Titel verteidigt Frenzel holt erneut Gold in der Nordischen Kombination

Pyeongchang · Auf den Punkt feiert Fahnenträger Frenzel seine Rückkehr an die Spitze. In Pyeongchang wird er zum zweiten Mal Olympiasieger. Sein unwiderstehlicher Antritt lässt auch Coach Weinbuch schwärmen.

 Eric Frenzel lief als Erster über die Ziellinie.

Eric Frenzel lief als Erster über die Ziellinie.

Foto: Daniel Karmann

Die Freudenschreie schon 50 Meter vor dem Ziel, das Küsschen gen Himmel, der Telemark beim Überfahren der Ziellinie - alles war wie immer bei Siegen von Eric Frenzel. Und doch war diesmal alles ganz anders.

Nach seinem zweiten Olympiasieg nach 2014 fiel auf dem Siegertreppchen alle Last von Fahnenträger Frenzel ab. "Mein großes Ziel war es, hier erfolgreich zu sein, dafür habe ich alles andere hinten anstehen lassen", sagte der überwältigte Kombinierer nach seinem Gold-Coup in Pyeongchang. Die Tränen in seinen Augen waren verständlich.

Beim Empfang im Deutschen Haus am Abend waren sie längst getrocknet. Erstmals seit dem Zieleinlauf mit dem kompletten Team zusammen, wurde der Champion frenetisch gefeiert. Die gesamte Crew sang: "Es gibt nur einen Eric Frenzel", und Frenzel ließ seine Mega-Sektflasche kreisen. Alle - auch seine von ihm bezwungenen Teamkollegen - tranken mit und zollten ihrem Besten ihren Respekt. Auch das drückte aus, welcher Teamgeist bei den Kombinierern herrscht.

"Ich habe alles in die Waagschale geworfen. Ich bin am letzten Berg All-in gegangen", sagte Frenzel, nachdem er den Japaner Akito Watabe und Lukas Klapfer aus Österreich auf die Plätze vertröstete. Mit seinem unwiderstehlichen Antritt sprang der 29-Jährige wenige Meter vor dem Ziel davon und war nicht mehr einzuholen. Von seinen Trainern habe er die Anweisung bekommen, dass er in der Spitzengruppe diesmal der "Boss" sein solle, erzählte der strahlende und erleichterte Frenzel. Seine Frau Laura sah gemeinsam mit dem ältesten Sohn Philip bei dem Sieg zu.

"Es ist unglaublich, was für eine Energie er hat, im Kopf vor allem, da ist er brutal stark", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Nach der Rückkehr seines Musterathleten auf die höchste Podeststufe schwärmte der Coach: "Er ist kein normaler Mensch." Zu einem besseren Zeitpunkt hätte Frenzel seine mentale und körperliche Stärke nicht unter Beweis stellen können als an diesem kalten Abend von Pyeongchang.

Auch das nötige Glück stand Frenzel am Mittwoch bei der ersten Entscheidung der Kombinierer zur Seite. In Teamkollege Fabian Rießle sowie den Norwegern Jörgen Graabak und Jan Schmid waren viele schon am Morgen bei der Windlotterie von der Skisprungschanze aus dem Rennen. "Es ist natürlich unglücklich, dass ein Wettkampf so abläuft. Es ist sehr schwierig hier", räumte Frenzel ein. Die nötige Portion Glück hatte er im Vergleich zu einigen Rivalen, doch Frenzel nutzte es auf Schanze wie Loipe auch wie kein Zweiter im Alpensia Nordic Park.

In einem denkwürdigen olympischen Wettbewerb belohnte sich der fünfmalige Gesamtweltcup-Sieger für seinen Fleiß in der Vorbereitung des Saisonhöhepunkts. Er ließ nichts unversucht, um die plötzlich aufgetretene Sprungschwäche abzulegen. Immer wieder arbeitete er an seiner Sprunghaltung, doch es wollte nicht gelingen. Erst die Rückkehr auf das Bindungssystem der vergangenen Saison brachte ihm die nötige Sicherheit zurück. "Mit einem Mal hatte er das Vertrauen zu seinem Ski wieder, die Luftfahrt wurde ruhiger", erzählte Bundestrainer Weinbuch über die Arbeit vor der Abreise nach Südkorea.

Der König der Kombinierer, wie er respektvoll von Freunden und Konkurrenten ob seiner Erfolge in den vergangenen zehn Jahren genannt wird, hat nicht genug, zumal er keinen Sieg überbewertet. Und das macht ihn stark. "Für mich ist der Spaß an der Sache die größte Motivation. Ich mache den Sport nun schon einige Jahre und mache ihn, weil ich ihn gern mache. Ich habe kein Problem, mich im Sommer dafür zu quälen, damit ich im Winter etwas erreichen kann und an meine Leistungsgrenzen komme", berichtet der im oberpfälzischen Flossenbürg lebende Sachse.

An ein Karriereende denkt er nicht: "So lange alles so läuft, wie es momentan läuft, habe ich keinen Grund zu sagen: Ich muss in nächster Zeit kürzer treten oder gar aufhören." Sein Tief im Olympia-Winter hat er nun offenbar hinter sich gelassen. "Zweifel hat man sicher immer mal, die hatte ich in dieser Saison auch. Aber ich wusste, dass mein Ziel die Olympischen Spiele sind. Und das hat mich auch immer wieder stark gemacht, weiter dran zu glauben und weiter an mir zu arbeiten", sagte Frenzel.

Die weiteren deutschen Kombinierer komplettierten bei dem Wettkampf ein starkes Teamergebnis. Johannes Rydzek, der trotz starker Laufleistung nicht ganz nach vorne kam, wurde Fünfter. Fabian Rießle als Siebter und Vinzenz Geiger auf Rang neun verbesserten sich ebenfalls mit starken Leistungen in der Loipe.

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