Oedekovener betreut FC-Köln-Maskottchen Hennes

Immer wieder samstags, so gegen 12 Uhr, kommt ein Kleintransporter und holt Ingo Reipka zu Hause in Oedekoven ab. Die Fahrt führt nach Köln-Widdersdorf, auf den Hof von Hildegard Schäfer, der Frau des 2006 verstorbenen Bauern Wilhelm Schäfer.

Oedekovener betreut FC-Köln-Maskottchen Hennes
Foto: Herbert Bucco

Alfter-Oedekoven. Immer wieder samstags, so gegen 12 Uhr, kommt ein Kleintransporter und holt Ingo Reipka zu Hause in Oedekoven ab. Die Fahrt führt nach Köln-Widdersdorf, auf den Hof von Hildegard Schäfer, der Frau des 2006 verstorbenen Bauern Wilhelm Schäfer.

Fans des 1. FC Köln wissen spätestens an dieser Stelle, von wem Reipka dort erwartet wird: Denn Geißbock Hennes VIII. und sein Betreuer sind ein eingespieltes Team, ohne das im RheinEnergieStadion gar nichts geht.

Bevor das meckernde Maskottchen des Fußball-Erstligisten seine angestammte Position am Spielfeldrand zwischen West- und Südkurve bezieht, wird es rundum schick gemacht. Vom Striegeln und Hörnerpolieren bis zum Anlegen der roten Decke mit dem Vereinsemblem.

Und pünktlich zum Anpfiff um 15.30 Uhr steht der Bock am Platz und schaut zu, was sich Podolski und Co. einfallen lassen, um für ihren Club daheim drei Punkte zu holen. Und auch wenn es mal nicht so läuft, wie die Mannschaft und ihre Fans in rut-wieß sich das eigentlich wünschen würden, bleibt Hennes VIII. die Ruhe selbst. Solange Reipka neben ihm steht und ihn an der Leine führt.

"Er ist regelrecht auf mich fixiert und fängt an, wie ein Kind zu schreien, wenn jemand anderes ihn mal nimmt", erzählt der 46-Jährige mit Augenzwinkern. "Aber schließlich war ich es ja, der ihn vor zwei Jahren von der Wiese geholt hat."

Seinerzeit, als es galt, noch zu Lebzeiten von Hennes VII. einen adäquaten Nachfolger zu finden. "Die Mitglieder des 1. FC Köln konnten in der Sommerpause 2008 ihren neuen Bock wählen", erklärt Ingo Reipka. "Vier Tiere standen damals zur Auswahl. Und ich bin schließlich nach Bergisch Gladbach gefahren, um den Sieger mitzunehmen."

Doch der hatte weder mit Fußball noch mit Auto fahren etwas im Sinn. Mit viel Geduld und ein paar zur rechten Zeit eingesetzten Leckerchen gelang es Reipka, seinen Schützling zu überlisten. "Der Bock ist, wie er ist: bockig eben, intelligent, eigensinnig und manchmal auch recht stur." Und Hennes VIII. macht seiner Art, was das betrifft, alle Ehre.

"Im Gegensatz zu seinem ausgesprochen gemütlichen Vorgänger ist er rotzfrech und dabei sehr aufgeweckt", fügt Reipka hinzu. "Auch wenn er beim ersten Heimspiel noch Angst vor seinem eigenen Schatten und dem Wechsel der Bandenwerbung hatte", ist das heute alles Gewohnheit für ihn.

"Es erstaunt mich immer wieder, welche Kraft er entwickeln kann, wenn es ihn irgendwo hinzieht." Ob Hennes einen Favoriten in der Mannschaft habe? Ja, sagt Ingo Reipka: "Lukas Podolski. Dem schaut er besonders aufmerksam zu."

Dass er eines Tages das Vereinsmaskottchen des 1.FC Köln betreuen würde, hätte sich der gebürtige Flensburger wohl auch nicht träumen lassen, als er bedingt durch den Beruf des Vaters ins Rheinland kam.

"Ein Fußballfan war ich allerdings immer schon. Und als ein Freund mich eines Tages nach Köln ins Stadion mitgenommen hat, ist der Funke übergesprungen." Mitte der Achtziger wurde der Software-Entwickler, der für ein Transportunternehmen arbeitet, zum Anhänger des 1.FC Köln. Durch Zufall übernahm Reipka 2002 eine Fahrt mit Hennes VII.

Sehr zur Zufriedenheit des Betreuers Wilhelm Schäfer. "Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden", erinnert sich Ingo Reipka. Aus einer Fahrt wurden mehrere. "Ohne dass ich ganz zu Anfang hätte ermessen können, was der Geißbock und alles Drumherum den Fans bedeutet."

Er sei da eben so reingewachsen, fasst der Flensburger zusammen, der im Rheinland seine Wahlheimat gefunden hat. 2006 übernahm er schließlich, in Zusammenarbeit mit Frau Schäfer, auch die Betreuung für Hennes VII., und spätestens seitdem ist sein Privatleben untrennbar mit dem 1.FC Köln verbunden.

Zu den Heimspielen kommen Hochzeiten, Geburtstage und andere Feste sowie Termine bei den Sponsoren. Autogrammstunden mit Fans, vor allem den kleinen, absolvieren Ingo Reipka und Hennes VIII. mittlerweile mit Routine. Außerdem gibt und gab es zahlreiche Fernsehauftritte, zum Beispiel im Tatort, bei SK Kölsch, bei Stefan Raab und Harald Schmidt oder auch im Kinofilm "Der Superbulle" mit Tom Gerhardt.

Auch der Urlaub wird nach den Spielplänen der Bundesliga ausgerichtet. Für Reipka kein Problem. "Denn mein erstes Hobby ist Fußball und mein zweites auch", bringt es Reipka auf den Punkt. Für Hennes VIII. ist es gegen halb sechs Uhr Zeit, nach Hause auf Schäfers Hof zu fahren.

Dort liegen frisches Heu und Stroh schon für ihn bereit. Und dort ist Willi, das Kaninchen, das dem Kölner Promi auf vier Beinen im Stall Gesellschaft leistet. Frei nach dem Motto: Bock auf Bock.

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