Nach Krawallen durch mutmaßliche BSC-Fans Schulterschluss gegen Gewalt

BONN · Nach den Übergriffen auf zwei Kneipen durch mutmaßliche BSC-Fans reagiert der Verein.

"Das Motto war unglücklich gewählt und dafür wurden wir zu recht kritisiert." Das Fantreffen, zu dem der neue Fanbeauftragte des Bonner SC, Andreas Klöckner, ins Brückenforum eingeladen hatte, begann mit einem Eingeständnis. "Politik aus der Kurve" hatte Klöckner in seiner Einladung gefordert - ein Slogan, hinter dem sich gerade die rechte Szene beim Fußball gerne versteckt.

Nach den vermeintlich politisch motivierten Angriffen auf zwei alternative Bonner Kneipen, die einzelnen BSC-Fans zugeschrieben werden, ist der Verein aufgeschreckt. "Politik aus der Kurve" sei aus fehlerhaften Informationen zum Motto gemacht worden, stattdessen wolle man nun "ganz neu anfangen" und sich "klar und deutlich positionieren", sagte Präsidiumsmitglied Jürgen Harder vor rund 40 Fans.

Der Verein kooperiere von jetzt an stärker mit der Bonner Polizei und dessen szenekundigen Beamten, auch bei der Aufklärung der Kneipenangriffe wolle man helfen. "Jeder, der bei den Angriffen als BSC-Fan identifiziert wird, erhält ein Veranstaltungsverbot für unsere Spiele", so die klare Ansage von Harder, der ein von vielen Kritikern gefordertes Bekenntnis abgab: "Wir sprechen uns klar gegen Rassismus, Gewalt, Extremismus und Homophobie aus", so Harder. Mit einem Film gegen Diskriminierung, verstärktem Ordnungsdienst, einem verpflichtenden Fankodex für Fanclubs und sozialen Fanaktionen will der BSC diese Worte künftig mit Leben füllen.

Soweit die Ideen und Maßnahmen des Vereins. Ausgelebt und getragen werden muss beides in Zukunft aber von den Fans - und zwischen denen gibt es seit Monaten Diskrepanzen, auch hier wieder mit politischem Hintergrund. Während "Bonnanza" linkspolitisch einzuordnen ist, fiel die "Bande Bonn" gleich nach ihrer Gründung zur Saison 2013/2014 durch Mitglieder rechter Gesinnung auf. Auch bei der Aktion am Freitag wollen Betroffene Mitglieder der "Bande" identifiziert haben. Dem traten führende Köpfe am Montagabend vehement entgegen. Rechte Mitglieder seien gleich nach dem "idiotischen Start" rausgeworfen worden, bei "Bonnanza" habe man sich entschuldigt und "mit Nazis wollen wir nichts zu tun haben". Stattdessen sei die Gruppe am Dialog und einer gemeinsamen Lösung interessiert.

Beides habe "Bonnanza" bislang abgelehnt, so der Vorwurf. Im Stadion stehen die Gruppen getrennt voneinander. Diese Zustände zu ändern, hat sich der neue Fanbeauftragte vorgenommen: "Wir wollen alle in die Regionalliga aufsteigen, das können wir nur zusammen schaffen", so Klöckner. Letztlich bekäme auch die Mannschaft mit, wenn es zwischen den Fanlagern Konflikte gebe. Dass der BSC nun versucht, verstärkt auf seine Fans einzuwirken, ist auch der Sorge um die Vereinszukunft geschuldet, wie Präsident Matthias Möseler darstellt: "Nachrichten wie vom Freitag will kein Sponsor lesen, das ist extrem ärgerlich und gefährlich für uns." Sein mahnender Appell: "So etwas darf nie wieder vorkommen!"

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