Volleyball-Bundestrainer Heynen: Muss "mich kneifen"

Kattowitz · Fragen an Bundestrainer Vital Heynen nach dem sensationellen Einzug ins Halbfinale der Volleyball-WM in Polen.

 Bundestrainer Vital Heynen freut sich über den WM-Halbfinaleinzug. Foto: Andrzej Grygiel

Bundestrainer Vital Heynen freut sich über den WM-Halbfinaleinzug. Foto: Andrzej Grygiel

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Herr Heynen, was ist in den 24 Stunden zwischen der enttäuschenden Leistung bei der 0:3-Niederlage gegen Frankreich und dem grandiosen 3:0-Sieg gegen den Iran mit der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft passiert?

Vital Heynen: Nach so einem Scheißspiel versuchst du die Mannschaft umzudrehen, eine andere Dynamik, einen anderen Biss reinzubringen. Dann hoffst du darauf, dass das Spiel gut losgeht. Und es ist gut losgegangen. Wir lagen in den Sätzen meist in Führung, und der Iran hat uns nach unserer Leistung gegen Frankreich natürlich auch unterschätzt. Entscheidend war aber vor allem, dass ich Biss bei meiner Mannschaft gesehen habe.

Georg Grozer war mit 23 Punkten der alles überragende Spieler.

Heynen: Georg ist im dritten Satz beim Zwischenstand von 9:12 an den Aufschlag gekommen. Dann hat er neun Aufschläge in Serie gemacht: Wahnsinn! Dann kam noch Jochen Schöps rein und hat quasi drei Asse geschlagen. Das ist der Tod für den Gegner auf diesem Niveau. Ich habe vor der WM gesagt, dass wir auch Glück brauchen, um unser Ziel Medaille zu erreichen. Wir hatten bei diesem Turnier das Glück, dass jedes Mal im entscheidenden Moment Spieler über sich hinausgewachsen sind.

Aber warum gibt es trotzdem noch diese Leistungsschwankungen im deutschen Spiel wie zwischen den Duellen gegen Frankreich und den Iran?

Heynen: Jedes Mal, wenn wir gewinnen mussten, haben wir gewonnen. Die Spieler brauchen Druck.

Sie haben ja vor dem Turnier das Ziel Medaille ausgegeben. Haben Sie tatsächlich daran geglaubt, das auch schaffen zu können?

Heynen: Ich habe vor der WM in Kienbaum zu einer Gruppe Journalisten gesagt: Ich danke Polen, dass wir die ganze Zeit von Anfang bis zu den Finalspielen in Kattowitz spielen können. Damals haben alle gelacht. Jetzt ist es tatsächlich so gekommen. Ich habe wirklich daran geglaubt. Aber natürlich muss ich mich auch kneifen: Eine deutsche Mannschaft ist erstmals seit 1974 wieder unter den vier besten Teams der Welt.

Und wenn es jetzt tatsächlich "nur" Platz vier wird?

Heynen: Wir haben schon jetzt eine Super-Super-Super-WM gespielt. Aber natürlich wollen wir auch jetzt tatsächlich die Medaille gewinnen. Das Gute ist: Wir haben jetzt noch zwei Spiele und müssen nur noch eins gewinnen. Die Farbe der Medaille ist uns wirklich egal, Hauptsache, wir holen eine.

Haben Sie einen Lieblingsgegner im Halbfinale?

Heynen: Eigentlich ist das jetzt egal. Egal, wer jetzt ins Halbfinale kommt: Die Teams müssen reisen, wir nicht. Das ist in Sachen Physis sehr wichtig. Klar ist aber auch, dass es extrem schwer wird. Aber wir haben bei dieser WM ja schon andere Sachen geschafft.

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