Wüsten-Wahnsinn: Patriots gegen Seahawks im Super Bowl

Phoenix · Sebastian Vollmer steht im Super Bowl vor der Krönung seiner Football-Karriere.

 Sebastian Vollmer (r) schützt bei den New England Patriots Quarterback Tom Brady. Foto: Cj Gunther

Sebastian Vollmer (r) schützt bei den New England Patriots Quarterback Tom Brady. Foto: Cj Gunther

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Wenn die New England Patriots am Sonntag in Glendale/Arizona im Finale der National Football League NFL Meister Seattle Seahwaks fordern, dann will der rheinische Riese in seinem zweiten Endspiel mit den Patriots endlich den Titel gewinnen.

"Es steckt unheimlich viel Arbeit dahinter und man weiß nicht, ob man es noch einmal ins Finale schafft", sagt der Right Tackle. "Viele Spieler spielen zehn oder 15 Jahre, haben hervorragende Karrieren, schaffen es aber trotzdem nie in den Super Bowl. Von daher will man die Chance schon nutzen und alles geben", sagte Vollmer.

Es wird der Wahnsinn in der Wüste. Der Meister spielt gegen die erfolgreichste Mannschaft des 21. Jahrhunderts. Es gibt ein Quarterback-Duell der Generationen. Und in Vollmer womöglich den ersten deutschen Super-Bowl-Champion - spannender könnten die Voraussetzungen kaum sein. Seattle will das schaffen, was zuletzt Finalgegner New England Patriots 2003 gelungen ist - den Titel zu verteidigen. Vollmer wiederum hofft, nach der Finalniederlage 2012 gegen die New York Giants (17:21) im zweiten Anlauf Meister zu werden.

Im Jahr 2008, als das Endspiel ebenfalls in der Arena in Glendale stattfand und New England gegen die Giants kurz vor Spielschluss verlor, spielte Vollmer noch am College in Houston. Nun kann der 2,03 Meter große und 145 Kilogramm schwere Mann aus Kaarst vor den Augen der Eltern seine NFL-Karriere krönen. Doch mit den Seahawks steht den Patriots ein Team gegenüber, das vor einem Jahr die Denver Broncos im Finale mit 43:8 düpierte.

Seattle stellt die beste Defensive der Liga. Die Patriots sind mit drei Titeln seit der Jahrtausendwende das NFL-Nonplusultra, allerdings datiert der letzte Triumph vom 6. Februar 2005 und Quarterback Tom Brady ist bereits 37 Jahre alt. "Vergangenheit trifft Gegenwart", schrieb "USA Today".

Seattle hat in Russell Wilson einen 26 Jahre jungen Spielmacher und zudem in den gleichaltrigen Richard Sherman oder Kam Chancellor weitere Leistungsträger, die erst noch am Anfang ihrer Karrieren stehen. Angeführt werden die jungen Seeadler vom 63-jährigen Trainer Pete Carroll, der auf Bill Belichick trifft - seinem Nachfolger auf dem Patriots-Chefsessel.

So ausgeglichen beide Teams auch sein mögen, ein Gewinner steht bereits fest. In Carroll und Belichick stehen sich erstmals zwei Trainer mit kroatischen Wurzeln gegenüber. Belichick: "Sieht so aus, dass wir so oder so einen kroatischen Champion haben werden, richtig?"

"Gegen die Seahawks darfst du dir keine Fehler erlauben. Sie haben eine gute Defensive, machen es dir nicht leicht, spielen diszipliniert und schlau. Deshalb müssen wir unser bestes Match abliefern", betont Brady, der zum sechsten Mal im Endspiel steht und bei einem Sieg mit den erfolgreichsten Quarterbacks der NFL-Geschichte, Joe Montana und Terry Bradshaw, gleichziehen würde.

Damit Brady die für ihre Kreativität bekannte Patriots-Offensive in Szene setzen kann, muss Vollmer ihm die Gegner vom Leib halten. Wie viele Profis betonte der Deutsche im Vorfeld, der Super Bowl sei nur ein Spiel wie jedes andere. Anderseits hob Vollmer hervor, dass bei den ersten beiden Spielzügen "eine gewisse Nervosität" mitspiele. Aber dann wisse er, welche Schritte zu machen und wie beim Blocken die Hände zu halten seien.

So reizvoll das Endspiel auch ist, für viele wird es einen faden Beigeschmack haben. Die Vorfälle mit den elf Bällen der Patriots, die beim 45:7-Halbfinalsieg gegen die Indianapolis Colts zu wenig Luft hatten, waren in den Tagen vor dem Saison-Highlight omnipräsent. Vom Duell "Champs versus Cheaters" (Champions gegen Betrüger) war gar die Rede. Die Liga untersucht den Fall zwar, mit einem Ergebnis sei jedoch erst in einigen Monaten zu rechnen, hieß es.

Weitaus kürzer ist die Wartezeit für Richard Sherman. Seine Freundin Ashley ist hochschwanger, der Sohn soll Anfang Februar zur Welt kommen. Gedanken, aufgrund der Geburt womöglich den Super Bowl zu verpassen, hat der Cornerback nicht. "Ich glaube, er wird ein disziplinierter kleiner Mann sein, der seinem Vater einen Gefallen tut und noch ein wenig drinbleiben wird", meinte Sherman mit einem Lächeln.

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Spielerprofil Vollmer

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