Zu Gast in Pyeongchang De Maizière: Erfolge sind großartig - Abschied mit Wehmut

Pyeongchang · Das Ressort Sport lag ihm am Herzen. Deshalb fiel Bundesinnenminister Thomas de Maizière der Olympia-Abschiedsbesuch beim deutschen Team in Pyeongchang auch schwer. Mehr als Trost war der tolle Start der deutschen Sportler.

 DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu Gast bei den Rodlern.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu Gast bei den Rodlern.

Foto: Daniel Karmann

Am Ende seines olympischen Abschiedsbesuchs setzte Bundesinnenminister Thomas de Maizière noch sportpolitische Akzente und freute sich über den goldenen Start in Pyeongchang.

"Die Erfolge sind großartig. Ich hoffe, es bleibt so", sagte der aus dem Amt scheidende CDU-Politiker vor seiner Heimreise von den Winterspielen. "Ich reise mit Freude und Dankbarkeit zurück."

Besonders angetan war er von der Stimmung im so gut gestarteten Team Deutschland. "Einen besonders guten Eindruck habe ich von der deutschen Mannschaft, einen noch besseren als bei den Winterspielen 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi", meinte de Maizière. "Die Tonlage untereinander und das Strahlen ringsum habe ich bewusst und positiv wahrgenommen."

Der 2013 zum zweiten Mal ins Amt gekommene Minister des Innern hat sich viel Ansehen im deutschen Sport erworben - und fühlte sich nach den Geschehnissen in Berlin sichtbar gut aufgehoben im Kreis der Olympia-Athleten. "Er ist für Flüchtlinge oder den Terrorbereich zuständig und hat dennoch viel Detailwissen im Sport gehabt", sagte Andreas Bauer, Bundesstrainer der Skisprung-Damen. "Er kannte sich sogar mit der Temperatur der Schlittenkufen aus. Schau'n mir mal, was nachkommt." Als Nachfolger ist CSU-Chef Horst Seehofer vorgesehen.

De Maizière mahnte noch einmal, auch bei einem möglichen, deutlichen Übertreffen der nur 19 Medaillen von vor vier Jahren die Spitzensportreform nicht infrage zu stellen. Deshalb freue er sich, dass im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD enthalten sei, die Reform umzusetzen und dafür "deutlich mehr Mittel" bereitzustellen. "In der Reform steckt ziemlich viel von mir drin, und ich bin überzeugt, dass das jetzt auch voll umgesetzt wird", erklärte er.

Willkommen war die klare Ansage beim Deutschen Olympischen Sportbund. Nicht nur für das Team Deutschland sei die Visite "gerade in den politisch unruhigen Zeiten" ein wichtiges Signal gewesen", betonte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Das kräftige Medaillensammeln solle nichts am Reformeifer ändern. "Was wir mit der Reform tun, wird schwerpunktmäßig in acht, zwölf oder sechszehn Jahren wirken."

Zeit sollte man sich nach Ansicht de Maizières auch für eine deutsche Olympia-Bewerbung lassen, für die sich Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder stark gemacht hatte. "Ich halte den Zeitpunkt in der Tat für zu früh", sagte er. Nach dem Scheitern der Olympia-Projekte von München für 2018 und Hamburg für 2026 müsse eine Strategie für nationale Großsportveranstaltungen entwickelt werden. Bisher habe eine Stadt oder Region "die Idee gehabt, sich zu bewerben" und sei erstaunt gewesen, "dass international keiner beeindruckt" war.

Einen klaren Standpunkt hatte er auch zur Idee, dem gemeinsamen koreanischen Eishockeyteam den Friedensnobelpreis zu verleihen und damit indirekt auch das Internationale Olympische Komitee für die Auszeichnung mit ins Spiel zu bringen. "Um den Friedensnobelpreis bewirbt man sich nicht, sondern leistet gute Arbeit und überlässt es dem Nobelpreiskomitee, zu entscheiden", erklärte er.

Nicht in seiner Macht lag, dass er als (Sport-)Minister der nächsten Bundesregierung nicht mehr angehören wird. "Ich scheide, gerade was den Sport angeht, sehr wehmütig aus dem Amt", bekannte de Maizière. "Die Verbundenheit mit dem Sport kann man, wie Millionen andere, auch weiter zeigen. Dafür muss man nicht Minister des Inneren sein."

Bei seinem Überlegungen, was er nach seinem Ausscheiden machen wird, hat ihm IOC-Präsident Thomas Bach einen "guten Ratschlag" gegeben. "Wenn Du als Minister aufhörst, lehne erstmal alle Angebote im ersten halben Jahr ab, bis sich der Lebensrhythmus geändert hat", berichtete de Maizière. "Das will ich tun."

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