Ausbildungsentschädigungen für Wechsler Hochbetrieb auf dem Transfermarkt der Amateure

BONN · Nicht nur in der Fußball-Bundesliga glühen in diesen Tagen die Smartphones und Telefondrähte in den Büros der Manager und Sportdirektoren. Auch im Amateurfußball werden Zelte abgebrochen, neue Herausforderungen gesucht, Teams ergänzt, verstärkt und neu strukturiert - kurzum, auf dem Transfermarkt herrscht Hochbetrieb.

 Ein Wechsel, der sich für den BSC finanziell nicht lohnt: Der 1. FC Köln muss für Kelvin Lunga (links) keine Ablöse bezahlen.

Ein Wechsel, der sich für den BSC finanziell nicht lohnt: Der 1. FC Köln muss für Kelvin Lunga (links) keine Ablöse bezahlen.

Foto: Hempel

Wie bei den Profis gibt es auch im Amateurfußball klar definierte Transferregeln. Wer als Amateurfußballer im Sommer den Verein wechseln möchte, muss sich bis zum 30. Juni abgemeldet haben. Dies gilt nicht für die so genannten Vertragsamateure, die im modernen DFB-Jargon als Berufsspieler bezeichnet werden. Für diese Spieler endet die Wechselperiode erst am 31. August.

Grundsätzlich schreibt der DFB bei Wechseln im Sommer eine Ausbildungsentschädigung vor - die Ablösesumme im Amateurfußball. Die hat der annehmende an den abgebenden Verein zu zahlen. Vorgegeben sind seitens des DFB durchaus erkleckliche Beträge: So werden in der Mittelrheinliga bei einem Wechsel 2500 Euro fällig. 1500 Euro sind es in der Landesliga, 750 Euro in der Bezirksliga, 500 Euro in der Kreisliga A und 250 Euro in allen Kreisligen darunter.

Wechselt ein Spieler von einer unteren in eine höhere Spielklasse, wird der höhere Wert fällig. Geht der Transfer in die andere Richtung, wird der Mittelwert aus beiden Ligen ermittelt. Auch hier bildet der Berufsspieler die Ausnahme. Macht der annehmende Verein den Spieler nach dessen Abmeldung zum Berufsspieler - dies geschieht im Amateurfußball in der Regel auf Minijobbasis - erhält der abgebende Verein keinen Cent und der Spieler ist automatisch spielberechtigt. Ansonsten ist der Freigabestempel im Spielerpass maßgebend. Bis dahin dürfen wechselwillige Spieler in Freundschafts- und Kreispokalspielen für ihren neuen Verein mitmischen.

Soweit die Theorie. "Wir zahlen keine Ausbildungsentschädigungen, sondern machen die Spieler, die zu uns kommen, zu Vertragsamateuren auf Minijobbasis. Für die zahlen wir natürlich die fälligen Sozialabgaben", berichtet Thomas Schmitz, der Sportdirektor des Fußball-Verbandsligisten Bonner SC. "Wir regeln das so, um für alle Spieler saubere vertragliche Bedingungen zu haben." Eine Ausnahme bilden beim BSC junge Spieler, die als Amateure Spritgeld und eine Aufwandsentschädigung erhalten.

Auf der anderen Seite kassiert der BSC beispielsweise für Kelvin Lunga ebenfalls keine Ablöse, da auch der 1. FC Köln, für dessen U 23 der talentierte Angreifer spielen wird, Lunga zum Vertragsamateur macht. Selbst im Falle des Aufstiegs in die Regionalliga will Schmitz an dieser Vertrags- und Gehaltsstruktur nichts ändern. "Wir brauchen Spieler, die im Beruf oder in der Ausbildung stehen und abends trainieren können", erklärt Schmitz. Die Alternative, Spieler auf Steuerkarte anzustellen, sei in Liga vier für den BSC finanziell nicht zu verantworten.

Dirk Hager, der sportliche Leiter des Mittelrheinligaaufsteigers FC Blau-Weiß Friesdorf, hat beide Ablöseregelungen im Auge. "Wir versuchen, uns in der Regel über die Ausbildungsentschädigung mit dem abgebenden Verein zu verständigen. Die 2500 Euro sind für uns eine theoretische Obergrenze, die können wir nicht zahlen. Natürlich sind wir froh, wenn wir uns frühzeitig über die Ablöse einig werden. Aber mitunter müssen wir uns auch Zeit lassen. Für uns ist schon der bürokratische Aufwand, den Vertragsamateure erfordern, viel zu groß. Was nicht heißen soll, dass es Ausnahmen gibt."

Auch Uwe Emons, der Vorsitzende des VfL Alfter, setzt auf Gespräche. "Es ist doch ein ständiges Geben und Nehmen. Auch wir bauen auf eine für beide Vereine vernünftige Ausbildungsentschädigung. Sollte die Ablöse jedoch die jährlichen Sozialabgaben für einen Vertragsamateur überschreiten, würden wir auch diesen Weg gehen."

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