Interview "Ich lebe hier in einer Wohlfühl-Oase"

Hennefs Trainer Marco Bäumer über den Regionalliga-Aufstieg, Anspruchsdenken und eigene Ziele. Nachdem die Fußballer des FC Hennef zweimal auf den Aufstieg in die höchste deutsche Fußball-Amateurklasse verzichteten, weil der Verein zunächst die finanzielle Basis schaffen und die Auflagen des Verbandes erfüllen musste, gab der Vorstand beim dritten Meistertitel in Folge grünes Licht. Das bedingt auch im Leben von Trainer Marco Bäumer einige Veränderungen.

 Hennefer Urgestein: Marco Bäumer ist wohl der einzige Trainer in der Regionalliga, der mit dem Fahrrad zum Platz fahren kann.

Hennefer Urgestein: Marco Bäumer ist wohl der einzige Trainer in der Regionalliga, der mit dem Fahrrad zum Platz fahren kann.

Foto: Repro GA

Herr Bäumer, können Sie schon absehen, was der Sprung in die vierthöchste Spielklasse speziell für Sie für Veränderungen mit sich bringt?

Marco Bäumer: Der persönliche Aufwand wird für alle Beteiligten deutlich größer. Bis jetzt war alles nur Hobby und Spaß. Ich fürchte, dass beides ein wenig auf der Strecke bleiben wird. Aber ich habe mir den Job selbst ausgesucht und verspüre auch eine Portion Genugtuung, weil mir das am Anfang niemand zugetraut hat, als ich als U23-Trainer die Erste übernommen habe. Schuld daran ist übrigens der Schmitzi (Anm. d. Red.: Thomas Schmitz, der als sportlicher Leiter zum Bonner SC wechselte), der mich damals überredet hat, das Traineramt der Verbandsligamannschaft zu übernehmen. Er hat das praktisch alles auf den Weg gebracht. Aber das hier ist nicht mein Erfolg, sondern der der Mannschaft.

Sie sind ein echter Hennefer Junge. Ist das belastend oder doch eher positiv für den Job?

Bäumer: Es gibt wohl nicht viele Trainer in der Liga, die mit dem Fahrrad zum Platz fahren können. Einige im Verein kenne ich seit über 30 Jahren und erlebe durch den Vorstand und das Umfeld große Unterstützung, ohne die der Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Andererseits ist der Druck von außen und natürlich auch mein eigener Anspruch umso größer. Wir haben ein extrem kritisches Publikum, das natürlich sehr erfolgsverwöhnt ist. Ich hoffe, dass es auch Verständnis hat, wenn wir 'mal richtig Haue kriegen.

Sie wollen künftig bis zu fünf Mal trainieren. Dazu kommen die teils weiten Anreisen zu den Auswärtsspielen. Ist dieser Aufwand mit einem gesunden Familienleben zu vereinbaren?

Bäumer: Das machen nicht viele Ehefrauen mit. Meine Frau und ich haben in unserem viel zu kurzen Urlaub darüber gesprochen, und sie bringt mir viel Verständnis entgegen. Sonst würde ich es auch nicht machen.

Sie werden mit einem Schlag weit über die Region hinaus bekannt. Wo soll der Weg hingehen, und könnten Sie sich vorstellen, irgendwann bei einem anderen, vielleicht höherklassigen Verein einzusteigen?

Bäumer: Zunächst einmal hoffe ich, dass wir uns in den nächsten zwei, drei Jahren in der Klasse etablieren können und damit auch für weitere Sponsoren interessant werden. Danach könnte ich mir schon vorstellen, mal zu wechseln, obwohl ich hier in einer Wohlfühl-Oase lebe. Ich habe inzwischen die neue B-Lizenz und will Anfang des nächsten Jahres die A-Lizenz machen. Dann sehen wir weiter. Ich habe meiner Frau aber auch gesagt: Sobald du bei mir einen Anflug von Größenwahn verspürst, sag' sofort Bescheid!

Zur Person

Marco Bäumer ist 42 Jahre alt, Postbeamter, verheiratet und hat einen Sohn. Bevor er im Frühjahr 2011 das Traineramt bei der Hennefer Ersten übernahm, war er nach seiner aktiven Laufbahn als Übungsleiter der U 23 des Vereins tätig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort