Olympia Whistleblowerin Stepanowa fühlt sich vom IOC betrogen

Berlin · Die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa fühlt sich angesichts ihres Startverbots für die Rio-Spiele vom Internationalen Olympischen Komitee betrogen.

 Julia Stepanowa darf bei den Olympischen Spielen in Rio nicht starten.

Julia Stepanowa darf bei den Olympischen Spielen in Rio nicht starten.

Foto: Michael Kappeler

"Ich habe schon immer davon geträumt, Olympiasiegerin zu werden, aber das IOC hat mich nicht zu Olympia zugelassen", sagte sie in einem Interview des TV-Senders Sky Sport News. Stepanowa hatte vom IOC keine Genehmigung erhalten, unter neutraler Flagge in Rio zu starten.

"Der internationale Leichtathletikverband hat mir den Status als neutrale Athletin gewährt. Das bedeutet, dass ich meine Sportkarriere fortsetzen kann. Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich das IOC auch für mich einsetzt und mich unterstützt. Aber es passiert das Gegenteil: Ich werde bestraft", kommentierte die Leichtathletin und warf dem IOC obendrein die Verbreitung von Lügen vor.

Ihr Trainer und Ehemann Witali Stepanow befand: "Das System hat sie nicht aufgrund der Sperre bestraft, sondern weil Julia die Wahrheit ans Licht gebracht hat." Wenn das IOC über eine Null-Toleranz-Politik in puncto Doping spreche, sei dies nicht mehr als "ein Lippenbekenntnis für die Öffentlichkeit", sagte Stepanow.

Julia Stepanowa hat nach Angaben ihres Mannes Einspruch gegen die IOC-Entscheidung eingelegt, sie nicht in Brasilien antreten zu lassen. Die 800-Meter-Läuferin war 2013 wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt worden und hatte danach mitgeholfen, das umfassende Dopingsystem im russischen Spitzensport aufzudecken. Sie wird aber nicht vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen, um noch einen Olympia-Start zu erwirken, erklärte Witali Stepanow in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP, dafür fehle das Geld.

Dass Stepanowa keine Startberichtigung für Rio erhalten hatte, sei regelkonform, sagte IOC-Chef Thomas Bach. Stepanowa sei eben auch jahrelang Teil des russischen Systems gewesen und habe "aktiv daran mitgewirkt", urteilte er. "Sie hat ihre Informationen erst preisgegeben, als der Schutz des Systems nicht mehr funktionierte und als sie bereits eine Zweijahressperre erhalten hatte."

Der Chef der US-Anti-Doping-Agentur, Travis Tygart, reihte sich unter die Kritiker der IOC-Entscheidung ein. Tygart erklärte, dies werde Whistleblower zukünftig davon abhalten, sich zu äußern.

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