Olympische Spiele 2016 in Rio Schöneborn könnte die Fahne tragen

BONN · Die Moderne Fünfkämpferin der SSF Bonn zählt zu den fünf Kandidaten, von denen am 5. August einer beim Einmarsch ins Maracana-Stadion die deutsche Mannschaft anführen wird. Jeder kann online seine Stimme abgeben.

 Lena Schöneborn könnte die Fahne tragen.

Lena Schöneborn könnte die Fahne tragen.

Foto: dpa

Lena Schöneborn ist fokussiert. Auf den 18. August. Dann beginnt der Moderne Fünfkampf der Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Tags darauf fällt die Entscheidung. Schöneborns Anspruch: Eine Medaille. Und wenn nicht ihr Pferd scheut oder in einer der anderen vier Disziplinen Unverhofftes passiert, dann soll es möglichst die goldene sein. So wie 2008 in Peking. Die 30-Jährige aus Niederkassel, die auch in ihrer Wahlheimat am Olympiastützpunkt Berlin ihrem Stammverein SSF Bonn jederzeit die Treue gehalten hat, bereitet sich minuziös auf die beiden Wettkampftage vor – derzeit im Höhentrainingslager in Colorado.

Den Konzentrationstunnel will Schöneborn bis zum 18. August so selten wie möglich verlassen. Eine Ausnahme steht fest: Es ist die Eröffnungsfeier der Spiele am 5. August, der Einmarsch der Nationen. Und vielleicht wird ihr sogar eine Ehre zuteil, die diesen Tag zu einem der größten ihrer Sportkarriere werden lässt und ihr einen Eintrag in die Geschichtsbücher beschert: Neben vier weiteren Athleten ist Schöneborn am Samstag nämlich als möglichen Fahnenträgerin nominiert worden.

Fahnenträger seit der Wiedervereinigung

Abstimmen kann jeder über die Internetseite des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), das Ergebnis der Wahl fließt ebenso zu 50 Prozent in die Nominierung ein wie das Votum der übrigen deutschen Olympiateilnehmer. Die Teilnahme an der Zeremonie im Maracana-Stadion stand für Schöneborn von vorneherein fest. „Ich habe mir das gut überlegt. Es gehört für mich einfach dazu, weil es einen gewaltigen Motivationsschub bewirkt“, sagte sie im Gespräch mit dem General-Anzeiger kurz vor ihrem Abflug nach Colorado. Die Rheinländerin befürchtet nicht, dass ihre Leistung unter dem stundenlangen Herumgehen und -stehen leiden könne: „Es schränkt mich nicht ein. Wir Fünfkämpfer sind erst am Ende dran.“ Unter diesen Voraussetzungen sei die Teilnahme „ein Muss“. Nicht ausgeschlossen, dass es ihr zusätzlich versüßt wird. Auch wenn das Thema für sie bis zur Nominierung für den Kandidatenkreis „absolut kein Thema“ gewesen ist.

Eine Ablehnung kam für sie zu keinem Zeitpunkt in Frage. „Nein sagen? Ganz bestimmt nicht“, hatte sie auf die entsprechende Frage des GA schon vor Wochen mit glänzenden Augen geantwortet. Zur Wahl stehen neben Schöneborn drei weitere Olympiasieger und ein Rekord-Europameister. Hockeyspieler Moritz Fürste, Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke, Bahnrad-Sprinterin Kristina Vogel und Tischtennis-Routinier Timo Boll. Wie Fürste stand auch Klimke 2008 und 2012 ganz oben auf dem Podium. „Ich bin einer der 5 Nominierten und nun zählt jede Stimme“, wirbt die 48-Jährige auf ihrer Facebook-Seite. Offenbar überrascht twitterte Vogel, vor vier Jahren in London Olympiasiegerin im Teamsprint: „Oh mein Gott!! Ich Fahnenträger? Ich bin soo stolz, überhaupt in der Top 5 zu sein!!“ Diskus-Riese Robert Harting hatte erklärt, er komme nicht infrage, weil er am 5. August noch gar nicht in Rio sei. Zudem hätten „die sportlichen, vor allem olympischen Erfolge, die Ausstrahlung auf die jeweilige Sportart und den Sport insgesamt sowie die Prägung der Persönlichkeit als Vorbild insbesondere für Kinder und Jugendliche“ eine Rolle bei der Benennung der Kandidaten gespielt, teilte der DOSB mit. Seit Samstag läuft die Abstimmung.

Die fünf Kandidaten

Die Meinung aller deutschen Olympia-Athleten zählt zu 50 Prozent. Die öffentliche Wahl erfolgt bis zum 2. August mit den Medienpartnern ARD, ZDF und Bild-Zeitung. Dann werden die Stimmen beider Gruppen ausgezählt und die Prozentzahlen addiert. Wer die höchste Prozentzahl erreicht, wird Fahnenträger. Bislang hatte stets die Delegationsleitung entschieden, welcher Sportler mit der schwarz-rot-goldenen Fahne die deutsche Mannschaft bei der Eröffnungsfeier anführt. Am 4. August wird der DOSB mitteilen, wer das erste gemeinsame Votum von Sportfans und Athleten gewonnen hat.

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