Welt- und Europameister Jürgen Kohler kritisiert Nominierung von Özil und Gündogan

Bonn · Mehr als ein Drittel der Deutschen würden Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach ihrem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht mit zur WM nehmen. Der ehemalige Nationalspieler Jürgen Kohler kritisiert den DFB nach der Nominierung.

Gesprächsstoff bietet der von Bundestrainer Joachim Löw nominierte Kader für das Trainingslager zur Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland immer noch zur Genüge. Und es gibt nicht wenige, die kein Verständnis dafür aufbringen, dass Löw die beiden England-Legionäre Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach ihrem Treffen und den gemeinsamen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur WM mitnehmen will.

36 Prozent der Deutschen würden Özil und Gündogan aus dem deutschen WM-Kader streichen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die „Welt“.

Auch Welt- und Europameister Jürgen Kohler zählt zu denjenigen, die auf Özil und Gündogan verzichtet hätten. „Natürlich dürfen Menschen Fehler machen. Aber die beiden mitzunehmen, ist vom DFB nicht das richtige Signal“, ist er überzeugt. Denn: „So wie Erdogan derzeit sein Land führt, ist das vollkommen konträr zu dem, was die beiden in Deutschland erleben.“

Auch an Teammanager Oliver Bierhoff übt der einstige Star des FC Bayern München, 1. FC Köln und von Borussia Dortmund Kritik. Wenn es richtig sei, dass Bierhoff gesagt habe, man müsse verstehen, „wie Türken ticken“, dann stelle sich doch die Frage: „Wenn sie ein türkisches Herz haben, warum spielen die beiden dann für Deutschland?“

Ebenfalls nicht mit dem Bundestrainer überein stimmt der 52-Jährige in Sachen Manuel Neuer. „Wenn Manuel fit und in Topform ist, dann ist er unbestritten die Nummer eins in der Welt“, sagt Kohler. „Aber er hat ein Dreivierteljahr lang nicht mehr gespielt. Was du vorher geleistet hast, zählt im Hier und Heute nicht mehr. Mir wäre das Risiko zu groß, zumal möglicherweise seine Karriere beendet sein könnte, wenn im Trainingslager die Verletzung noch einmal aufbricht.“

Nachvollziehen kann Kohler indes die Entscheidung gegen Bayern-Stürmer Sandro Wagner. „Sicherlich hat er in dem einen Jahr als Nationalspieler seine Tore gemacht. Aber das eine sind die fußballerischen Qualitäten, das andere ist ein intaktes Mannschaftsgefüge. Für die Gruppe ist Nils Petersen vielleicht der Geeignetere.“ Er könne sich vorstellen, dass dies der Grund für Petersens Nominierung gewesen sei. Im Vergleich zwischen Wagner und dem Stuttgarter Mario Gomez sieht Kohler den VfB-Torjäger klar vorn: „Er hat viel mehr internationale Erfahrung und auch schon ein paar Törchen mehr gemacht.“ Dass der WM-Finaltorschütze von 2014, Mario Götze, zu Hause bleiben muss, findet Kohler „absolut richtig“. Grund: „Bevor er seinerzeit zum FC Bayern ging, war er ein Jahrhunderttalent. Aber mit diesem Wechsel begann für ihn der Weg in eine schlechte Phase. An die Leistung von damals ist er seitdem nie wieder herangekommen; da mag auch seine Krankheit eine Rolle gespielt haben. Doch im Fußball zählen nun mal keine Sentimentalitäten.“

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