Zweierbob Weltmeister Friedrich will erste Olympia-Medaille

Pyeongchang · Francesco Friedrich hat als einziger Bobpilot die Pleite von Sotschi erlebt, als die Deutschen erstmals nach 50 Jahren keine Olympia-Medaille holten. Das Trauma hat er gut verkraftet. Nun soll in seiner Spezialdisziplin die erste Olympia-Medaille her.

 Bobpilot Francesco Friedrich und Anschieber Thorsten Margis beim Abschlusstraining.

Bobpilot Francesco Friedrich und Anschieber Thorsten Margis beim Abschlusstraining.

Foto: Tobias Hase

Auf den Punkt fit sein - das ist die Spezialität von Bobpilot Francesco Friedrich und Heimtrainer Gerd Leopold. Nun will der Vorzeigefahrer in Pyeongchang sein Sotschi-Trauma mit der ersten Olympia-Medaille verdrängen.

Vier Jahre nach den medaillenlosen Spielen für die deutschen Bobs stehen die Vorzeichen, dass es diesmal für Friedrich klappen sollte. Die Form mit seinem Anschieber Thorsten Margis ging seit dem Weltcup-Wochenende Anfang Dezember steil nach oben. "Seit Winterberg war bei Franz eine fahrerische Steigerung erkennbar", sagte Leopold, der seinen Schützling auch als "Jahrhunderttalent" bezeichnet.

Der entscheidende Sprung kam dann kurz nach dem Jahreswechsel mit dem plötzlichen Wechsel des Schlittens. Der nicht auf Topspeed kommende Bob der österreichischen Firma Wallner, für den sich der viermalige Zweierbob-Weltmeister vor Saisonbeginn entschieden hatte, wurde in der Garage gelassen. Der 28-jährige Oberbärenburger wechselte wieder in das Gefährt des Berliner Instituts FES zurück. Nach anfänglichen Problemen an den feiner reagierenden Lenkseilen beim FES-Bob sah man bei den Fahrten zum Weltcupfinale am Königssee fast schon wieder den alten "Franz" - wie er im deutschen Team gerufen wird.

Im Olympic Sliding Centre absolvierte er bis zum Abschlusstraining am Samstag über zehn Fahrten. "Jeder Lauf bringt da nochmal ein paar Bruchteile einer Hundertstel", sagte Friedrich. Margis war optimistischer: "Der Start ist ähnlich wie in Whistler oder Winterberg und liegt uns gut. Wir sind schnell hier."

Befürchten muss er dennoch in den je zwei Läufen am Sonntag und Montag seine Teamkollegen Johannes Lochner im Wallner-Bob mit Christopher Weber und Nico Walther mit Christian Poser im baugleichen FES-Schlitten. Der Oberbärenburger Vereinskollege, der eigentlich Viererbob-Spezialist ist, überzeugte im Olympia-Winter mit zwei Weltcupsiegen im kleinen Schlitten.

"Die Fahrlinie haben wir uns gut erarbeitet. Ich persönlich mag die Bahn, weil sie anspruchsvoll ist, das liegt mir mehr als sogenannte Autobahnen wie in Innsbruck oder Winterberg", sagte Walther. Lochner haderte mit leichten Problemen im oberen Bereich: "Kurve eins, zwei muss morgen passen, wenn man die nicht trifft, wird es ausschlaggebend sein."

Auf der Hut sein muss Friedrich auch vor dem Kanadier Justin Kripps, der den Gesamt-Weltcup gewann. Und vor dem Lokalmatadoren Won Yun Jong, der den letzten Trainingslauf am Samstag wegließ. Der Weltcup-Gesamtsieger von 2015 fuhr in diesem Winter nur drei Weltcups und trainierte dann in Pyeongchang. Bei der Auslosung hatte der Südkoreaner Pech: Er muss als Letzter mit Startnummer 30 ins Rennen. "Dann wird er es schwer haben", hatte Friedrich schon im Vorfeld zur Konstellation gesagt. Er startet als Siebter. Lochner mit der Startnummer zehn direkt vor Walther.

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