GA-Sonntagskicker Typen: In den Fußstapfen des Vaters

BONN · Ein Sonntagnachmittag im Siegburger Walter-Mundorf-Stadion: Wie so häufig steht Bernd Pöttgen auf der Tribüne und schaut sich das Heimspiel der ersten Mannschaft des Siegburger SV 04 an.

 Arbeiten seit Jahren harmonisch beim FV Endenich zusammen: Vater und Trainer Hansi Langen gibt Sohn Dennis taktische Anweisungen.

Arbeiten seit Jahren harmonisch beim FV Endenich zusammen: Vater und Trainer Hansi Langen gibt Sohn Dennis taktische Anweisungen.

Foto: Horst Müller

Doch während die meisten Anwesenden einfach nur Zuschauer sind, hat Bernd Pöttgen eine besondere Bindung zum Team: Sein ältester Sohn Tim sitzt als Co-Trainer auf der Bank und gibt von dort Anweisungen an seinen Bruder Robin, der als Spieler auf dem Rasen steht.

Der Fußball ist bei Familie Pöttgen so etwas wie eine Erbgeschichte. Seit drei Generationen hat er das Leben der Siegburger fest im Griff und dafür gesorgt, dass man schon beim Nennen des eigenen Nachnamens auf die Verbundenheit mit dem Ballsport angesprochen wird: "Wenn ich beruflich telefoniere, ist es mir schon häufiger passiert, dass man mich auf meinen Opa angesprochen hat. Der Name Pöttgen ist vielen fußballinteressierten Menschen hier ein Begriff", sagt Tim Pöttgen, der gemeinsam mit seinem Bruder Robin in die Fußstapfen von Großvater Karl und Vater Bernd getreten ist.

Dass diese nicht gerade klein sind, wird schon beim Blick auf das Vereinsheim des Siegburger SV 04 klar, das nach Karl Pöttgen benannt ist. In den 1950er Jahren fing er beim SSV an und war später lange Zeit Jugendleiter des Vereins. "Durch sein Amt und die Nähe unseres Wohnhauses zum alten Sportplatz an der Waldstraße war mein sportlicher Weg natürlich vorgezeichnet. In meiner Kindheit habe ich fast jeden Nachmittag auf der Asche mit Fußballspielen verbracht", erinnert sich sein Sohn Bernd, der mit zehn Jahren dem Club beitrat. Später spielte er als Torhüter in der Verbandsliga, der damals höchsten deutschen Amateurklasse, und machte sich danach als Trainer von Jugendmannschaften einen Namen.

Folglich blieb seinen beiden Söhnen gar nichts anderes übrig, als frühzeitig mit dem Fußballspielen zu beginnen - auch wenn das beim Siegburger SV 04 schwierig war, wie Tim Pöttgen erzählt: "Damals gab es hier noch keine F-Jugend, aber wegen unseres Opas konnten wir natürlich nicht zu einem anderen Verein gehen. Deshalb haben wir schon mit sechs Jahren in der E-Jugend gespielt."

Trotz des bekannten Namens haben beide nie einen erhöhten Leistungsdruck gespürt. "Bei uns war es eher so, dass wir auf gar keinen Fall bevorteilt werden wollten. Deswegen haben wir einen besonderen Ehrgeiz entwickelt, damit die Leute nicht sagen, dass wir nur wegen unseres Opas oder Vaters spielen", betont Tim Pöttgen und erhält dabei Zustimmung von seinem jüngeren Bruder Robin. Da beide den Großteil ihrer Spielerlaufbahn im Herrenbereich nicht in Siegburg verbrachten, hatte sich dieses Thema ohnehin schnell erledigt.

Eine ähnliche Situation wie bei den Pöttgen-Brüdern gibt es seit Jahren beim FV Endenich: Dort ist Hansi Langen der Trainer seines Sohns Dennis. Obwohl es bei dieser Konstellation immer die Gefahr einer Bevorteilung oder Benachteiligung gibt, haben beide noch nie Probleme gehabt. "Ich glaube, dass ich die Leistungen meines Sohns immer gut einschätzen kann. Jedenfalls habe ich nie von anderen Spielern oder dem Vorstand Beschwerden gehört", sagt Hansi Langen. Für Dennis lieferte die Trainertätigkeit seines Vaters zudem eine besondere Motivation: "Da ich immer verhindern wollte, dass es zu Diskussionen kommt, habe ich auf dem Platz vollen Einsatz gezeigt."

Dass es aber doch eine Herausforderung ist, wenn der eigene Vater nicht nur Trainer, sondern auch selbst ein guter Fußballer war, zeigt sich an einer Wette zwischen den beiden: Hansi Langen, der früher mit dem SV Buschdorf in der Verbandsliga spielte und in der B- und A-Jugend beim 1. FC Köln war, wettete gegen seinen Sohn, dass dieser nicht höherklassiger spielen werde als er. "Das war etwas gemein, aber es war auch als Motivation für ihn gedacht", sagt Vater Langen und ergänzt: "Dennis hat es bis in die Landesliga geschafft. Dass er mit fast 30 Jahren noch einmal Mittelrheinliga spielen wird, bezweifle ich aber."

Dennoch hat sein Sohn eine Gabe, um die ihn Langen senior beneidet: den starken linken Fuß. "Ich war immer ein großer Fan von Heinz Flohe und Diego Maradona. Deshalb war ich glücklich, dass mein Sohn ein Linksfuß ist, denn bei denen sieht alles immer eleganter aus."

Dieser Unterschied ist jedoch nicht der einzige, der sich zwischen beiden auf dem Platz entwickelt hat. Während Dennis Langen die linke Außenbahn beackert und dort seine Schnelligkeit zur Geltung bringen kann, war Hansi Langen im Zentrum beheimatet. "Er konnte ein Spiel deutlich besser lesen und lenken als ich", erinnert sich Dennis an die Fähigkeiten seines Vaters und gibt zu: "Insgesamt betrachtet war er der bessere Fußballer."

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