Eishockey Ende der Olympia-Schmach? OAR verliert Auftaktspiel

Pyeongchang · Seit 1992 haben russische Eishockeyspieler bei Olympia kein Gold mehr gewonnen. Seit 2002 gab es gar keine Medaille mehr. Ausgerechnet als Olympische Athleten für Russland soll sich das für den Rekord-Weltmeister ändern. Der Auftakt geht aber daneben.

 Eishockey-Superstar Ilja Kowaltschuk und Russlands Präsident Wladimir Putin.

Eishockey-Superstar Ilja Kowaltschuk und Russlands Präsident Wladimir Putin.

Foto: Grigory Dukor

Nie war die Chance für Russlands Eishockey-Künstler größer. Vier Jahre nach der Schmach von Sotschi begann aber auch das olympische Turnier in Pyeongchang mit einer Enttäuschung.

Überraschend unterlag der große Gold-Favorit mit den Superstars Pawel Dazjuk und Ilja Kowaltschuk zum Auftakt der Slowakei mit 2:3 (2:2, 0:0, 0:1). "Unser Powerplay muss einfach besser werden", sagte der frühere NHL-Top-Stürmer Kowaltschuk nach der Auftaktpleite der Olympischen Athleten für Russland (OAR) am Mittwoch.

Dass das Eishockey-Turnier in Südkorea ohne NHL-Spieler ausgeglichener als erwartet werden könnte, bekamen auch die USA zu spüren, die noch sensationeller gegen den großen Außenseiter Slowenien mit 2:3 nach Verlängerung (1:0, 1:0, 0:2) verloren. Erstmals seit 1994 hatte sich die nordamerikanische NHL als beste Liga der Welt geweigert, ihre Saison für Olympia zu unterbrechen. "Dadurch wird es Überraschungen geben", hatte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl vor dem Turnierstart noch prophezeit. Kanadas Coach Willie Desjardins befand zum selben Thema: "Das ist ein Turnier, das wirklich jeder gewinnen kann."

Dabei gilt das russische Team, das wie alle anderen russischen Athleten wegen des Dopingskandals in Sotschi nur unter olympischer Flagge und unter dem Namen OAR starten darf, als großer Gold-Favorit. Das Team um Dazjuk und Kowaltschuk besteht ausschließlich aus Spielern der heimischen osteuropäischen KHL, die als zweitbeste Liga der Welt gilt. "Wir haben eine großartige Mannschaft", sagte Kowaltschuk, einer von drei ehemaligen Top-NHL-Profis neben Dazjuk und Wjatscheslaw Wojnow. "Wir haben hier ein Ziel: gewinnen", sagte auch Stürmer Michail Grigorenko von ZSKA Moskau.

Solange die nordamerikanische Profiliga ihre Saison zwischen 1998 und 2014 jeweils für Olympia unterbrach und die besten Spieler der Welt schickte, war Rekordweltmeister Russland mehr oder weniger auf einem Niveau mit den anderen Nationen und verpasste stets das ersehnte Gold. Das ist nun anders. "Russland hat auf jeden Fall das Team mit den talentiertesten Spielern", sagte US-Coach Tony Granato.

Für die Eishockey-Großmacht soll unbedingt das erste Olympia-Gold seit 26 Jahren her, um auch Sotschi 2014 vergessen zu machen, als die Sbornaja im eigenen Land im Viertelfinale gegen Finnland verlor. Anders als in anderen Sportarten wurde in Sotschi kein russischer Spieler des Dopings überführt und damit von Olympia ausgeschlossen. Dass das Team dennoch unter dem sperrigen Namen "Olympische Athleten für Russland" starten muss, sollte die Spieler eigentlich zusätzlich motivieren. "Jeder weiß, dass es hart für uns ist, nicht unter unserer Fahne und mit unserer Nationalhymne anzutreten. Das motiviert umso mehr, für unser Land zu spielen", sagte Grigorenko: "Wir sind immer noch Russland." Auch am Mittwoch feuerten gut 1000 angereiste russische Fans ihr Team mit den heimischen Fahnen an.

Torwartfehler von Wassili Koschetschkin kosteten aber den eingeplanten Auftaktsieg. Schnell führte der Favorit 2:0, ehe der Keeper aus Magnitogorsk patzte und die Slowaken noch im ersten Drittel ausglichen. Der Siegtreffer für den Außenseiter fiel gut zwölf Minuten vor Schluss durch Peter Ceresnak in Überzahl.

Auch ohne NHL-Spieler war das Niveau am ersten Tag ordentlich und dürfte ohnehin besser als erwartet werden. "Das wird einige Leute geradezu schockieren", sagte US-Verteidiger Bobby Sanguinetti, der einst für die New York Rangers und Carolina Hurricanes in der NHL spielte. 94 der 300 Eishockey-Olympioniken haben NHL-Erfahrung, hinzu kommen etliche Top-Talente wie der erst 17 Jahre alte Schwede Rasmus Dahlin, der als künftiger Weltstar gilt. Beim NHL-Draft im Sommer, der Zuteilung der weltweit größten Talente eines Jahrgangs, wird Dahlin wahrscheinlich an erster Stelle gezogen. Deutschlands Bundestrainer Marco Sturm erinnerte noch einmal daran: "Es geht immer noch um Gold, Silber und Bronze."

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