Olympia Pferde ohne Flugangst: Der teuerste Olympia-Transport

Stanstead/Lüttich · Die teuersten Sportgeräte der Olympischen Spiele fliegen seit Freitag nach Rio. Fast 200 Pferde reisen in Flugzeugen zu den Olympischen Spielen. Dafür bedarf es Spezialisten - und die kommen aus Deutschland.

 Isabell Werth reist mit den Dressurpferden.

Isabell Werth reist mit den Dressurpferden.

Foto: Uwe Anspach

Martin Atocks Lieblingsspruch lautet: "Die Pferde können keine Flugangst haben, weil sie nicht wissen, dass sie 10 000 Meter über dem Erdboden sind." Der Unternehmer weiß, wovon er spricht. Atock ist mit seiner Mülheimer Firma Spezialist für fliegende Pferde und verantwortlich für die teuersten Sportgeräte der Olympischen Spiele.

Nach dem ersten Transport an diesem Freitag vom britischen Stanstead aus fliegen die deutschen Vielseitigkeits-Pferde am Samstag ab Lüttich. "Start und Landung sind anstrengend, da müssen sie sich ausbalancieren", erklärt Jan-Hein Swagemakers, der Tierazt der deutschen Springpferde. "Wenn das Flugzeug erstmal in der Luft ist, dann ist es ruhig und relativ entspannt."

Für den Transport kommen je zwei Pferde in eine Box. Diese hievt ein Gabelstapler in eine Boeing 777. "Sie fressen und saufen", sagt Swagemakers: "Manche dösen auch ein bisschen." Elf Stunden und 40 Minuten Flugzeit sind eingeplant.

"Ich bin schon häufiger mitgeflogen, die verkraften das gut", sagt der Tierarzt. "Das ist weniger wackelig als auf dem Lastwagen." Die fliegenden Pferdetransporte starten und landen in einem flacheren Winkel als Passagiermaschinen.

Pro Nation gibt es nur eine Begleitperson. Bei den deutschen Vielseitigkeits-Pferden ist das Carmen Thiemann, die Pferdepflegerin von Ingrid Klimke. Mit den deutschen Dressurpferden, die am Montag ab Lüttich fliegen, reist Isabell Werth im Spezial-Flieger mit. "Ich bin schon am häufigsten mit Pferden geflogen", berichtet die fünfmalige Olympiasiegerin: "Aber unsere Pferde sind alle noch nie geflogen."

In Rio angekommen, hilft erneut deutsches Knowhow. Vier Wagen des Pferdespediteurs Friedrich Johannsmann aus Steinhagen warten auf die wertvollen Rösser. "Wir schaffen die Strecke zum Olympia-Gelände in 29 Minuten", sagt Johannsmannn, der den ersten seiner vier Spezialtransporter schon im März nach Rio verschifft hatte. "Wir werden immer mit Polizei vorne vorweg und hinterher gefahren." Die neun Flüge aus Europa und den USA sind so geplant, dass sie abends ankommen: "Dann sind die Straßen frei."

Die Vorschriften sind streng. Kontakt zu einheimischen Pferden ist verboten. Selbst die Olympia-Pferde aus anderen südamerikanischen Ländern dürfen nicht über den Landweg nach Rio gebracht werden, sondern müssen einfliegen.

"Unserer Wagen werden nach jeder Fahrt peinlichst desinfiziert", berichtet Johannsman. "Es sollen ja auch alle gesund zurückkommen", sagt der deutsche Pferde-Spediteur, der mit dem in Irland geborenen Atock seit Jahren zusammenarbeitet.

Es geht schließlich auch um sehr viel Geld. Ein echtes Weltklasse-Springferd kostet schnell drei, vier oder noch mehr Millionen Euro. Ein durchschnittlicher "Marktwert von einer Million ist bestimmt nicht zu hoch gegriffen", sagt Johannsmann. Bei insgesamt 200 olympischen Pferden kommt ein nettes Sümmchen zusammen.

Auch der Transport ist nicht billig. Mehr als 20 000 Euro pro Tier werden veranschlagt, First Class für die Reiter ist billiger. Die Transportkosten haben die Rio-Organisatoren übernommen. Nur für die Ersatzpferde müssen die nationalen Verbände zahlen.

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