Olympischer Stichtag Sotschi 2014: Putins teure Spiele

Sotschi · 40 Milliarden Euro haben die Olympischen Winterspiele von Sotschi gekostet – eine Rekordsumme. Vier Jahre später werden viele der Sportstätten kaum genutzt.

 Im Glanz der erfolgreichen Sportler: Russlands Staatschef Wladimir Putin mit Eiskunstlauf-Team-Olympiasiegerin Julia Lipnizkaja.

Im Glanz der erfolgreichen Sportler: Russlands Staatschef Wladimir Putin mit Eiskunstlauf-Team-Olympiasiegerin Julia Lipnizkaja.

Foto: dpa

Maria Höfl-Riesch hat in Vancouver schon zwei olympische Goldmedaillen geholt. An diesem 11. Februar 2014 steht sie zum dritten Mal auf dem obersten Treppchen – und ist damit erfolgreicher als Rosi Mittermaier. Bei den Deutschen Alpinen steht nur noch Katja Seizinger vor ihr, die ebenfalls dreimal Gold, dazu aber noch zwei Bronzemedaillen gewonnen hat.

Schon vier Tage zuvor hat die 29-Jährige vom SC Partenkirchen im Mittelpunkt gestanden – als Fahnenträgerin ist sie als erste Sportlerin der deutschen Mannschaft ins Fischt-Stadion eingezogen. Auch vorbei an Russlands Präsident Wladimir Putin, für den die Olympischen Winterspiele von Sotschi zu einem Prestigeprojekt ersten Ranges werden sollen. „Klotzen statt Kleckern“, lautet sein Motto. Umgerechnet 40 Milliarden Euro hat Russland für die Sportstätten und die Infrastruktur in der Region zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus ausgegeben – nie ist Olympia teurer gewesen.

Doch Putin will nicht nur eine perfekte Organisation hinlegen, sondern auch in seinem Land und weltweit mit einem hervorragenden sportlichen Abschneiden protzen. Und das gelingt: 33 Medaillen gewinnen die russischen Sportler, davon 13 goldene, womit sie auf Platz eins des Medaillenspiegels stehen. Doch Putin – und natürlich auch all den anderen Organisatoren – ist offenbar jedes Mittel recht gewesen: Im Anti-Doping-Labor sind, wie später nach Recherchen der ARD bekannt wird, verdächtige russische Proben ausgetauscht worden.

Das IOC erkennt daraufhin einige Medaillengewinne ab, später hebt das Internationale Sportgericht Cas die Strafen wieder auf. Wer nun in manchen Disziplinen Olympiasieger geworden ist, steht auch vier Jahre später nicht fest – und womöglich wird es auch noch dauern, bis es endgültige Klarheit darüber gibt.

Klar hingegen ist, dass viele der Sportstätten von Sotschi einen Dornröschenschlaf fristen. Wie dpa-Reporter Friedemann Kohler, der jüngst die Olympiastadt von 2014 besucht hat, berichtet, macht der große Wintersport mit seinen Weltcup-Events weitgehend einen Bogen um Sotschi. Nur hochklassiges Eishockey wird weiterhin im Großen Eispalast gespielt – durch den HK Sotschi. Einmal im Jahr kreist die Formel 1 durch den Olympiapark. In anderen Hallen gibt es Comedy oder ein Tennis-Trainingszentrum. In die Fischt-Arena hingegen ist der große Fußball eingezogen: Im vorigen Sommer gastierten dort die Mannschaften des Confed-Cups. In diesem Sommer werden sechs Spiele der Fußball-WM dort ausgetragen. Deutschland spielt hier am 23. Juni gegen Schweden.

„Aufgegangen ist hingegen der Plan, im Kaukasus nahe Sotschi Ski-Tourismus anzusiedeln“, schreibt Kohler. Selbst Anfang Februar, wo in Russland gar keine Ferien sind, herrsche oberhalb von Rosa Chutor reger Skibetrieb. Die Abfahrtsstrecke, wo Maria Höfl-Riesch den Grundstein für ihre Kombinations-Goldmedaille gelegt hat, ist zwar entschärft worden, aber immer noch als schwarz und schwierig markiert und ein Höhepunkt für russische Skifahrer.

Und auch das frühere Anti-Doping-Labor hat jetzt eine neue Funktion. Dort ist eine Bar eingezogen, in der es jetzt Cocktails gibt. Sie heißen, wie Kohler schreibt, selbstironisch „Meldonium“ und „B-Probe“, gemixt aus Sambuca, Tequila und Tabasco. Für manch einen Gast sind das sicherlich besondere Dopingmittel.

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