Erstmals seit 16 Jahren DEB-Team feiert Viertelfinale mit Mickie Krause

Pyeongchang · Nach einem Krimi steht Deutschland erstmals seit 2002 wieder im Olympia-Viertelfinale. Yannic Seidenberg gelingt in der Verlängerung der Siegtreffer gegen die Schweiz. Schon am Mittwoch geht es gegen Schweden - das deutsche Team fühlt sich auch dafür stark genug.

 Die deutschen Spieler feiern den Sieg gegen die Schweiz.

Die deutschen Spieler feiern den Sieg gegen die Schweiz.

Foto: Peter Kneffel

Zum ersten Viertelfinale bei Winterspielen seit 16 Jahren für das deutsche Eishockey gab es das Olympia-Comeback von Mickie Krause.

Laute Ballermann-Musik des zuvor aus den Stadien in Pyeongchang verbannten Partysängers drang aus der deutschen Kabine nach dem emotionalen 2:1 (1:0, 0:1, 0:0) nach Verlängerung im Alles-oder-Nichts-Spiel gegen die Schweiz.

Gepusht durch das Siegtor von Yannic Seidenberg nach 26 Sekunden in der Overtime fühlten sich die deutschen Cracks danach sogar stark genug für einen Coup am Mittwoch gegen Weltmeister Schweden (13.10 Uhr). Der Einzug ins Halbfinale wäre der größte Eishockey-Erfolg bei Olympia seit Sensations-Bronze 1976.

"Da reden viele heute noch drüber, und das ist natürlich etwas, von dem man träumt", sagte Ex-NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff. "Das ist ein Riesensieg für uns. Da ist man schon stolz drauf. Aber ich hoffe natürlich, dass die Reise für uns noch nicht zu Ende ist."

Im Hintergrund trällerte Krause weiter seine Gassenhauer, die fälschlicherweise zu Beginn des Turniers nach Toren des schwedischen Frauenteams gespielt wurden - in der Annahme, es sei schwedische Musik. Damit war fortan Schluss, bis Seidenberg das deutsche Team nach zähem Spiel gegen die Schweiz endlich erlöste. "Im ersten Moment konnte es man nicht richtig begreifen. Jetzt schauen wir, dass wir morgen irgendwie Schweden schlagen können", sagte der Münchner, der beim deutschen Meister vom Stürmer zum Verteidiger umgeschult worden war und in Angreifer-Manier den Puck ins Schweizer Tor schob.

"Jetzt muss schon ein Verteidiger vor dem Tor stehen, damit wir treffen", witzelte Bundestrainer Marco Sturm angesichts des deutschen Tor-Problems beim olympischen Turnier bislang. Selbst gegen Schweden in der Vorrunde war Deutschland überlegen, traf aber das Tor nicht und verlor unglücklich 0:1. Am Mittwoch gibt es nun Gelegenheit zur Revanche. "Wir können befreit aufspielen", sagte Sturm angesichts des nervösen Spiels im eminent wichtigen Match gegen die Schweiz.

Bei einer Niederlage gegen die schwachen Eidgenossen wäre die Olympia-Bilanz nach vier Partien mit nur einem Sieg nach Penaltyschießen gegen Norwegen bescheiden ausgefallen. Statt des Rückschlags setzte die DEB-Auswahl stattdessen aber den Aufschwung unter Sturm mit dem Viertelfinal-Hattrick bei großen Turnieren fort.

Seit der 39 Jahre alte deutsche NHL-Rekordspieler das DEB-Team 2015 überraschend von seinem Vorgänger Pat Cortina übernahm, geht es mit dem deutschen Eishockey bergauf. Sturm hatte die Mannschaft bereits 2016 und 2017 bei Weltmeisterschaften in die Runde der letzten Acht geführt. Hinzu kam das Olympia-Comeback in der Qualifikation 2016 in Riga. Die Qualifikation für Sotschi 2014 hatte Deutschland unter dem glücklosen Cortina noch verspielt. In Pyeongchang war die Stimmung vor dem Viertelfinale dagegen auf dem nächsten Höhepunkt.

"Das war Werbung für das Eishockey", sagte Kapitän Marcel Goc begeistert, und Stürmerkollege David Wolf sprach gar von einer "Sensation für das deutsche Eishockey", die auch zahlreiche aktuelle und ehemalige deutsche Olympia-Athleten in der Halle bejubelten.

Nürnbergs Leo Pföderl (2. Minute) hatte bereits früh ein böses Schweizer Foul nach nur neun Sekunden gegen den Kopf von Ehrhoff bestraft. Cody Almond bekam dafür die verdiente Fünf-Minuten- plus Spieldauer-Disziplinarstrafe. "Das war heftig. Das gehört nicht zum Eishockey. Der Schweizer checkt in seiner Liga wahrscheinlich das ganze Jahr keinen, und dann kommt sowas. Da habe ich kein Verständnis für", schimpfte Sturm über die böse Attacke.

Durch ein ähnliche Foul eines Norwegers im Spiel am Sonntag hatte Sturm bereits Abwehrspieler Sinan Akdag verloren. Der Mannheimer kann bei Olympia nicht mehr spielen. "Sinan wird morgen abreisen", sagte Sturm nach dem Spiel. Doch Ehrhoff kam zum zweiten Drittel wieder und half mit, nach Simon Mosers Ausgleich (24.) den Sieg zu erkämpfen.

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