Kommentar zum Abscheiden Deutschland bei Olympia Geld holt Medaillen

Meinung | Rio de Janeiro · Zyniker legten die Aussagen von DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu Beginn der Spiele von Rio de Janeiro so aus: Dass Deutschland ja gar keine Medaillen bei Olympia mehr gewinnen wolle. Dass Dabeisein alles sei – ganz nach der hehren Ursprungsidee von Baron Pierre de Coubertin.

Was dem Anspruch eines Landes, in dem in allen gesellschaftlichen Bereichen der Leistungsgedanke dominiert, sicher nicht gerecht wird: Ausgerechnet im Hochleistungssport also soll der Erfolg nicht mehr wichtig sein? Ein Widerspruch ist das. Und so hatte der DOSB-Chef es auch nicht gemeint, als er vom „deutschen Weg“ sprach. Im Börsenjargon würde man es eine Gewinnwarnung nennen, verbunden mit der freundlichen Bitte an die Journalisten, die Medaillenzählerei nicht zum alleinigen Maßstab für die Beurteilung des deutschen Abschneidens in Brasilien zu machen.

Leider war Hörmanns Gewinnwarnung nur allzu berechtigt. Man kommt nicht umhin, das Abschneiden der deutschen Mannschaft als enttäuschend zu bezeichnen. Dieses Urteil ist nicht auf jene zu münzen, denen die größten Erfolge ihrer Karriere gelungen sind wie Diskuswerfer Christoph Harting, Turner Fabian Hambüchen oder die Beachvolleyballerinnen. Nur das Gesamtbild aber enthüllt die ganze Wahrheit: Und die ist tatsächlich, dass Deutschland, wie Hörmann es zu Beginn befürchtet hatte, in vielen Sportarten nicht mehr konkurrenzfähig ist. Nicht nur in einstigen Paradedisziplinen der Leichtathletik hinkt der deutsche Sport im Weltvergleich der Elite weit hinterher.

Den Anschluss nicht noch mehr zu verlieren, wird eine Herkulesaufgabe – auch für die Politik in der Frage einer effizienten Sportförderung. Dass diese zunächst strukturelle Veränderungen in den Sportorganisationen fordert, ist richtig. Danach wird künftiger Erfolg eine Frage der Investitionen sein. Denn Geld schießt nicht nur Tore, sondern holt auch Medaillen.

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