel lief die Saison in der Badminton-Bundesliga alles andere als erhofft. Statt der anvisierten Playoff-Teilnahme reichte es wegen großem Verletzungspech am Ende nur zu Rang sieben nach der Hauptrunde. Im Interview mit Matthias Kirch spricht Beuels Vorsitzender Roland Maywald über das frühe Saisonende, finanzielle Herausforderungen der Bundesligisten und die Ziele des Vereins für die Zukunft. Zur bevorstehenden Rückkehr von Marc Zwiebler wollte er sich dagegen nicht äußern.

Herr Maywald, am 13. und 14. Mai findet in Bad Hersfeld das Final-Four-Turnier um die deutsche Meisterschaft statt. Haben Sie die Enttäuschung inzwischen überwunden, dass sich der 1. BC Beuel nicht für die Playoffs qualifiziert hat?

Roland Maywald: Wir waren selten so gut vorbereitet auf eine Saison und hatten auf dem Papier einen Kader, der zu den ersten vier Mannschaften gehören musste. Aber bei einer derartigen Häufung von Verletzungen kann man noch froh sein, so durch die Saison gekommen zu sein.

Maywald: Nein, in diesem Ausmaß nicht. Umso erfreulicher war es, dass die jungen Spieler aus der zweiten Mannschaft so gut ausgeholfen haben.

Sie haben eingangs gesagt, dass der Verein sich noch nie so gut auf eine Saison vorbereitet hat. Wie sah das genau aus?

Maywald: Wir haben vor der Saison zwei neue Doppelspieler gesucht. Da Max Weißkirchen und Raphael Beck zwei typische Hinterfeldspieler sind, hat sich unser Teammanager Max Schneider Videos von Spielern angeguckt, die gerne im Vorderfeld spielen. Und dementsprechend haben wir Akshay Dewalkar und Patrick MacHugh ausgewählt. Leider kam es aber viel zu selten zum Zusammenspiel der angestrebten Doppel. Meiner Meinung nach wären es die beiden stärksten Herrendoppel der Bundesliga gewesen.

Maywald: Zur Personalie Marc Zwiebler werde ich mich nicht äußern, ehe die Saison mit dem Final Four beendet ist.

Maywald: Ich glaube schon, dass das auf fast alle Vereine zutrifft. Wenn dann schlecht geplant wird oder keine Rücklagen da sind, entstehen diese Probleme. Deswegen ist es auch unser Ziel, einen Ligaverband zu gründen und ein Lizenzierungsverfahren einzuführen. Dann müssen alle Vereine nachweisen, dass sie mit aller Wahrscheinlichkeit die Saison durchstehen.

Maywald: Das ist sehr unterschiedlich. Ich schätze, die Etats liegen so ungefähr zwischen 50 000 und 200 000 Euro. Aber die Summen behält ja jeder für sich.

Maywald: Ja, untere Mitte würde ich sagen.

Maywald: Für die Spieler ist es eine Mischkalkulation. Die Haupteinnahmen erzielen die meisten aus Sponsor- beziehungsweise Ausrüsterverträgen, manche werden auch von ihren Verbänden unterstützt. Dann sind in Deutschland die Bundeswehr und Polizei ein wichtiger Punkt und eben die Vereine. Richtig vom Badminton leben können aber nur die Topspieler. Die anderen studieren oder arbeiten nebenbei und können von dem Geld nichts für die Zukunft aufbauen. Das ist immer eine sehr, sehr wacklige Angelegenheit.

Maywald: Da hat sich sehr viel verändert. Zu meiner Zeit haben wir zehn bis zwölf Stunden pro Woche trainiert, in der Vorbereitung auf Turniere oder bei Lehrgängen vielleicht ein bisschen mehr. Diesen Umfang leisten heute schon die Jugendspieler. Und die Spieler in den Stützpunkten liegen alle bei mindestens 20 bis 25 Stunden. Da möchte ich mal denjenigen sehen, der sein Studium in der Regelstudienzeit durchbekommt. Das ist nicht zu schaffen.

Maywald: Das ist ganz kompliziert. In Deutschland muss man einfach sagen: Auf Platz eins bis zehn steht Fußball. Dahinter haben es Handball, Basketball, Eishockey und zum Teil auch Tischtennis halbwegs geschafft. Und dann kommen so Nischensportarten wie Rodeln oder Biathlon. Hinter denen muss ein unheimliches Geld stecken und kann nicht am allgemeinen Bevölkerungsinteresse liegen. Denn wie viele Rodler gibt es in Deutschland? Vielleicht 500? Im Badminton-Verband spielen aber rund 200 000 Menschen und in den Centern nochmal vielleicht 500 000. Badminton ist also ein populärer Sport.

Maywald: Die Verwirklichung gestaltet sich wegen des bestehenden Bebauungsplans etwas schwierig. Wir wollten zuerst sehr groß bauen, aber dafür müsste eben der Bebauungsplan geändert werden. Deswegen minimieren wir das jetzt. Der Verein, Haribo und die Stadt stehen in Gesprächen, um eine Lösung zu erzielen. Es wäre aus Sicht des Leistungssports auf jeden Fall nicht vertretbar, wenn so ein tolles Angebot der Unterstützung wie durch Haribo nicht umgesetzt werden würde.

Maywald: Es ist unser Ziel, den Anteil von auswärtigen Spielern immer weiter zu senken und so die Mannschaften mit Akteuren aus der eigenen Jugend zu besetzen. Zudem wollen wir durch die Erweiterung des Trainingszentrums für eine höhere Qualität des Trainings sorgen. Vielleicht ist es dabei sogar möglich, Spieler hier zu halten, die sonst an den Stützpunkten in Saarbrücken oder Mülheim trainieren. Das zu schaffen, wäre für uns ein toller Erfolg.

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