WM-Coup: DHB-Team entzaubert Frankreich

Barcelona · Erst gab es ein kollektives Tänzchen auf der Spielfläche, dann klopfte Heiner Brand den deutschen Spielern anerkennend auf die Schultern: Außenseiter Deutschland ist mit einer Handball-Gala gegen Frankreich als Gruppensieger in die K.o.-Phase der WM in Spanien gestürmt.

Zum Abschluss der Vorrunde entzauberte der EM-Siebte in Barcelona den Titelverteidiger mit 32:30 (16:16) und feierte sich für einen glanzvollen Auftritt. Durch den Überraschungssieg sicherte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) Platz eins in der Gruppe A. Im Achtelfinale trifft das Team von Trainer Martin Heuberger am Sonntag in Barcelona auf Mazedonien, den Vierten der Gruppe B.

"Das war für uns ein weiterer Sieg in diesem Turnier, der für uns sehr schön ist, denn er war nicht unbedingt kalkulierbar. Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir den Weltmeister und Olympiasieger geschlagen haben. Aber es war nur ein Sieg, und wir wollen am Sonntag erneut fighten und ins Viertelfinale einziehen", sagte der sichtlich stolze Bundestrainer. Und DHB-Sportmanager Brand lobte: "Sensationelle Mannschaft. Ein Sieg, der hochverdient war. Die Mannschaft war klar besser als die Franzosen. Dazu kann man nur gratulieren, was Mannschaft und Trainer geleistet haben."

Rund 11 500 Zuschauer feierten beide Mannschaften für ein hochklassiges Spiel. Zwei Tage nach dem vorzeitigen Achtelfinal-Einzug durch das 29:21 gegen Montenegro präsentierte sich der Weltmeister von 2007 weiter verbessert. Patrick Groetzki war bester Schütze im DHB-Team mit sechs Treffern.

Vor dem Frankreich-Spiel hatte Bundestrainer Martin Heuberger seine Schützlinge mit einem besonderen Bonbon erfreut. Statt Spielszenen führte er ein Video aus der Heimat vor, das Freunde und Verwandte der Spieler heimlich gedreht hatten. Jenny, Frau von Rückraumspieler Adrian Pfahl, wünschte ebenso viel Glück und Erfolg wie der verletzt zu Hause gebliebene Linksaußen Uwe Gensheimer.

Derart aufgemuntert stürzten sich die Spieler um Kapitän Oliver Roggisch in das vermeintlich ungleiche Duell mit dem Olympiasieger und Titelverteidiger. Während die deutschen Akteure in der Addition auf 1134 Länderspiele kamen, traten ihnen die Franzosen mit der Erfahrung aus 2331 Einsätzen gegenüber.

Die Statistik aber spiegelte sich im Spiel nicht wider. Auf dem olympischen Parkett von 1992 schienen dem Außenseiter Flügel zu wachsen. Mutig und hochmotiviert agierte der EM-Siebte im Angriff und in der Abwehr. Nach der 5:4-Führung (7.) geriet die DHB-Auswahl zwar mit 5:8 (10.) ins Hintertreffen. Doch davon ließ sie sich ebenso wenig beeindrucken wie von zwei frühen Zeitstrafen für Abwehrchef Roggisch oder einer doppelten Unterzahl.

Vielmehr überzeugte Heubergers Team spielerisch. Spielmacher Michael Haaß sorgte mit seinen Nebenleuten für flüssige Kombinationen, mit denen sie ein ums andere Mal die Defensive der Franzosen aushebelten. In der Begegnung auf Augenhöhe wechselten eine deutsche 11:9-Führung (17.) mit einem 11:13-Rückstand (22.). Und auch ein 14:16 (28.) machte der WM-Elfte trotz fünf Toren von Rückraum-Star Nikola Karabatic bis zum 16:16 zur Pause wieder wett.

Der individuellen Klasse der Franzosen um Welthandballer Daniel Narcisse setzte die deutsche Mannschaft Kampfgeist, Entschlossenheit und Teamgeist entgegen. Mit drei schnellen Toren nach Wiederanpfiff setzte sich die DHB-Auswahl auf 19:16 (33.) ab. Beim 21:21 (38.) war der Gleichstand wieder hergestellt. Als dann aber Martin Strobel mit einem Gewaltwurf zum 26:22 (45.) traf, herrschte ungläubiges Staunen im Rund des Palau Sant Jordi. Mit einer Umstellung in der Abwehr brachte Frankreich die Deutschen zwar kurz aus dem Konzept, konnte die Partie aber nicht mehr drehen.

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