Olympia Olympia-Seelsorger als ruhender Pol inmitten der Sportler

Köln · Die Teilnahme an Olympia ist für Sportler eine Extremsituation - in der sie vielleicht manchmal auch geistlichen Beistand benötigen. Diakon Rolf Faymonville fährt mit der deutschen Mannschaft als Olympiaseelsorger nach Rio.

 Rolf Faymonville ist der Olympia-Seelsorger.

Rolf Faymonville ist der Olympia-Seelsorger.

Foto: Oliver Berg

Wenn bei Siegen und Niederlagen die Emotionen hochkochen, wenn die Anspannung unerträglich wird oder wenn persönliche Probleme die Sportler belasten - dann will Olympia-Seelsorger Rolf Faymonville der ruhende Pol sein.

Als Vertreter der katholischen Kirche begleitet der Diakon aus Engelskirchen bei Köln die deutsche Olympia-Mannschaft nach Rio de Janeiro. "Ich möchte einfach da sein als Ansprechpartner, der nicht die Leistung im Blick hat, sondern den ganzen Menschen", sagt der 53-Jährige in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.

Zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Thomas Weber wird Faymonville in Rio regelmäßig Gottesdienste anbieten und für persönliche Gespräche zur Verfügung stehen. "Die Teilnahme an Olympia ist für die Sportler sicherlich eine Extremsituation, bei der für den Einzelnen auch plötzlich neue Wendemarken auftauchen können", meint Faymonville. Etwa, wenn Medaillenträume platzen oder eine Verletzung das Aus bedeutet. "Dann ist es wichtig, jemanden zum Reden zu haben."

Während der evangelische Pfarrer Weber aus Gevelsberg ein alter Hase als Olympia-Seelsorger ist - er wird zum sechsten Mal dabei sein -, steht Faymonville vor einer Premiere. Warum die Wahl auf ihn gefallen ist? "Es hat sich gut gefügt", sagt der bärtige Mann schmunzelnd.

Er saß gerade bei der Diakonen-Versammlung, als die Anfrage der Deutschen Bischofskonferenz nach einem Olympiaseelsorger kam. Faymonville war sofort begeistert - aber erst musste mal die Familie gefragt werden. "Wir hatten einen Familienurlaub geplant, bei dem auch unsere drei erwachsenen Söhne mitfahren wollten." Doch Zuhause hätten alle gleich gesagt: "Mach das!"

Extra Urlaub nehmen muss er sich nicht, da die Olympischen Spiele in den nordrhein-westfälischen Sommerferien liegen: Faymonville ist im Hauptberuf Lehrer für Religion, Latein und Musik an einem Gymnasium.

Nach seinem Studium baute der gebürtige Aachener bei den Maltesern die Hospizarbeit mit auf. Als Notfallseelsorger und Trauerbegleiter hat er schon vielen Menschen in schwierigen Situationen Beistand geleistet. Auch Portugiesisch kann er ganz gut: Er war bereits öfter in Brasilien und arbeitete dort mehrere Monate lang bei einem Drogenhilfeprojekt mit.

Für Sport habe er sich schon immer interessiert, sagt der leidenschaftliche Musiker, der mehrere Instrumente spielt und ein Blasorchester leitet. "Ich mache jedes Jahr mein Sportabzeichen." In Rio möchte er sich auch den ein oder anderen Wettkampf ansehen - am liebsten Leichtathletik oder Schwimmen. "Aber ich finde das Riesen-Spektrum sehr faszinierend. Wo erlebt man sonst so viele verschiedene Sportarten und kann so viele Menschen treffen?"

Faymonville ist überzeugt: "Wo Menschen unterschiedlicher Nationen sich fair in Wettkämpfen messen, da bauen sie mit am Frieden."

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