Kaczmarek will Arabisch lernen

BONN · BSC-Coach wechselt als Co-Trainer zur ägyptischen Nationalmannschaft. Nach reiflichem Überlegen sagte Tomek Kaczmarek nach einigen Wochen die Assistentenstelle zu.

Als vor einigen Wochen das Handy klingelte, staunte Tomek Kaczmarek nicht schlecht. Am anderen Ende der Leitung: ein gewisser Bob Bradley, seines Zeichens ehemaliger Trainer der Fußball-Nationalmannschaft in den USA und seit September dieses Jahres Nationalcoach in Ägypten.

Das Angebot, das Bradley dem Übungsleiter der Senioren und U-19-Bundesligakicker des Bonner SC unterbreitete, hatte es in sich. Der Amerikaner suchte einen Assistenten, der die ägyptische Nationalelf mit ihm zusammen auf die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien vorbereitet. Kaczmarek überlegte ein paar Wochen und sagte schließlich vor einigen Tagen zu.

"Bob Bradley ist ein sehr guter Trainer. Ich gehe praktisch noch einmal in die Ausbildung und habe zudem die Chance, in den internationalen Fußball hereinzuriechen", möchte der 27-Jährige den Bonner Winter gegen die ägyptische Sonne tauschen und einen weiteren Schritt nach vorn in seiner Trainerlaufbahn machen.

Bradley und Kaczmarek kannten sich bereits

Von ungefähr kam Bradleys Anruf freilich nicht. Im Rahmen seines Sportstudiums verbrachte Kaczmarek vom Sommer 2007 bis zum Frühjahr 2008 einige Monate in Los Angeles, um seine Diplomarbeit fertig zu stellen. Dort arbeitete er bei Mark Verstegen, der als Fitness-Coach auch dem damaligen Trainerstab von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann angehörte. Da der US-Fußballverband seinen Sitz ebenfalls in Los Angeles hat, lernte Kaczmarek auch Bradley kennen.

"Seitdem ist der Kontakt nie abgerissen. 2008 und 2009 durfte ich sogar bei ein paar Länderspielen der USA dabei sein", erzählt der 27-Jährige, der zurzeit in Elternzeitvertretung an einer Schule in Bornheim arbeitet. Anfang Januar fliegt Kaczmarek nach Kairo; der ägyptische Verband kümmert sich um die Unterkunft.

Ganz oben auf der Agenda steht für ihn dann ein Arabisch-Sprachkurs. "Wir werden zwar überwiegend auf Englisch kommunizieren, aber ich möchte den Einheimischen damit meinen Respekt zeigen", sagt er.

Schwerer Abschied

Dass seine Lebensgefährtin - zumindest vorläufig - in Deutschland bleibt, ist für Kaczmarek kein Problem. "Beim BSC hatte ich ja quasi eine Vollzeitbeschäftigung und war jeden Tag auf dem Fußballplatz. Künftig werde ich wahrscheinlich mehr Zeit für sie haben als jetzt, weil wir in Ägypten ja nicht täglich trainieren", grinst er.

Der Abschied aus Bonn fällt dem 27-Jährigen allerdings nicht leicht. Kein Wunder, denn der sportliche Erfolg kann sich sehen lassen. Kaczmarek schaffte seinerzeit mit den A-Junioren den Wiederaufstieg in die Bundesliga, hielt in der vorigen Saison die Klasse und formte in dieser Spielzeit eine Mannschaft, die selbst mit den Profiklubs mithalten kann. "Ich habe es extrem genossen, beim BSC zu arbeiten. Aber im Fußball musst du lernen, dass du dich immer wieder mal verabschieden musst", sagt er. "Dennoch: Mit den Jungs war's einfach fantastisch."

Die BSC-Verantwortlichen sehen Kaczmareks Entscheidung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil sie stolz darauf sind, dass einer ihrer Trainer den Sprung in den "großen" Fußball geschafft hat; weinend, weil sich die Nachfolgefrage nicht leicht gestalten wird.

"Eine tragende Säule bricht weg. Tomek Kaczmarek stand jeden Tag auf dem Trainingsplatz. Ich denke, die Konzeption mit einem Übungsleiter für zwei Teams wird nicht aufrechtzuerhalten sein. Wir werden seine Arbeit nun auf zwei Leute verteilen müssen", meint der Sportliche Leiter Bernd Gabriel.

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