Internationaler Sportclub bildet auch Mädchen zu Trainerinnen aus

In einem zweiten Ausbildungsgang bringt AlHilal, die mit 900 Mitgliedern größte Migrantenselbstorganisation Bonns, derzeit einen zweiten Fußballtrainer-Lehrgang zum Abschluss.

Heiderhof. "Los, Matthias, raus. Du musst dich schon bewegen, wenn du den Ball kriegen willst", ruft eine junge Frau über den Sportplatz am Lyngsberg. Zwei Jugend-Fußballmannschaften des Internationalen Sportclubs AlHilal Bonn trainieren an diesem Nachmittag auf dem Gelände.

Und Hadjar Mohajerzad, die kleine zarte 17-Jährige mit dem schwarzen Kopftuch, gibt mittendrin Anweisungen. Zwar noch nicht ganz so laut und kompromisslos wie AlHilal-Sportwart Younis Kamil von der anderen Seite des Platzes. "Aber es klappt schon ganz gut", sagt Hadjar in einer Verschnaufpause und lächelt.

Die Zwölfklässlerin des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums bereitet heute im Mannschaftstraining der 13- und 14-Jährigen ihre Prüfung zur vom Deutschen Fußballbund vergebenen Trainerlizenz vor. In einem zweiten Ausbildungsgang bringt AlHilal, die mit 900 Mitgliedern größte Migrantenselbstorganisation Bonns, derzeit einen zweiten Fußballtrainer-Lehrgang zum Abschluss.

Mit Hadjar sind auch andere junge Frauen unter den Aspiranten. "Ich finde die Konzeption von AlHilal einfach klasse, in Form von gemeinsamen Sporterlebnissen die Integration zu fördern", erklärt die Gymnasiastin, die nach dem Abitur Pharmazie studieren will. "Also nichts mit Fußball. Aber es ist für jeden wichtig, Fairness und Disziplin zu lernen."

Und schon ist die 17-Jährige wieder mitten unter den Jungen, die sie schon zum Teil überragen. Jetzt soll Verteidigung direkt am Mann ohne Ball geübt werden. "Eins zu eins. Und nicht reden, sondern laufen, Jungs", ruft Hadjar rüber. Die Trainingssprache bei AlHilal ist bewusst Deutsch, erklärt am Rande des Spielfelds die Vereinsvorsitzende Carola Baaten-Abdusalam.

In einem Kraftakt hat sie mit ihrem Ehrenamtlichenteam inzwischen zum sonstigen Schwimmprogramm ein ambitioniertes Fußballprojekt für Zuwanderer- und deutsche Kinder aufgebaut. Wie berichtet, erhielten die Godesberger Ende vergangenen Jahres vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Berlin den Integrationspreis 2010.

Das Verhältnis der Migranten- und deutschen Kindern sei bislang aber leider nur Zehn zu Drei, bedauert Baaten-Abdusalam, die für die drei- bis 15-jährigen Kicker - Mädchen wie Jungen - Trainingsmöglichkeiten auf den Lyngsberg-Platz und in der Halle der Ex-Michaelschule verschafft hat. "Na ja, das ist eben auch schwierig für einen Verein mit so einem Namen, Deutsche zu werben", ist die Vorsitzende dann aber realistisch. AlHilal bedeute Mondsichel und stehe im arabischen Raum für Jugend, Schönheit, Anmut, Eleganz und Sportlichkeit.

"Wir wertschätzen die Internationalität unserer Mitglieder und möchten uns mit diesem Potenzial in Bonn einsetzen", sagt Baaten-Abdusalam. Neben ihr kämpft auch schon Enkeltochter Sumayya, 3, spielerisch um den Ball. Drüben auf dem Feld bemüht sich Hadjar Mohajerzad weiterhin, sich von den kickenden Jungen nicht den Schneid abkaufen zu lassen.

"Na ja, am Anfang hat schon der eine oder andere gemurrt, er lasse sich doch von Mädchen nichts sagen", erinnert sie sich dann nach dem Training. "Denen habe ich dann aber eine klare Ansage gemacht." Och, sie seien doch immer zahm, sagen die Jungen selbst. Es sei natürlich schon schwerer für Mädchen, sich als Trainerin Gehör zu verschaffen, meinen dann Ilyass und Mustafa. "Aber die Hadjar ist schon in Ordnung. Sie kann sehr gut erklären. Da hat sie einfach mehr drauf", ergänzen Elias und Marouan sofort.

Man habe die junge Frau im Training noch nie geärgert. Und dann sagt Suhel etwas, das einem Ritterschlag für den zukünftigen Coach gleich kommt: "Sie lässt sich von uns Jungen auch gar nicht hochnehmen."

Die Mannschaften In den bislang sechs Fußball-Teams des Internationalen Sportclubs AlHilal Bonn lernen Zuwanderer- und deutsche Kinder den Sport alters- und entwicklungsgerecht als verbindendes Element kennen. Vom DFB lizensierte Jugendtrainer stellen Spiel und Spaß in den Vordergrund, wollen aber auch sportliche und soziale Werte vermitteln. Derzeit absolvieren die Teams der bis 15-Jährigen Freundschaftsspiele, steigen aber in der kommenden Saison in den Liga-Spielbetrieb ein. Ab Dreijährige, Mädchen wie Jungen, kicken in Bambini-Gruppen. Kontakt unter E-Mail sportwart@isc-alhilal-bonn.de.

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