Olympischer Stichtag Calgary 1988: Der Beginn einer großen Karriere

Calgary · Georg Hackl fährt bei den Olympischen Spielen in Calgary zu Silber. Es ist der Beginn einer einzigartigen Karriere.

Mit der Empfehlung des Europameistertitels kommt ein 21-jähriger Ur-Bayer nach Calgary. Am Königssee hat der unscheinbare Mann mit markantem Schnäutzer, in hautengem roten Rennanzug die Großen geschlagen - einen Markus Prock aus Österreich genauso wie einen Jens Müller aus der DDR. Georg Hackl steht ganz oben auf dem Treppchen. Und doch der vierte Platz, den Hackl vor dem letzten Lauf der Olympischen Spiele im kanadischen Calgary an jenem 15. Februar belegt, ist jetzt schon ein Erfolg. Auch wenn dem Bayer im dritten Lauf ein schwerer Fehler unterlaufen ist.

Doch dann steht der letzte Lauf an. Und Hackl-Schorch liefert. Und wie. Mit einem fulminanten Konter verbessert er sich auf den zweiten Platz. Nur Jens Müller bleibt einen Wimpernschlag vor dem gelernten Schlosser. Auf seinen zweiten Platz angesprochen, antwortet er: "Ich setz' mich einfach drauf und fahr' obi". Ganz einfach. So ist dieser Hackl-Schorch - gerade heraus, pragmatisch. Doch in erster Linie ist er ein Tüftler, bastelt jede freie Minute an seinen Schlitten und damit an einer einzigartigen Karriere.

Es folgt das Dauer-Duell mit dem Italiener Armin Zöggeler, drei Olympia-Siege und zehn Weltmeister-Titel. Hackl wird zum erfolgreichsten Rennrodler aller Zeiten - gemessen an WM-Titeln und Olympia-Siegen. Denn den Gesamtweltcup kann er nur zweimal gewinnen. 14 Jahre nach seiner ersten Olympischen Medaille soll in Salt Lake City eine weitere hinzukommen. Natürlich soll es Gold werden. Diese will er seinem kürzlich verstorbenem Vater widmen. Tatsächlich fährt er im zweiten Lauf Bahnrekord. Zöggeler ist zur Halbzeit in Reichweite. Im dritten Durchgang gerät aber selbst der zweite Platz in Gefahr. Mit Mühe verteidigt Hackl die Silbermedaille. Es bleibt der zweite Platz. Eine Enttäuschung? Nein. "Die beiden Silbernen rahmen doch die drei Goldenen ein", sagt er später.

Hackl tritt 2006 auch in Turin wieder an. Doch eine Nervenentzündung im linken Arm verhindert eine vordere Platzierung. Es ist der letzte Wettbewerb seiner sportlichen Karriere. Zumindest der offiziellen. Denn Hackl nimmt noch an zwölf Wok-Weltmeisterschaften teil. Neun Mal gewinnt er das TV-Format. Er ist zudem ein erfolgreicher Politiker und Mode-Designer. Gemessen wird er allerdings an seinen großen sportlichen Erfolgen.

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