Fußball-Kreisliga B 46 Spieler verlassen den SV Allner-Bödingen

Hennef · Eine Seniorenmannschaft, die den Aufstieg in die Fußball-Kreisliga A anpeilte und nun aufpassen muss, dass sie nicht in die C-Klasse absteigt; ein Seniorenteam, das komplett vom Spielbetrieb abgemeldet wird; und eine A-Jugend, die kurz vor der Kreismeisterschaft stand und nun "mangels Masse" nicht mehr antreten kann - das gibt es nicht?

 Ein Bild aus besseren Tagen: Nils Klug (rechts) spielte schon in der Kreisliga A für den SV Allner-Bödingen. Der Kapitän meldete sich nun wie fast alle seine Teamkameraden ab.

Ein Bild aus besseren Tagen: Nils Klug (rechts) spielte schon in der Kreisliga A für den SV Allner-Bödingen. Der Kapitän meldete sich nun wie fast alle seine Teamkameraden ab.

Foto: Wolfgang Henry

Gibt es doch. Beim SV Allner-Bödingen. In der B-Liga. Denn nach insgesamt 46 Abmeldungen - mittlerweile sind's vielleicht sogar noch mehr - von den Senioren bis zu den B-Junioren steht der Verein, immerhin langjähriges Mitglied im Kreis-Oberhaus, vor einem Scherbenhaufen.

Gerade mal acht "erwachsene" Kicker sind dem Club nach Angaben des Obmanns Reinhard Lindner noch geblieben. Mithilfe der Alten Herren will der SVA nun trotz der zu erwartenden deftigen Niederlagen versuchen, zumindest ein Team noch bis zum Saisonende zu retten, um dann einen Neuaufbau zu starten.

Mit einem neuen Übungsleiter, denn an der Frage des Trainers entzündete sich offenbar das ganze Dilemma. Zumindest ließ sie die Situation eskalieren. "Dabei haben wir der ersten Mannschaft (die im Spielbetrieb kurioserweise als Zweite läuft, Anm. d. Red.) nur mitgeteilt, dass wir den Vertrag mit dem bisherigen Coach André Pieperiet nicht mehr verlängern wollen", erklärt Lindner.

Grund laut Lindner und dem Vorsitzenden Gerd Bigge: "Das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Vorstand war gestört." Eine Tatsache, die im Übrigen auch André Pieperiet bestätigt: "Sagen wir mal, das Verhältnis war nicht das beste." Obwohl der Coach die Mannschaft bis auf einen Aufstiegsrang führte? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

"Pieperiet ist ein sehr guter Trainer und im positiven Sinn ein Fußballverrückter", lobt Lindner. "Aber er ist auch ein wenig ein Selbstdarsteller, handelt nicht immer im Sinne des Vereins." Klar, dass der (Ex-) Übungsleiter das anders sieht. "Ich habe mit dem Team nach dem Leistungsprinzip gearbeitet und wollte verhindern, dass es künftig - wie ich das Gefühl hatte - wieder Mannschaften gibt, die einen Verein im Verein darstellen. Das hatten wir schon einmal vor einigen Jahren", erklärt er.

Die Fronten waren verhärtet, die Seniorenspieler, die voll hinter Pieperiet stehen, verlangten eine Erklärung vom Vorstand für die beabsichtigte Trennung von dem Trainer. Die gab's auch - aber nach Ansicht der Fußballer nur unzureichend und nicht von der kompletten Führungsetage, sondern "lediglich" von Reinhard Lindner.

Die anschließenden Versuche der beiden Mannschaftsräte, bei einer Vorstandssitzung informiert zu werden, schlugen laut dem ehemaligen Kapitän Nils Klug fehl, was wiederum Vereinschef Gerd Bigge ganz anders sieht. "Sie sind mit einer Menge von Leuten aufgekreuzt", meint er. Daher habe er darum gebeten, nur mit einigen von den Spielern ausgewählten Akteuren zu sprechen. "Man hat die Jungs abgespeist", nennt Pieperiet das. Und Klug ergänzt: "Wir waren sehr enttäuscht. So geht man nicht miteinander um."

Die folgende Aktion der Fußballer, sich beinahe geschlossen abzumelden, können Bigge und Lindner nicht nachvollziehen. "Wir haben die Jungs darum gebeten, einem neuen Trainer erst einmal eine Chance zu geben. Denn erpressen lassen wir uns nicht." Klug hält dagegen: "Es passt uns nicht, unter diesem Vorstand für diesen Verein weiterzuspielen. Ich mag es auch nicht, mitten in einer Saison aufzuhören, aber wir wollten ein Zeichen setzen."

Taten die Aktiven auch, meldeten sich schriftlich ab - und in diesem Moment kommt der ehemalige Jugendgeschäftsführer Manfred Klein ins Spiel. Er verfügte aufgrund einer vom Vorsitzenden Gerd Bigge ausgestellten Vollmacht für das "Pass-online-Verfahren" über den Zugangscode und die Möglichkeit, sämtliche Aktive auch auf elektronischem Weg abzumelden, tat dies und erteilte ihnen laut Bigge auch gleich die Freigabe. "Das ist mir eine Lehre. Gib keinem zu viel Macht. Klein besaß die Vollmacht nur für die Jugend, aber nicht für die Senioren. Bei einer so hohen Anzahl an Abmeldungen hätte er den Vorstand fragen müssen, bevor er tätig wird", ärgert sich Bigge.

Klein kontert: "Es gibt nur eine Vollmacht oder keine Vollmacht. Eine Trennung zwischen Jugend und Senioren ist in den Statuten nicht vorgesehen", erklärt er und führt aus, er habe in der Vergangenheit öfter auch Seniorenspieler für den Verein online angemeldet.

Einer schiebt den "Schwarzen Peter" also auf den anderen. Das Kuriose: "Ich hätte ja sogar weitertrainiert , doch ich hatte ja keine Spieler mehr", sagt Pieperiet. Aber dass der Club ihm angeboten habe, künftig in der Jugendarbeit weiterzumachen, sei aufgrund des gestörten Vertrauensverhältnisses ziemlich unlogisch.

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